Wozu immer wieder die Marktgröße ermitteln? Ist das rein akademisches Interesse? Nun: Die Entwicklung einer Branche, die ich seit fast 20 Jahren beobachte, ist natürlich auch rein akademisch interessant. Wirklich interessant für unsere Leser wird es allerdings dann, wenn aus diesen Daten auch Schlussfolgerungen für den/ihren Markt gezogen werden können.
Welche Märkte?
In welchen Märkten bewege ich mich und welche gibt es? Sprechen wir nur von der gewerblichen Reinigung? Gehört dazu auch Grünpflege, Winterdienst? Oder ist infrastrukturelles FM gemeint oder gar Facility Management als Ganzes? Das heurige Ranking weist für die Top 50 Dienstleister für das vergangene Jahr einen Gesamtumsatz von deutlich über zwei Milliarden aus und liegt damit auch wieder knapp über dem Vor-Pandemie-Niveau. Diese zwei Milliarden, bestehend aus infrastrukturellen FM-Umsätzen (und vielleicht auch etwas aus Übertreibung, Auslandsaktivitäten und sonstigen Gewerben) sind seit 2003 (641 Millionen) stetig gewachsen. Dellen gab es nur nach der Finanzkrise 2010 und zuletzt durch COVID-19. Der Branchenradar1 (www.branchenradar.com) ermittelt für den enger umfassten Gesamtmarkt der Gebäudereinigung (sehr grob: ohne Catering und Security) ein Volumina für 2021 von 1,6 Milliarden. Die Statistik Austria2 (www.statistik.at) misst mit ihren Leistungs- und Strukturdaten auch Segmente der Reinigung; inklusive Straßenreinigung kommt sie 2019 auf 3,3 Milliarden, bei der allgemeinen Reinigung auf 2,4 Milliarden.
Benchmarking
Benchmarking bestimmt meine Position und meinen Erfolg im Vergleich. Die Top 50 Unternehmen beschäftigen laut Eigenangaben insgesamt fast 55.000 Personen mit einem durchschnittlichen Umsatz pro MitarbeiterIn (Produktivität) von knapp 38.000 €. Die Spanne reicht allerdings von etwa 20.000 bis über 66.000 €. Auffallend ist: Sowohl die Hausbesorger-Spezialisten als auch andere Spezialisten haben überdurchschnittlich zugelegt. Auffallend ist auch, dass die Produktivität trotz deutlich weniger Personal als noch vor der Pandemie gestiegen ist. Man wird durch Krisen offensichtlich auch effizienter!
Nischen
Welche Bereiche weisen ein besonders intensives Wachstum auf? Die Leistungs- und Strukturdaten zeigen (obwohl die Daten nur bis 2019 reichen) doch einige Trends: Die Gebäudereinigung3 wächst ziemlich konstant um 7 % pro Jahr, die Hausmeisterdienste4 um etwa 9-10 %. Der Branchenradar weist für die gesamte Branche ein Wachstum von 5,9 % gegenüber dem Vorjahr aus. Eine besonders dynamische Entwicklung zeigt der gesamte Health-Care-Bereichs mit 16 % und die klinische Reinigung mit 13,1 %. Die nötigen Referenzen könnten sich durch Arbeitsgemeinschaften lösen lassen.
1 BRANCHENRADAR „Gebäudereinigung in Österreich 2022“
2 Statistics Austria Leistungs- und Strukturstatistik
3 Allgemeine Gebäudereinigung N8121
4 Hausmeisterdienste N811
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