e-nutzfahrzeuge

„Die zukünftigeMobilität ist elektrisch“

E-Fahrzeuge sind im Fuhrpark heimischer Unternehmen schon längst Fixstarter. Was das Thema „Hybrid-Fahrzeuge“ betrifft, ist die Bilanz noch eher durchwachsen.

Text: Erika Hofbauer

Im PKW-Bereich besteht bereits ein sehr breites Angebot an Elektro-Fahrzeugen, im Nutzfahrzeugsektor ist das Sortiment hingegen noch sehr überschaubar: „Meines Wissen nach gibt es hier nur eine Handvoll Fahrzeuge“, meint etwa Henning Heise, Geschäftsführer des Beratungsunternehmens Fleetconsulting. Er kann die Beliebtheit der Elektrofahrzeuge gut nachvollziehen, sieht die Entwicklung aber zugleich realistisch: „Die Zulassungszahlen von Hybridfahrzeugen haben sich in den vergangenen drei Jahren verdoppelt, von 25.000 bzw. 10,2% auf fast 53.000 bzw. 22,1% der Neuzulassungen. Hybrid ist ein interessanter Antrieb, wenn die Fahrleistung großteils im urbanen Bereich erfolgt und Überlandfahrten die Ausnahme sind.“ Bei Firmen seien sie deshalb beliebt, weil aufgrund der Berechnungsparameter die NoVa wegfalle oder stark reduziert sei, was einen sehr hohen finanziellen Vorteil mit sich bringe. Hier stehe der finanzielle Gedanke im Vordergrund, der ökologische dagegen weit im Hintergrund“, so Heise.

Welchen Stellenwert haben Hybrid-Fahrzeuge seiner Beobachtung nach im Fuhrpark von Dienstleistungsbetrieben wie z.B. Reinigungsunternehmen? Heise: „Es ist primär ein Rechenbeispiel, da Elektrofahrzeuge deutlich teurer sind. Für Objektreinigungs-Unternehmen im urbanen Bereich, die ja eher kürzere Strecken fahren, sind Elektrofahrzeuge sicherlich sinnvoller als Hybride. Einen Mehrwert haben Hybride nur dann, wenn es längere Strecken gibt bzw. eine höhere Zuladung notwendig ist.“

Henning Heise 
Fleetconsulting

Welche Zukunft die alternativen Antriebe haben, hängt seiner Ansicht nach einerseits von den gesetzlichen und fiskalischen Regeln ab, andererseits aber auch vom Verhalten der Anbieter: „Das Elektrofahrzeug ist in der Anschaffung deutlich teurer als ein Verbrenner oder Hybrid. Durch die steuerlichen Vorteile wie Vorsteuerabzug, NoVa Befreiung, Wegfall der motorbezogenen Versicherungssteuer und Sachbezug und durch günstigen Industriestrom ist es aber in einer Total Cost of Ownership-Betrachtung – TCO – günstiger als ein Verbrenner. Ändert sich hier etwas, sieht die Sache schon anders aus.“ Heise beobachtet in diesem Zusammenhang auch eine Art „Preiskrieg“ der Anbieter: Die diversen Preissenkungen bzw. teilweise hohen Rabatte bei Elektrofahrzeugen führten zum Verfall der Restwerte. Zudem herrsche eine sehr große Zurückhaltung auf dem Gebrauchtwagensektor, was die TCO anhebe und zu Kaufzurückhaltung führe. Einige Fahrzeughersteller hätten ihre Aussagen zu einem Ende der Verbrennerproduktion bereits zurückgenommen. „Hyundai hat in den USA ein Patent auf die Feststoffbatterie angemeldet, was bei einer Marktreife eine Revolution im Bereich der Elektromobilität darstellen würde“, sagt Heise. „Dass die zukünftige Mobilität elektrisch sein wird, ist sicher, aber wann und wie schnell, ist fraglich.“

Modernisierung

Nina Fleischhacker-Höfler 
Simacek

Wie sieht die Entwicklung bei heimischen Dienstleistern in Sachen E- bzw. Hybridfuhrpark aus? Für Nina Fleischhacker-Höfler, Head of Marketing bei Simacek, ist die Integration von Elektrofahrzeugen in Unternehmensflotten unverzichtbar für die Modernisierung und Nachhaltigkeit des Fuhrparks: „Wir verfolgen damit eine klare Strategie zur Einführung von Elektromobilität. Ein Commitment aus dieser Strategie ist auch, auf hybride Lösungen zu verzichten und sich konsequent zu echter E-Mobilität zu verpflichten.“

Die Ladeinfrastruktur wird zwar sukzessive ausgebaut, ist aber noch nicht ausreichend vorhanden.

Peter Edelmayer, Geschäftsführer von Dussmann Österreich, sagt, dass man in den nächsten fünf Jahren den Schwerpunkt auf die Beschaffung von E-Fahrzeugen setzen will: „Bei den größeren Bussen für Sonderreiniger ist derzeit der Einsatz von herkömmlichen Verbrenner-Motoren noch das Mittel der Wahl. Dies hängt aber damit zusammen, dass bei dieser Fahrzeugkategorie die Reichweite noch nicht ausreichend für uns ist – wirtschaftlich leistbare Fahrzeuge liegen hier bei rund 200 Kilometern Reichweite. Denn, wenn mehrere Personen im Fahrzeug sitzen und dieses z.B. für eine Stunde geladen werden muss, ergibt das sechs Stunden unproduktive Arbeitszeit.“

Ähnliche Pläne gibt es auch bei ISS Österreich, wie CEO Erich Steinreiber berichtet: „Unser globales Ziel ist es, gruppenweit bis 2027 auf 100 % Elektromobilität umzustellen. In Österreich rechnen wir damit, bis dahin zumindest mehr als zwei Drittel unserer Flotte umgerüstet zu haben. Leider ist die Ist-Situation im Bereich E-Mobility heute noch immer nicht so gut, wie wir uns das wünschen würden: E-Fahrzeuge erreichen nach wie vor keine zufriedenstellende Reichweite; auch die Ladeinfrastruktur, die zwar sukzessive ausgebaut wird, ist weiterhin nicht ausreichend vorhanden. Zudem sind die Anschaffungskosten insbesondere im Nutzfahrzeugbereich wesentlich höher.“ Er freue sich jedoch, dass die Fahrzeug-Flotte am Flughafen Wien in diesem Jahr mit 30 neuen E-Nutzfahrzeugen auf fast 100 % Abdeckung erhöht werden könne: „Hier ist es etwas leichter, da alle Fahrzeuge ausschließlich standortbezogen genutzt und wir daher keine großen Reichweiten benötigen. Für uns ist das ein bedeutender Schritt, auch weil die niedrigen Geschwindigkeiten bei Dieselfahrzeugen, die dort zurzeit im Einsatz sind, auf Dauer zu erheblichen Motorschäden und entsprechenden Kosten geführt haben.“

Ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit werden zukünftig weiter zusammenwachsen.

Knackpunkt Ladedauer

Erich Steinreiber
ISS Österreich

Wie sinnvoll ist für die Betriebe Hybrid-Mobilität unter dem Aspekt der Ladedauer, wenn rasche Zwischenfahrten unternommen werden müssen? „Wir setzen vollständig auf die Umstellung auf Elektrofahrzeuge und verzichten größtenteils auf Hybride, wo es im Sinne der Ladeinfrastruktur jetzt schon möglich ist. Wir sind zuversichtlich, dass die Fortschritte in der Batterietechnologie Bedenken hinsichtlich Reichweite und Ladeinfrastruktur in den kommenden Jahren überwinden werden“, ist Simacek-Marketingchefin Fleischhacker-Höfler überzeugt. Dussmann-Chef Edelmayer sieht in Hybrid-Fahrzeugen keine taugliche Alternative: „Unserer Meinung nach sind sie unwirtschaftlich, damit auch als Übergangslösung unbrauchbar und nur in Ausnahmefällen maximal für einzelne Fahrzeuge denkbar.“ Ähnlich kritisch sieht dies auch ISS Österreich-CEO Steinreiber: „Hybrid-Mobilität gibt mehr Flexibilität aufgrund der alternativen Antriebsmöglichkeiten. Aber je nach Einsatz und Strecke gilt es zu evaluieren, was Sinn macht: Im innerstädtischen Betrieb wahrscheinlich mehr als im nichturbanen Einsatz. Für einen Mitarbeitenden, der von Tirol regelmäßig nach Wien pendelt, wird ein E-Fahrzeug nicht sinnvoll sein und ein Hybrid-Modell mehr Kraftstoff benötigen als ein Benziner oder Dieselfahrzeug.“

Langfristiger Trend

Peter Edelmayer
Dussmann Österreich

Worauf setzen die Unternehmen dann in Zukunft in Sachen Fuhrpark? Simacek-Marketingexpertin Fleischhacker-Höfler sieht langfristig den Trend zur Elektromobilität, dem man auch nachgehe: „Das ist in erster Linie ökologisch ein wichtiger Schritt, aber diese Entwicklung wird auch wirtschaftlich aus unserer Sicht mehr Bedeutung bekommen. Denn die ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit werden zukünftig weiter zusammenwachsen.“ Man sehe es als unternehmerische und gesellschaftliche Verpflichtung, Nachhaltigkeitsbestreben zukünftig weiter konsequent voranzutreiben: „Wir gehen aber auch davon aus, dass uns hier noch viele Innovationen bevorstehen, und wir freuen uns darauf, sie umzusetzen.“ Bei Dussmann werde man, wie Geschäftsführer Edelmayer erläutert, die gesamte Fahrzeugflotte bis 2030 auf vollelektrisch, also CO2-neutral, umstellen: „Wobei die zukünftige Entwicklung des Fuhrparks natürlich auch von der weiteren technologischen Entwicklung in diesem Bereich abhängt.“ Bei ISS Österreich ist geplant, den Fuhrpark weiter schrittweise und sinnvoll auszubauen, aber, so CEO Steinreiber: „E-Mobilität ist für uns wichtig und wird es definitiv auch bleiben. Allerdings ist anzumerken, dass derzeit Reparatur und Instandhaltung bei E- und Hybridfahrzeugen noch relativ teuer sind.“


Elektro-Nutzfahrzeuge

Nissan

Der Townstar EV ist als Kastenwagen in zwei Längen erhältlich sowie als Kombivariante. Das neue Modell verfügt über einen optimierten Antriebsstrang mit intelligentem Energiemanagement und Batteriekühlung. Zusammen mit einem aerodynamischen Design soll dies für einen effizienten Betrieb und eine Reichweite von über 300 Kilometern (nach WLTP) sorgen. Der Elektromotor leistet 90  kW (122  PS). Die 45-kWh-Batterie kann mit Wechselstrom (11  kW oder 22  kW) oder Gleichstrom über den CCS-Anschluss des Fahrzeugs aufgeladen werden. Letzteres soll ein Aufladen von 15 auf 80 Prozent in 37 Minuten ermöglichen.

Renault

Der französische Autobauer hält aktuell drei E-Varianten seiner Modelle im Programm: Den Renault Kangoo Van E-Tech Electric, der in zwei Ausstattungsvarianten, in zwei verschiedenen Längen und mit verschiedenen Aus- oder Umbauten erhältlich ist. Seit Herbst ist der Trafic Van E-Tech Electric als rein elektrisches leichtes Nutzfahrzeug am Markt. Der Master E-Tech Electric ist als Fullsize-Transporter für Verbrennungsmotoren, rein batterieelektrischen Betrieb und zu einem späteren Zeitpunkt auch für die Nutzung von wasserstoffbetriebenen Brennstoffzellen ausgelegt. Der Marktstart ist im Frühjahr.

Ford

Der neu entwickelte Transit Courier bietet 25% mehr Ladevolumen, wodurch 2 Euro-Paletten Platz finden. Außerdem verspricht das Modell einen stärkeren Motor und modernere Konnektivität als mittelgroßer Lieferwagen und Transporter für gewerbliche Kunden. Das Fahrzeug ist auch als reine Elektrovariante erhältlich. Ebenfalls neu ist der Transit Connect, der zunächst als Diesel und danach als Plug-In Version erscheint. Der Transit Custom wird künftig auch als PHEV (Plug-In Hybrid Electric Vehicle) angeboten. 

Volkswagen

2024 präsentiert VW Nutzfahrzeuge jedes Fahrzeug entweder komplett neu oder mit einer Produktaufwertung. Als Weltpremiere stellt das Unternehmen den neuen Transporter vor, der das Trio aus ID. Buzz, Multivan und neuem Transporter komplettiert. Der Multivan wird als PHEV-Allrad-Version im heurigen Jahr ebenso vorgestellt und erhält mehr elektrische Reichweite. Darüber hinaus erhalten der Crafter und der Caddy Produktaufwertungen. Ab 2025 wird VW Nutzfahrzeuge die Nachfolger des heutigen Transporter 6.1 und des Caravelle 6.1 auf den Markt bringen. Damit hat das Unternehmen eine Baureihe entwickelt, die sowohl mit Turbodiesel- als auch mit Plug-in-Hybrid- und Elektroantrieben erhältlich sein wird.

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