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„Müssen dem Fach­kräftemangel nachhaltig entgegenwirken“

Welche Möglichkeiten werden gesehen und genutzt, um verstärkt Lehrlinge für den Reinigungsberuf anzuwerben? Ein Rundruf.

Christoph Guserl, Geschäftsführer der Gebäudereinigungsakademie der Wiener Gebäudereiniger BetriebsgmbH (in Abstimmung mit LIM Gerhard Komarek):

Christoph-Guserl„Der Fachkräftemangel betrifft und trifft Österreich branchenübergreifend. Auch in der Reinigungsdienstleistung beklagt man immer dieses leidvolle Thema. Doch unsere krisensichere, erfolgreiche Branche ist für den Facharbeitermangel zum Teil selbst verantwortlich, denn bei knapp 55.000 Beschäftigen zählen wir österreichweit 54 Lehrlinge. Oft fehlt den Betrieben die Motivation, die Führungskräfte von morgen selbst auszubilden. Weit mehr als die Hälfte der Gesamtanzahl an Lehrlingen werden in Wien ausgebildet und besuchen die private Berufsschule für Reinigungstechnik mit Öffentlichkeitsrecht.
Hier ist natürlich zu bedenken, dass unsere Gesellschaft den Beruf des/der ReinigungstechnikerIn nicht sonderlich ernst nimmt, denn nach wie vor steckt in den meisten Köpfen „Putzen kann ja jeder“; dass es sich um einen gleichwertigen Lehrberuf handelt, ist vielen noch ein Fremdwort.
Was wird nun seitens der Landesinnung Wien und der Gebäudereinigungsakademie unternommen, um junge Menschen auf den vielseitigen Job des Reinigungstechnikers/der Reinigungstechnikerin aufmerksam zu machen?
Drei Mal pro Jahr organisieren wir sogenannte Job-Days, bei denen den Jugendlichen das Berufsbild vorgestellt wird. Hier werden nicht nur die Inhalte aufgezeigt, sondern auch Leidenschaft und Aufstiegsmöglichkeiten vermittelt. Im Anschluss an die ca. 1,5-stündige Präsentation werden die Ausbildungsmöglichkeiten, das heißt, die Räumlichkeiten der Akademie gezeigt und in der Arbeitshalle Maschinen ausprobiert. Dieses weckt natürlich das Interesse und bietet den Teenagern Action.
Aufgrund des guten Kontakts zu unseren Mitgliedsbetrieben freuen wir uns sehr, dass nach Abschluss des Rahmenprogramms jene Betriebe, welche Lehrlinge ausbilden dürfen, bereits erste Gespräche mit interessierten jungen Menschen führen und dadurch schon viele Lehrverhältnisse entstanden sind und das hoffentlich auch zukünftig so sein wird.
Die BIWI-Branchenpräsentation, welche das Ziel hat, SchülerInnen der 8. und 9. Schulstufe bei der Berufswahl zu helfen, und bei der an drei Tagen bis zu 250 interessierte SchülerInnen mit deren Lehrkräften die Akademie besuchen, trägt ebenfalls viel bei, die Berufe des Chemischen Gewerbes in den Fokus zu rücken.
Ich glaube, dass man noch viel Engagement und Fleiß in Aufklärungsarbeit investieren muss, und hoffe, dass in den nächsten Jahren viele Mitgliedsbetriebe die Chance erkennen und nutzen, um dem Fachkräftemangel nachhaltig entgegen zu wirken.“

Lehrlingskampagne „Dann mach’s“

Ursula Krepp, Landesinnungsmeisterin OÖ:

Krepp-DSC_2874k„Wir als Landesinnung wissen, dass gerade das Gewinnen von Lehrlingen im ,ersten Bildungsweg‘, also nach Mittelschule und Poly, nicht ganz einfach ist. Aus diesem Grund greifen wir in unserer ,Dann mach’s‘-Lehrlingskampagne drei sehr einfache und prägnante Kernpunkte heraus: Abwechslung, Aufstiegschancen, Verdienstmöglichkeiten.
Diese Themen werden in laufenden Social-Media-Schaltungen und auf der Homepage www.dannmachs.at an die Zielgruppe kommuniziert und können auch von den Unternehmen verwendet werden.
Wesentliche Chancen in der Fachkräfteakquise sehen wir aber auch bei Menschen, die sich umorientieren oder weiterqualifizieren möchten. Hierzu bieten wir in Oberösterreich z.B. mit dem Projekt „Du kannst was“ sowie attraktiven AMS-Förderungen für die Ausbildung von Erwachsenen sehr treffsichere Angebote.“

„Zukunftschancen in den Vordergrund rücken“

Michael Svoboda, Innungsmeister-Stv. NÖ:

Svoboda-Michael„Der Lehrberuf Reinigungstechnik ist leider noch immer von einem negativen Imagebild geprägt. Es muss laufend daran gearbeitet werden, den Beruf und die Zukunftschancen nach dieser Ausbildung in den Vordergrund zu rücken, um so auch das Verständnis nach außen zu verbessern. Nach meinen Erfahrungen sind es auch die Elternteile, die hier teilweise Steine in den Weg legen und den Beruf negativ behaften. Umso mehr sollte stetig das Allgemeinbild der Branche ins bessere Licht gerückt werden.
Weiters fehlen aktuell nicht nur die Lehrlinge, sondern auch die Betriebe, die wir für eine Lehrlingsausbildung gewinnen müssen. Hier sehen wir als Möglichkeit, Zusatzförderung und begleitende Unterstützung für Betriebe anzubieten. Auch das Zusammenbringen von Schulen und Betrieben sind positive Schritte und schaffen Einblick in den Beruf. Viele sehen erstmals neue Lehrlinge als Klotz am Bein anstatt hier auf künftige selbst ausgebildete Fachkräfte zu setzten. Und wir wissen bereits jetzt schon alle, dass diese auf dem Arbeitsmarkt fehlen.
Wir werden als Landesinnung NÖ künftig auch den Fokus auf die Motivation zu dieser Berufswahl in den Schulvorstufen lenken bzw. den Beruf vorstellen und schmackhaft machen. Dazu gehören auch neue moderne Ausbildungsansätze sowie eine Modernisierung des Berufsschulangebotes. Ausstellungen und Spots auf den Berufsmessen sowie Einzelinitiativen werden das Angebot zur Förderung der Anwerbung von Lehrlingen abrunden.“

Projekt „Dein Job ist überall“

Halbrainer Martin, Landesinnungsmeister Vorarlberg:

Halbrainer„Wir nutzen die regionalen Möglichkeiten wie z.B. die Vorarlberger „i“ Ausbildungs-Lehrlingsmesse mit rund 12.000 Besuchern, BIFO, etc. In erster Linie aber bin ich bestrebt, Berufsbild und Zukunftschancen ins Rampenlicht zu führen und dies auch künftig verstärkt über Soziale Medien und generell in der Gesellschaft die entsprechende Aufmerksamkeit anzuregen. Wir starteten vor kurzem ins „neue Zeitalter der DFG- u. ReinigungstechnikerInnen-Berufe“ in Vorarlberg mit einem von mir neu entwickelten und ins Leben gerufenen Projekt:  DEIN JOB IST ÜBERALL“


Neue Lernunterstützung für Lehrlinge

Im Ministerrat wurden Unterstützungen von über 20 Millionen Euro für Lehrlinge beschlossen.

Die Corona-Krise hatte nicht nur Auswirkungen auf den Schulalltag der Schülerinnen und Schüler, sondern vor allem auch auf die Lehrausbildung. Erste Prognosen befürchteten einen Rückgang der Lehrlingsanfängerinnen und -anfänger um bis zu 20 Prozent. Diese Befürchtungen sind laut WKO nicht eingetreten. Die Zahl der Lehrlingsausbildungen nimmt wieder stark zu. Demnach stieg die Zahl der Lehrlinge im ersten Lehrjahr in Unternehmen im Vergleich zum Vorjahr um fast fünf Prozent. „Wir haben unsere Lehrlinge gut durch die Krise gebracht. Auch die Anzahl der Lehrlinge im ersten Lehrjahr steigt an. Diesen Aufwärtstrend werden wir uns nicht von der Omikron-Welle stoppen lassen“, so Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck. Daher stellt das Wirtschaftsministerium auch 2022 zielgerichtete Unterstützungen für Lehrlinge und Lehrbetriebe zur Verfügung.
So fördert das Wirtschaftsministerium Ausbildungsmaßnahmen und Vorbereitungskurse für Lehrabschlussprüfungen durch finanzielle Zuschüsse. Zwölf Millionen Euro stehen für die Teilnahme an Ausbildungsverbundmaßnahmen zur fachlichen Vertiefung, Vermittlung persönlichkeitsbildender Schlüsselqualifikationen oder für neue Entwicklungen im Bereich der Digitalisierung zur Verfügung. Vorbereitungskurse auf die Lehrabschlussprüfung werden mit fünf Millionen Euro gefördert. Zum Nachholen corona-bedingt versäumter Ausbildungsinhalte, insbesondere zu Digitalisierung, steht der Digi-Scheck für Lehrlinge zur Verfügung. Pro Lehrling stehen dieses Jahr bis zu 1.500 Euro zur Verfügung. Gefördert werden maximal drei Kurse mit jeweils bis zu 500 Euro. Dafür stellt das Wirtschaftsministerium zwei Millionen Euro an Fördervolumen bereit. Der Digi-Scheck kann in Absprache mit dem Lehrberechtigten auch während der Arbeitszeit in Anspruch genommen werden.
Neben den finanziellen Zuschüssen wird das bewährte Lehrlingscoaching-Programm „Lehre statt Leere“ (https://www.lehre-statt-leere.at/ ) erweitert. Das Programm unterstützt künftig auch bei Übernahme aus der überbetrieblichen Ausbildung, beim Onboarding und bei der Nutzung neuer Medien. „Gleichzeitig setzen wir auf digitale Lernmethoden“, so Schramböck. In Kooperation mit der Wirtschaftskammer Österreich und dem BMBWF würden speziell für Lehrlinge neue Lehrvideos und Lernmittel für die digitalen Plattformen entwickelt. Dafür stehe eine halbe Million Euro zur Verfügung.
Im Ministerrat wurden laut Schramböck Unterstützungen von über 20 Millionen Euro für Lehrlinge beschlossen. Dieses Geld fließe eins zu eins in die Ausbildung der Fachkräfte von morgen. Man wolle die Lehrlinge nicht nur gut durch die Lehre bringen, sondern sie bestmöglich ausbilden. Daher setze man auf Digitalisierung. Mit digitalen Lernmethoden und digitalen Lehrinhalten gebe man den Lehrlingen das beste Rüstzeug für die Zukunft und künftige Krisen mit.

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