Stefan Berchtold im Interview über die Nilfisk-Pläne und den österreichischen Markt
Herr Berchtold, war der Kärcher-Bösch Asset-Deal eine Überraschung oder gab es Anzeichen?
Dass Bösch einen Asset-Deal plant, war uns bekannt, da wir in diese Überlegungen als Mitbieter einbezogen waren. Da wir nach ca. 2,5 Jahren Zusammenarbeit einen guten Einblick in die Organisation von Bösch hatten, hatten wir konkrete Vorstellungen, unter denen wir bereit gewesen wären, einen Asset-Deal zu machen. Wir wussten, dass es zumindest einen weiteren Bieter gab. Dass dies Kärcher war, hatten wir über die Gerüchteküche mitbekommen, wir konnten uns das aber betriebswirtschaftlich nicht vorstellen. Da wir wussten, dass unsere konkreten Vorstellungen dazu führen könnten, dass wir nicht den Zuschlag erhalten, haben wir selbstverständlich von Anfang an an einer Alternative gearbeitet. Diese haben wir mit heutigem Stand fast komplett umgesetzt.
Was lief in der Kooperation bei Bösch und Nilfisk schief?
Aus meiner Sicht war die Kooperation ein wichtiger Meilenstein für unsere zukünftige Ausrichtung. Ohne diese Kooperation wäre das, was für uns jetzt möglich ist, nicht möglich geworden. In den ca. 2,5 Jahren der Zusammenarbeit mit der Fa. Bösch konnte sich die Nilfisk-Advance GmbH Österreich in den Geschäftsbereichen deutlich entwickeln. Uns geht es gut. Das gibt uns heute die Möglichkeit, aus der Stärke heraus den Nilfisk-Produktbereich (grau), der von Bösch vertrieben wurde, problemlos zu übernehmen. Aus diesem Grund habe ich nicht den Eindruck, dass etwas schief gelaufen ist. Ich glaube, es ist eher das Gegenteil der Fall. Die Zusammenarbeit mit der Fa. Bösch und auch die Beendigung der Zusammenarbeit hat uns unseren strategischen Zielen deutlich näher gebracht.
Bis wann vertreibt Bösch noch Nilfisk; wann läuft der Vertrag aus?
Wir haben uns mit Bösch/Kärcher auf ein Ende der Zusammenarbeit am 30.09.2012 geeinigt.
Wie macht Nilfisk-Advance in Österreich weiter?
Die Nilfisk-Advance GmbH Österreich wird weiter wachsen. Wir haben unsere Service- und Vertriebsmannschaft erheblich ausgebaut. Dies überwiegend mit absoluten Branchen-Profis. Unser Back-Office in Salzburg/Bergheim wurde verstärkt. Wir haben ein weiteres Lager in Wien eröffnet. Wir werden aufgrund der Veränderung jetzt in verschiedenen Punkten unsere Leistungsfähigkeit deutlich steigern. Hier möchte ich folgende Schlagworte nennen: „Dienstleistungsqualität, Flexibilität und Geschwindigkeit“. Gepaart mit unserer Philosophie „Ehrlichkeit, Offenheit und Transparenz“, wird Nilfisk in Österreich deutlich präsenter am Markt sein.
Wie sehen Sie die aktuellen Marktverhältnisse und den Mitbewerb?
Österreich hat in der Branche Reinigungstechnik ein unglaublich spannendes Umfeld, wie es in Europa wahrscheinlich einzigartig ist. Zum einen gibt es die zwei Hersteller (Global Player), die mit ihrem Produktprogramm von den Kehrmaschinen, Schrubbmaschinen, Saugern, Hochdruckreinigern, etc. als Vollanbieter am Markt auftreten. Zum zweiten gibt es ein paar Hersteller, die sich als Nischenanbieter spezialisieren. Die Spezialisierung kann in Produkten und/oder in Regionen erfolgen. Zum dritten gibt es einige Händler mit großer bis kleinerer Bedeutung, die unter anderem als Nahversorger dienen. Ich denke, es wird in den nächsten Jahren bei den Händlern zu Konzentrationsprozessen kommen. Wobei die Händler, welche sich als Nahversorger verstehen, nicht an Bedeutung verlieren werden. Für die beiden Global Player gilt natürlich der Anspruch, wie überall auf der Welt, die Marktführerschaft untereinander auszumachen. Was die Nischenanbieter betrifft, werden diese auf Dauer die Ansprüche der national und international tätigen Kunden nur schwerlich erfüllen können. Hier spielt das Dienstleistungsspektrum eine besondere Rolle. Sie sind entweder gezwungen, sich noch tiefer zu spezialisieren oder sich größeren Unternehmen anzuschließen. Wichtig für alle gemeinsam ist es aber, dass ein Wettbewerbsumfeld dafür sorgt, dass der Gesamtmarkt weiter wächst. Ich bin eindeutig der Meinung, dass neben dem Verdrängungswettbewerb in Österreich noch Wachstumspotenzial möglich ist. Denn Produktivität, Gesundheit und Nachhaltigkeit sind und werden bei unseren Kunden die Punkte sein, durch die sie sich selbst von ihren Wettbewerbern abheben können. Hier kann die Reinigungstechnik mit Innovationen in Produkten und Dienstleistungen noch eine Menge Bedarf wecken.
Die Zukunft…
…Nilfisk Österreich wird mit einer neuen Vertriebsstruktur seine Kunden noch mehr in den Mittelpunkt stellen. Wir werden das Geschäft, das unsere Händler mit unseren Produkten machen, ausbauen. Hier haben wir ab dem 01.10.2012 ein spezielles Team, welches nicht nur die Zusammenarbeit mit Händlern versteht, sondern auch dem Händler bei der Vermarktung von Reinigungstechnik eine wertvolle beratende Funktion bieten kann. Des weiteren haben wir ein Außendienstteam, das sich um Kunden bemüht, die den Anspruch haben, direkt mit einem Hersteller zu arbeiten. Das können z.B. Kunden mit dem Anspruch sein, idente Dienstleistungen in allen Ländern zu haben, oder Kunden, die aus anderen Gründen ausschließlich direkt beim Hersteller kaufen wollen. Mein ganz persönliches Erfolgserlebnis ist, dass wir innerhalb einer sehr kurzen Zeitspanne unser Servicetechniker-Netz in Österreich massiv ausbauen konnten. Dies nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ. Ein Baustein zur deutlichen Steigerung unserer Dienstleistungsqualität ist sicher auch hier zu finden.