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„Vergabe nach messbaren Kriterien und Qualitätspunkten unerlässlich“

Welche Maßnahmen und Rahmenbedingungen wünschen sich die Gebäudereinigungsunternehmen am dringendsten? Ein Rundruf.

Verbesserung der Preispolitik 

Melanie Hacker-Halmetschlager, GF Stutzig & Hacker Hausbetreuung GmbH:

Für die Gebäudereinigung gibt es mehrere Maßnahmen und Rahmenbedingungen, die dringend benötigt werden. Einige aber wurden bereits durch das Ausarbeiten zahlreicher ÖNORMEN seitens der Innung gelegt. Diese regeln unter anderem die maximale Quadratmeterleistung zum Schutz der Arbeiternehmer:innen. Wertschätzung und Anerkennung tragen auch dazu bei, unsere Kolleg:innen zu motivieren und ihren Mehrwert für die Gesellschaft zu festigen. Maßnahmen, welche jedoch unternehmensintern umgesetzt werden können, sind vor allem auch laufende Schulungen, um die Fluktation der Kolleg:innen zu vermindern sowie – wie bereits bereits mehrmals erwähnt – ganz besonders die Wertschätzung unserer Kolleg:innen.

Maßnahmen zur Kontrolle des reglementierten Gewerbes im Bezug auf die Unterhalts- und Gebäudereinigung sind ebenfalls ein Punkt, der zur Verbesserung der Preispolitik wünschenswert wäre. Es gibt einige Unternehmen, welche keine Befähigung haben, diese Reinigung durchzuführen, erleichtern aber durch Dumpingpreisen den Kunden die Entscheidung, wenn es um den Kostenfaktor geht. Aber billiger Stundensatz zu Dumpingpreisen zeigt meiner Meinung nach, dass es hier keine Wertschätzung gegenüber den ausführenden Kolleg:innen gibt. Denn sie müssen mehr Leistung in der gleichen Zeit liefern.

Um das Problem des Arbeitskräftemangels in der Gebäudereinigung zu mindern, wäre die Maßnahme der Politik wünschenswert, das Thema Arbeitslosengeld und die Möglichkeit des Dazuverdienens zu überdenken. Die aktuelle Regelung macht es einfach viel zu attraktiv, nur die nötigen Stunden in der Woche zu arbeiten und mit dem Arbeitslosengeld zusammen „gar nicht mal so schlecht auszusteigen“.


Ö-NORM D2050 als Orientierungshilfe statt zwingender Vorschrift

Michael Lackner, Geschäftsführer Dr. Sasse GmbH:
  • Anpassung der Ö-NORM D2050 als Orientierungshilfe, sprich: Die Ö-NORM D2050 könnte als Orientierungshilfe und Empfehlung dienen, anstatt als zwingende Vorschrift. Dies würde Unternehmen ermöglichen, die Standards auf freiwilliger Basis zu übernehmen und an ihre individuellen Bedürfnisse und Möglichkeiten anzupassen. Eine solche flexible Anwendung könnte zu einer breiteren Akzeptanz und Umsetzung guter Praktiken in der Gebäudereinigung führen, ohne die Unternehmen durch strikte Vorgaben zu belasten.
  • Förderung der Automatisierung in der Gebäudereinigung: Durch den Einsatz von automatisierten Reinigungssystemen und Robotern können Arbeitsabläufe effizienter gestaltet und repetitive Aufgaben reduziert werden. Diese Technologien können rund um die Uhr arbeiten, was die Produktivität steigert und den Mitarbeitern ermöglicht, sich auf anspruchsvollere Tätigkeiten zu konzentrieren. Zudem können automatisierte Systeme konsistente Reinigungsergebnisse liefern und dazu beitragen, Arbeitsunfälle und gesundheitliche Belastungen zu minimieren. Die Schulungsinstitute in der Gebäudereinigung sollten dazu Schulungsprogramme einführen, bzw. es zu einem Bestandteil des LAPs, bzw. Meisters machen, um den Umgang mit diesen Systemen zu fördern.

Die Einhaltung der ÖNORM stärker kontrollieren 

Michael Maurer, Geschäftsführer der WISAG Gebäudereinigung
  • Die Reinigung von Gebäuden ist ein essenzieller Beitrag zu mehr Sicherheit und Gesundheit, da die Verbreitung von Bakterien, Keimen und Viren eingedämmt und das Risiko für Krankheiten minimiert wird. Steigt das Verständnis über diesen enormen Wert unserer Leistungen bei Kunden und Gebäudenutzern, könnte das zum Wohlbefinden und der Produktivität auf beiden Seiten beitragen. Dazu zählt auch, dass die Einhaltung der ÖNORM stärker kontrolliert wird, um Sozial- und Lohndumping einen Riegel vorzuschieben und faire Arbeitsbedingungen zu gewährleisten.
  • Bei den regulatorischen Rahmenbedingungen bräuchte es mehr zielgerichtete und praktische Ansätze. Nachhaltigkeit ist in aller Munde und notwendig, in der Gebäudereinigung sind viele Vorgaben aber nur bedingt umsetzbar. Glasflaschen für Reinigungsmittel etwa gewährleisten nicht die hohe Dichte wie Plastikflaschen, und fallen sie zu Boden, kommt es zu einer unerwünschten Chemikalienfreisetzung. Auch die Sammlung und Entsorgung der Gebinde wirft zahlreiche Fragen auf, die noch nicht geklärt sind. 
  • Zudem ist die bürokratische Belastung für Gebäudereinigungs-Dienstleister enorm. Um die Unternehmen zu entlasten und die Effektivität zu steigern, wäre es wichtig, administrative Hürden abzubauen.

Senkung der Lohnnebenkosten 

Oliver Attensam, Geschäftsführung der Attensam Unternehmens-gruppe:
  • Es gibt mehrere Schrauben, an denen gedreht werden sollte: Die heimische Bauwirtschaft hat in den vergangenen Jahren, nicht zuletzt durch das international höhere Zinsumfeld, einen Dämpfer erhalten und ist fast ausgetrocknet. Zudem werden Immobilieninvestments für viele Menschen auch aufgrund der KIM-Verordnung zusehends schwieriger. Das alles führt zu weniger Neubauten und wirkt sich in weiterer Folge auf die Gebäudereinigung aus – zumindest eine Lockerung bei den Kreditregeln wäre deshalb wünschenswert. 
  • Ein weiteres zentrales Thema sind aber ebenso die Personalkosten, deren Anteil in unserer Branche meist bei knapp vier Fünftel des Umsatzes liegt und die durch die konjunkturellen Entwicklungen in jüngster Vergangenheit ständig gestiegen sind. Eine Senkung der Lohnnebenkosten würde sich auf die Arbeitnehmer- und Arbeitgeberseite gleichermaßen positiv auswirken. 
  • Ein dritter wichtiger Punkt ist eine überlebensfähige Preispolitik – denn Qualität muss auch wertgeschätzt werden. Immerhin tragen wir mit unseren professionellen Reinigungsservices entscheidend zum langfristigen Werterhalt einer Immobilie bei. Deshalb kann ich nur für faire Ausschreibungsbedingungen appellieren, die diesen Umstand in Betracht ziehen.

Das Steuersystem gehört dringend umgebaut

Manfred Belik, Geschäftsführer der B&M Industrie- und Gebäudereinigung GmbH:
  • Die Last durch Steuern und Abgaben ist für viele Erwerbstätige erdrückend. Mit dem Mittelstand, jener Personengruppe, die den Großteil der Steuern abliefert, sollte man einmal eine Gerechtigkeitsdebatte führen. Nicht nur die Unterstützung durch den Staat, sondern in erster Linie die Erwerbsarbeit soll die Basis für Wohlstand und ein sorgenfreies Leben sein. Das Steuersystem gehört dringend umgebaut. 
  • Mittlerweile habe ich den Eindruck, dass das Nichtarbeiten für viele attraktiver ist als das Arbeiten. Die Arbeitslosenversicherung ist zweifellos eine große Errungenschaft. Aber auch hier gibt es Handlungsbedarf, wenn man das System nicht gefährden will. Ganz dringend muss die geringfügige Zuverdienstmöglichkeit abgeschafft werden. Ich kenne die Argumente. Und ja natürlich kann eine geringfügige Beschäftigung während der Arbeitslosigkeit dazu beitragen, dass die Eingliederung in den Arbeitsmarkt schneller und für den Einzelnen auch besser funktioniert. Aber das ist noch lange kein Argument dafür, dass das Arbeitslosengeld aufgebessert werden kann. Warum hat ein Erwerbstätiger nicht die Möglichkeit, sich € 518 pro Monat abgabenfrei dazuzuverdienen? Ich wünsche mir einfach, dass wir unsere Mitarbeiter wieder für Leistung belohnen können, und zwar so, dass es sich für alle auszahlt. Ich möchte keine Diskussionen mehr mit Mitarbeitern führen, die mir erklären, dass sie beim AMS besser aufgehoben wären und deswegen nicht mehr arbeiten möchten. Der Sozialstaat soll sich um jene kümmern, die es wirklich brauchen. Aber ohne Menschen, die bereit sind etwas zu leisten und vielleicht auch einmal die extra Meile zu gehen, werden weder unser Wohlstand noch unser Sozialsystem zu erhalten sein!

Klares Bekenntnis zu Digitalisierung, Innovation und Robotik

Michael Freitag, Geschäftsführer und Country CEO Sodexo Austria:

Als einer der führenden Facility Service-Anbieter erkennen wir bei Sodexo Österreich die dringende Notwendigkeit, die Gebäudereinigung auf ein höheres Niveau zu heben. Im Fokus stehen dabei folgende Maßnahmen und Rahmenbedingungen:

  • Eine Vergabe nach messbaren Kriterien und Qualitätspunkten ist unerlässlich. Dies gewährleistet, dass Dienstleistungen objektiv bewertet und qualitativ hochwertig ausgeführt werden. Die Vergleichbarkeit und schnellere Umsetzung dieser Qualitätspunkte müssen dabei ebenfalls priorisiert werden.
  • Darüber hinaus bedarf es einer Neuorganisation in Bezug auf das Lieferkettengesetz und in den Bereichen Transparenz und Compliance. Diese Elemente sind entscheidend, um ethische Standards einzuhalten und Vertrauen zu schaffen. 
  • Timings sollten realistisch angesetzt werden: Oftmals liegt zwischen Vergabezuschlag und Inbetriebnahme eines Standortes nicht genügend Zeit, um eine seriöse und realistische Umsetzung zu gewährleisten. 
  • Ein weiteres drängendes Thema ist der Arbeitskräftemangel. Es herrscht ein hoher Kostendruck seitens der Vergabe- und Kundenseite, der die Branche stark belastet hat. Besonders in der Reinigung ist der Markt in den letzten Jahren erheblich unter Druck geraten und hat dadurch gelitten.
  • Neue Servicedienstleistungen wie Patienten-Services erfordern spezifische Kalkulationen und Preisbetrachtungen. Diese sollten sich von den traditionellen Dienstleistungsverträgen unterscheiden.

Abschließend ist es wichtig, ein klares Bekenntnis zu Digitalisierung, Innovation und Robotik abzugeben. Diese Technologien sind entscheidend für die Zukunft, jedoch müssen ihre Kosten realistisch berücksichtigt werden. Innovation und Digitalisierung sind essenziell, aber auch kostenintensiv.

Mit diesen Maßnahmen setzt sich Sodexo für eine nachhaltige und qualitativ hochwertige Gebäudereinigung ein, die sowohl den Bedürfnissen der Kunden als auch den Anforderungen des Marktes gerecht wird.


Arbeitsmarktreform gehört umgesetzt

Viktor Wagner Geschäftsführer REIWAG:
  • Die von Bundesminister Kocher fertig ausgearbeitete Arbeitsmarktreform gehört umgesetzt! Nachweislich verdient z.B. eine Arbeitskraft, welche 3 Stunden täglich arbeitet (häufiger Kundenwunsch), unter Nutzung der Sozialleistungen Netto mehr, als das Nettoeinkommen durch Arbeit beträgt.
  • Es wäre sehr wünschenswert, wenn Auftraggeber die Möglichkeit der Tagreinigung häufiger akzeptierten.
  • Noch immer wird die Reinigungsbranche mit einer Vielzahl von Teilzeitbeschäftigungsverhältnissen durch die Berechnung der Ausgleichstaxe pro Mitarbeiter im Verhältnis zu anderen Branchen benachteiligt.

Schlüssel zu FM: Ausbildungsqualität und Mitarbeiterbindung

Andreas Ubl, Geschäftsführer der IFMS Infrastrukturelles Facility Management Service GmbH:

Der Schlüssel, um zukünftig nachhaltige, qualitative Gebäudereinigung bzw. progressives Facility Management anbieten zu könnten, ist das gemeinsame Grundverständnis bei den Themen „Ausbildungsqualität der Professionisten“ sowie „proaktive Mitarbeiterbindung“. Außerdem wäre es unbedingt notwendig, Tagesarbeitsplätze zu schaffen, um den Mitarbeiter*innen Vollzeitarbeit zu ermöglichen. Alle Rahmenbedingungen, die es den Unternehmen erleichtern, Maßnahmen in diesem Kontext zu etablieren, bringen die gesamte Branche voran!


faire Löhne und Arbeitsbedingungen Gewährleisten!

Marc Michael Huemer, elefantenstark gmbh & co og:
  • Ein zentrales Anliegen ist die Gewährleistung fairer Löhne und Arbeitsbedingungen.  Durch die letzten beiden Lohnerhöhungen sind wir das erste Mal in der untersten Lohngruppe auf knapp 2.000 € Brutto. 
  • Gesundheit und Sicherheit spielen eine große Rolle. Es muss auf strikte Einhaltung der Arbeitsschutzvorschriften geachtet und geeignete Schutzkleidung bereitgestellt werden. 
  • Des Weiteren sollten Ausbildungsprogramme eingeführt und gefördert werden, um den Reinigungskräften fundierte Kenntnisse zu vermitteln. Regelmäßige Schulungen zu neuen Techniken, Sicherheitsstandards und umweltfreundlichen Methoden sind wichtig.
  • Technologische Unterstützung kann die Arbeit erheblich erleichtern. Moderne und ergonomische Geräte sollten bereitgestellt werden, ebenso wie digitale Tools zur Arbeitsorganisation und Kommunikation.
  • Sowohl die Gesellschaft als auch die Auftraggeber sollten für die wichtige Rolle der Gebäudereinigung sensibilisiert werden, um die Arbeit der Reinigungskräfte anerkennen und wertschätzen zu können. Initiativen zur Verbesserung des Berufsbildes und zur Bekämpfung von Vorurteilen sind notwendig.
  • Nachhaltigkeit und Umweltschutz sollten ebenfalls gefördert werden. Der Einsatz umweltfreundlicher Reinigungsmittel und effektiver Abfallmanagementsysteme sind dabei entscheidend.
  • Durch die Umsetzung dieser Maßnahmen könnten die Arbeitsbedingungen in der Gebäudereinigung erheblich verbessert werden, was sowohl den Reinigungskräften als auch den Auftraggebern und der Gesellschaft insgesamt zugutekommen würde.

Vertragsbedingungen partnerschaftlich und langfristig gestalten

Matthias Plattner, Geschäftsführung / Direktionsleitung STRABAG Property and Facility Services GmbH:

Reinigung allein ist heute nicht mehr ausreichend – immer mehr Auftraggeber wollen einen Ansprechpartner für das gesamte Dienstleistungsportfolio im Gebäudebetrieb. Wir als STRABAG PFS entwickeln uns deshalb zu einem ganzheitlich denkenden und agierenden Immobiliendienstleister weiter und bieten in den Bereichen TGA (technische Gebäudeausstattung) integriertes Facility Management (bestehend aus technischem und infrastrukturellem FM) das gesamte Spektrum an.

Um die Qualität und Effizienz in der Gebäudereinigung weiter zu verbessern, sind aus unserer Sicht mehrere Maßnahmen notwendig. 

  • Erstens sollten öffentliche Ausschreibungen das Bestbieterprinzip auch tatsächlich umsetzen, anstatt wie bisher den Hauptfokus auf das Preiskriterium zu legen, was zu unverhältnismäßig niedrigen Preisen führt. Die Konzentration auf Leistung und Reinigungsqualität ist entscheidend, nicht die dafür eingesetzten Stunden. Der Fokus auf die billigste Reinigungsstunde erzeugt Kostendruck und führt zu reduzierten Investitionen in hochwertige Reinigungssysteme.
  • Zweitens sollten Vertragsbedingungen partnerschaftlich und langfristig gestaltet werden. Einseitige und umfangreiche Vertragsbedingungen führen oft zu hohen Risikopauschalen und eher kurzfristig angelegten Zusammenarbeiten, während langfristige Partnerschaften die Qualität und Stabilität der Dienstleistungen fördern.
  • Drittens wünschen wir uns Offenheit gegenüber neuen Technologien wie der Robotik. Diese sollten nicht im Voraus ausgeschlossen werden, da sie ein enormes Potenzial für Qualitäts- und Effizienzsteigerungen bieten.
  • Viertens sollte die Integration von Tagesreinigungskräften gefördert werden. Nachhaltigkeit und ESG-Kriterien (Environmental Social, and Governance) spielen eine immer größere Rolle. Derzeit wird Reinigung häufig zu Tagesrandzeiten durchgeführt, was die Attraktivität des Berufsstandes mindert und den Fachkräftemangel verschärft. Eine Umstellung auf Tagesreinigung würde nicht nur die Arbeitsbedingungen verbessern, sondern auch einen wichtigen Beitrag zur sozialen Nachhaltigkeit leisten.

Arbeitsrecht und Arbeitszeitgesetz entrümpeln!

Ursula Krepp, Geschäftsführerein / Gesellschafterin Service Team – Gebäudemanagement GmbH:

Folgende vordringliche Maßnahmen benötigt unsere personalintensive Branche der DFG:

  • Senkung der Lohnnebenkosten – mehr Netto vom Brutto für unsere Dienstnehmer
  • Überbordende, doppelgleisige Berichtspflichten im Rahmen der ESG wie CSRD, ESRS, Taxonomie und Nis 2 abspecken, mehr Zeit für die Umsetzung dieser Berichtspflichten, insgesamt Bürokratie als Bremse der Geschäftstätigkeit reduzieren.
  • Arbeitsrecht und Arbeitszeitgesetz entrümpeln (teilweise 100 Jahre alte Regelungen), um die von den Dienstnehmern gewünschte Flexibilität bei den Arbeitszeiten umsetzen zu können.
  • Geringfügige Beschäftigung bei gleichzeitigem Arbeitslosengeldbezug abschaffen; Sperren des Arbeitslosengeldes nach dritter Selbstkündigung des Arbeitsverhältnisses während der Probezeit durch Dienstnehmer.
  • Keine Berechnung der ORF-Gebühr aufgrund aktiver Kommunalsteuerstellen – das bedeutet exorbitant steigende Kosten für die Unternehmen und ist außerdem ungerecht.

Paradigmenwechsel mit klaren und gleichen Regeln für alle

Peter Edelmayer, Geschäftsführer von Dussmann Österreich:

Was mich besorgt, ist, dass die Entwicklung nach der höheren Wertschätzung unserer Branche während der Corona-Pandemie wieder zum Billigstbieter-Prinzip geht – bei privaten Ausschreibungen wie auch bei Vergaben der öffentlichen Hand und teilweise auch im Gesundheitsbereich. Da wird zu „unglaublichen“ Stundensätzen und geringster Stundenanzahl in Kombination mit Reinigungsmaschinen vergeben, bei denen allseits bekannt ist, dass sich das nicht ausgehen kann. Wer nicht zu diesen Konditionen anbietet, hat oft keine Chance. Daraus resultiert eine fatale Spirale aus billigstem Preis, Einsparen bei den Leistungen und Unzufriedenheit bei Kunden und MitarbeiterInnen. Eine Änderung ist nur möglich, wenn neben der Branche selber auch die Auftraggeber dies mittragen wollen.

Ich plädiere dafür, dass die Branche einen Paradigmenwechsel mit klaren und gleichen Regeln für alle einfordert. Viele Gespräche mit Kunden zeigen mir, dass durchaus Bewusstsein für diese teilweise nicht tragbare Situation vorhanden ist. Die ersten Vergabestellen reagieren bereits darauf, indem sie zum Beispiel ein verpflichtendes Zeiterfassungssystem für die gewerblichen MitarbeiterInnen einfordern. Unter der Bedingung, dass die angebotenen Zeiten dann auch regelmäßig kontrolliert werden und bei Nichteinhaltung entsprechende Pönalen eingefordert werden, sehe ich hier eine Chance, dass die Branche wirtschaftlich agieren kann. Natürlich bedeutet dies auch, dass unglaublich günstige Preise schwieriger möglich sind und unsere Dienstleistungen teurer werden. Doch wir erfüllen ein Grundbedürfnis, das nach Sauberkeit und Hygiene. Stellen Sie sich einen Gesundheitsbetrieb vor, in dem unzureichend gereinigt wird. Hospitalismus als Stichwort. Wer kann das wollen?

Dieses Umdenken stellt eine Win-win-Situation für beide Seiten da: Stundeneinsparungen sind nicht mehr möglich und der Kunde erhält auch tatsächlich die ausgeschriebene Leistung. Neben Wirtschaftlichkeit und Knowhow sollen auch Qualität, ausreichende Ressourcen und realistische Leistungsumfänge als zentrale Punkte jeder Ausschreibung festgelegt werden. Auch das Thema Robotics – wo sinnvoll anwendbar – sollte ein Teil der Ausschreibungen sein. 


Keep it simple. Es muss nicht alles (über)reguliert werden

Thomas Schiefer, Geschäftsführung Österreich von Vebego Facility Services:

Es gibt viele Bereiche die in der Gebäudereinigung dringend geändert/verbessert gehören.

  • Beginnend beim Kollektivvertrag, der über die Jahre so komplex geworden ist, dass ein eigener Anhang erklären muss, wie er überhaupt anzuwenden ist über darin definierte Flächenleistungen die, bei anders definiertem Leistungsumfang oder bei geplantem Maschinen- oder Robotereinsatz, einen Sachverständigen notwendig macht um abzuklären ob Leistungswerte eingehalten werden.
  • Eine Tagreinigung, die verpflichtend in allen öffentlichen Ausschreibungen steht (wo immer möglich) und damit die Reinigungskräfte endlich sichtbarer macht, familienfreundliche Arbeitszeiten ermöglicht und als Vorbild für die Privatwirtschaft dient.
  • Eine Betriebsstättenverordnung, die den Begriff Betriebsstätte auch mal aus dem Blickwinkel der Gebäudereinigung sieht und entsprechend abbildet. Warum ist es notwendig, dass Betriebsstätten, in denen wir regelmäßig arbeiten (besonders in Bürobereichen) neben dem Betreiber von uns nochmals überprüft werden muss, wir dort nochmals ORF Gebühr und im schlimmsten Fall auch nochmals Müllgrundgebühr bezahlen müssen obwohl wir nur den Müll des Auftraggebers in Behälter entsorgen die er schon bezahlt hat? Hätte der Betreiber eine eigene Reinigungskraft wäre das alles nicht notwendig. All das kostet viel Geld (vom Verwaltungsaufwand im Hintergrund gar nicht zu reden), was unsere Dienstleistungen unnötig verteuert.

Diese Beispiele stehen jedoch nur als Synonym für eine dringend notwendige Verwaltungsreform. 
Keep it simple. Es muss nicht alles (über)reguliert werden …

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