Dokumentation und Kontrolle von Verbräuchen erreichen eine neue Dimension.
Keinem Besucher wird es auffallen: Die ersten Filialen einer Fastfood-Kette in Österreich sind mit über 50 Einzelsensoren ausgestattet. Nein, es handelt sich nicht um eine Personenüberwachung im sicherheitstechnischen Sinn, sondern diese Sensorik registriert, wie viele Personen ein- und ausgehen, wie oft der Wasserhahn benutzt wird, ob noch genug Seife oder Duftstoffe in den Spendern ist und wie es um das Handtuchpapier steht. „Der digitale Waschraum“ ist hier das Schlagwort, und die Technologie dahinter ist das senseManagement System des österreichischen Hygieneunternehmens Hagleitner. Sowohl die Besucherfrequenz als auch der Status eines Seifenspenders lassen sich somit per Tablet kontrollieren, dadurch sollen zum Beispiel die Lagerhaltung optimiert und Touren besser geplant werden können. Regelmäßig senden die Sensoren die aktuellen Daten an die Basisstation. Die Basis für den senseManagement-Server bietet die Datenbanktechnologie HANA von SAP.
„Weiterer Mehrwert für die Kunden“
Damit möchte man Berechnungsmodelle schaffen, auf deren Basis sich die Ressourcen für den Waschraum besser als je zuvor vorhersagen lassen. Elektrotechnikingenieur Gernot Bernert, Mitglied der Geschäftsleitung und Prokurist bei Hagleitner: „Das System bietet maximale Transparenz beim Verbrauch, bei der Frequenz und in der Verfügbarkeit und ist damit ein weiterer Mehrwert für unsere Kunden. Wir erreichen damit auch Großverbraucher wie Stadien, Messen oder Krankenhäuser, wo mit dem System senseMANAGEMENT in puncto Personal- und Logistiksteuerung ein Vielfaches an Effizienz möglich ist. Dokumentation und Kontrolle von Verbräuchen erreichen damit eine ganz neue Dimension.“ Vorher habe man Papier verkauft, „heute sind es Kompetenzen“, sagte Bernert kürzlich auf dem Podium der SAP Innovation Days. Ob Handtücher und Bettdecken im Hotel, saubere Operationssäle in Krankenhäusern oder Waschräume auf Flughäfen – bisher habe Hagleitner die entsprechenden Desinfektionsmittel, Spendersysteme und Reinigungsmittel entwickelt und produziert, jetzt gehe man eben noch einen Schritt weiter: „Mit der digitalen Transparenz von Waschräumen schaffen wir die Basis dafür, weitere Zusatzservices anzubieten“ – „Mehrwertdienste“, wie es Bernert nennt.
100 Patente für den digitalen Waschraum
War die Resonanz beim Kunden anfangs verhalten – man war nicht durchwegs überzeugt, dass sich so ein hoher technischer Aufwand im Waschraum wirklich lohnen würde –, so hat man 100 Patente weiter das Interesse beim Kunden nun doch wecken können. Nach der Fast-Food-Kette bestückt ein Krankenhaus neben dem Hagleitner-Hauptsitz der Firma in Zell am See nun seine 1.300 Spender mit entsprechenden Sensoren. Sogar Kreuzfahrtschiffe sind mit „senseManagement“ ausgestattet. Schon vor dem Einlaufen eines Schiffes in den Hafen ist den Kollegen an Land klar, wie viel Toilettenpapier verbraucht wurde, wie viel Seife und wie viele Handtrockentücher in welcher Menge an Bord gebracht werden müssen. „Und zwar weitaus präziser als vorher“, betont Bernert.
Aber nicht nur Kunden erfahren mehr über den Verbrauch in den Waschräumen und können so beispielsweise ihr Personal gezielter einsetzen. Auch bei Hagleitner selbst will man künftig – so das Fernziel – in der Lage sein, genau zu beziffern, wie viel Desinfektionsmittel und Spender für den Einsatz produziert werden müssen. Gezielter produzieren, Lagerraum einsparen, kurzum marktgerecht sowie umwelt- und ressourcenschonend herstellen – das sind die Ziele, die hinter den Aktivitäten stehen. „Alle Kundendaten von Hagleitner zusammengenommen, lassen schnell ein Datenvolumen in Terabyte-Größenordnung entstehen. Dann wird das eigentliche Thema interessant – die Datenanalyse“, so Bernert, der in seinen Vorträgen längst von „Big Washroom Data“ spricht.