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„Den Trend zu Nachhaltigkeit gibt es definitiv“

Round table mit Heinz Ewinger, Geschäftsführer E.MAYR, und Mario Reichel, Geschäftsführer Blitzblank, zu „Entwicklungen und Trends in Beschaffung und Anwendung von Reinigungschemie“

Reinigung aktuell: Die Biozidrichtlinien von der EU sollen, ich will nicht sagen aufgeweicht, aber dieser Green Deal soll angeblich doch ein bisschen vorsichtiger behandelt werden, weil im Moment für die EU die Wirtschaft im Vordergrund steht. Was hören Sie von den Kunden bezüglich Reinigungschemie? Geht es in Richtung Preis? In Richtung Nachhaltigkeit? In welche Richtung geht es?
Heinz Ewinger, Geschäftsführer E.MAYR

Heinz Ewinger: Es geht eindeutig in Richtung nachhaltig. Also alles, was nicht nachhaltig ist, ist im Moment ein No Go. Die Reinigungsprodukte müssen sowieso alle gelistet sein – EU-Ecolabel, Österreichisches Umweltzeichen oder Nordic Swan –, aber genauso auch die Gerätschaften, ob Tücher oder Wischwagen, die müssen auch bereits eine Recyclingquote erfüllen. Das ist ein ganz wichtiges Thema mittlerweile. Gerade unsere Hauptkunden, die Reinigungsdienstleister, verlangen das, weil die Endkunden genau das im Prinzip auch vorgeben. Die Endkunden, zumal die großen, wollen Nachhaltigkeit haben und die sind auch wirklich dahinter. Somit müssen wir als Lieferanten unseren Kunden diese Artikel auch anbieten können.

Mario Reichel: Da kann ich kurz einwerfen – ich mache die gleiche Beobachtung. Uns bei Blitzblank ist schon seit Jahren wichtig, einen möglichst hohen ökologischen Reinigungsmittelanteil zu haben, und der wird mittlerweile zunehmend bei Ausschreibungen auch von unseren Kunden gefordert. Vor einiger Zeit war es noch so, dass man bei unseren Kunden Überzeugungsarbeit leisten musste, dass auch ein Reinigungsmittel, das nicht stark parfümiert ist, gut reinigt. Nach der alten angeblichen Binsenweisheit, wenn es gut riecht, dann ist es auch sauber, was Schwachsinn ist. Da gibt es ein Umdenken. Wie gesagt, es wird bei Ausschreibungen zunehmend gefordert, auch was den ganzen Reinigungsbedarf rundherum anbelangt  – was uns freut, weil es uns auch als Unternehmerfamilie am Herzen legt, ökologisch nachhaltig zu wirtschaften. Ich sehe diesen Trend auch ungebrochen.

Heinz Ewinger: Dem kann ich nur beipflichten. Wir bei E.MAYR sehen es so, dass die Nachhaltigkeit und gerade das Umdenken Richtung echtem ökologischen Wirtschaften die einzige Zukunft sein kann. Mein Bestreben ist es, diesen Planeten so zu hinterlassen, so wie ich ihn als Kind auch erleben durfte. Und mit meinen Möglichkeiten, entsprechend mit einzugreifen, versuche ich auch, diesen Gedanken umzusetzen, nicht nur bei den eigenen Mitarbeitern, sondern genauso bei den Kunden. Nachdem die EU den Green Deal vorgegeben hat, kommt natürlich auch mehr Druck aus dem Markt. 

Mario Reichel, Geschäftsführer Blitzblank

Mario Reichel: Ich würde gerne zur Akzeptanz noch etwas sagen, weil ich vorher gemeint habe, die Akzeptanz der Kunden ändere sich. Wir haben auch festgestellt, was mich auch sehr freut, dass vor allem auch die Akzeptanz unserer Mitarbeiter:innen gegenüber den ökologischen Reinigungsprodukten enorm gestiegen ist. Vor ein paar Jahren waren sie noch enttäuscht, wenn sie ein ökologisches Reinigungsmittel verwenden mussten, weil sie dann glaubten, sie müssten sich mehr anstrengen, weil das Mittel ja nicht so gut wirke. Aber mittlerweile konnten wir unsere Belegschaft zu 100% überzeugen, dass in den Bereichen, wo die ökologische Chemie auch wirklich einsetzbar ist, diese keinen Nachteil für die Reinigungskraft bringt. So wie der Irrglaube war, wenn man die Dosierungsanleitung nicht einhalte, sondern mehr verwende, tue man sich auch auch leichter. Wir wissen, dass das Gegenteil der Fall ist. Da braucht es immer wieder Schulungen und Überzeugungsarbeit, damit das auch entsprechend angenommen wird.

Reinigung aktuell: Wenn man sich anschaut, wie die MA54 es vergibt, ist die Umweltberatung zentral. Ist das wirklich so wichtig?

Heinz Ewinger: In unserem Bereich ist eine Listung essenziell – ohne sie gibt es kaum Möglichkeiten, Produkte zu verkaufen, insbesondere ohne Umweltberatung. Selbst Standardprodukte und herkömmliche Chemikalien müssen gelistet sein, da sie sonst weder bei Endkunden noch bei öffentlichen Auftraggebern angeboten werden können. Diese Vorgabe hat ihre Berechtigung, denn sie sorgt dafür, dass veraltete Formulierungen durch moderne, umweltfreundlichere Alternativen ersetzt werden. Wenn ein Produkt weniger aggressiv ist, eine mildere Herangehensweise ermöglicht und gleichzeitig für Anwender unbedenklich bleibt – bei gleicher Wirksamkeit –, ist das ein klarer Vorteil.

Ökologische Reinigungsprodukte stehen herkömmlichen chemischen Reinigern in nichts mehr nach. Unser neuer Alkoholreiniger, den wir im Herbst gelauncht haben, bietet beispielsweise deutlich mehr Leistung als das vorherige Produkt und erzielt größere Erfolge. Die Entwicklung solcher Innovationen erfordert jedoch Zeit und Feingefühl, um die optimale Zusammensetzung zu erreichen.

Reinigung aktuell: Aber das macht ja der Hersteller, nicht Sie als Händler …

Heinz Ewinger: Wir als Händler produzieren unsere Reinigungsprodukte nicht selbst. Allerdings wird unsere Umweltmarke LiGreen nach unseren eigenen Vorgaben und Vorstellungen hergestellt. Dadurch unterscheiden sich unsere Produkte in manchen Bereichen erheblich von den Originalprodukten der Hersteller.

Reinigung aktuell: Gibt es den Trend zu Nachhaltigkeit, abgesehen von den ausgeschriebenen Aufträgen, die im Wesentlichen von der öffentlichen Hand kommen, so auch im privaten Bereich?

Heinz Ewinger: Ja, definitiv.

Mario Reichel: Das kann ich nur bestätigen. Definitiv. Das ist ein Thema, das unsere Gesellschaft zum Glück mehr und mehr beschäftigt. Das Bewusstsein ist da, und wenn ich die gleiche Dienstleistung zum gleichen Preis nachhaltig bekommen kann, dann entscheiden sich Auftraggeber zunehmend für einen nachhaltigen Anbieter.

Reinigung aktuell: Von den Trends her, gibt es da irgendwelche Neuerungen? Zum Beispiel in Richtung biologische Reinigungsmittel?

Mario Reichel: Es tut sich immer was. Es gibt viele Entwickungen. Die stärkste Dynamik sehe ich aber im Bereich der Hilfsmittel. Mittlerweile gibt es beinahe jedes Reinigungsaccessoire oder jedes Hilfsmittel, in dem Kunststoff vorkommt, auch als Kunststoffrecyclat. Da tut sich wirklich viel.

Heinz Ewinger: Ein aktueller Trend in der Reinigungsbranche sind sogenannte Bakterienreiniger, die mit Hilfe von Mikroorganismen Schmutz effektiv beseitigen und bereits sehr gute Ergebnisse liefern. Zudem gibt es große Fortschritte beim Einsatz von Recyclingmaterialien im Reinigungszubehör. Mopps, Gerätewagen, Tücher und Staubsauger enthalten zunehmend zertifiziertes Recyclat. So werden beispielsweise Kunststoffteile aus recyceltem Material für die Produktion neuer Gerätewagen und Staubsauger verwendet. Auch bei Mikrofasertüchern kommen recycelte Fasern zum Einsatz – ein perfektes Beispiel für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft.

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