Reinigung 2.0

Was uns 2015 beschäftigen wird

Peter Edelmayer
Peter Edelmayer

Das Jahr 2014 war von außen betrachtet ein Jahr ohne gravierende Änderungen in unserer Branche. Dieser Eindruck täuscht aber, denn in den verschiedenen Gremien wurden wichtige Neuerungen vorbereitet, die 2015 in Kraft treten werden. Beim neuen Rahmenkollektivvertrag – speziell der neuen Ö Norm D 2250 – heißt es abwarten, wie er sich tatsächlich auswirken wird, Einschätzungen lassen sich jedoch bereits abgeben, und die sind – auch aufgrund der hohen Erwartungshaltung – durchaus von Skepsis geprägt.

Es war unbestritten dringend an der Zeit, eine neue Lösung für die alte 195m²-Leistungsgröße zu finden. Allein – ob der derzeit vorliegende Entwurf bei Auftraggebern und Kunden zu mehr Transparenz  führen wird, wage ich zu bezweifeln. Schon geringfügige Änderungen der Leistungsdefinitionen hinsichtlich Voll-, Teil- und  Sichtreinigung oder damit hinterlegten maximalen m²-Leistungen erschweren die korrekte Kalkulation der m²-Leistungen. Die Vermischung von Reinigungsarten und Raumgruppen wird eine exakte Abgrenzung zusätzlich erschweren. Zieht man eine aktuelle Ausschreibung heran und verwendet die geforderte Norm als Basis für die Kalkulation, so würde der Preis im zweistelligen Prozentbereich unter dem Vergabepreis bisheriger Ausschreibungen liegen. Das ist betriebswirtschaftlich einfach nicht darstellbar. Ich erwarte daher, dass es für ausschreibende Stellen schwieriger wird, eine korrekte Ausschreibung zu verfassen und entsprechend  zu bewerten. Außerdem eröffnet sich hier Raum für Einsprüche.

Leider wehren sich die Arbeitnehmer-Vertretungen dagegen, Leistungswerte nicht mehr gesetzlich zu verankern – was ich nicht nachvollziehen kann. Ich kenne keinen Kollektivvertrag, der einem Maler vorschreibt, wie viele Quadratmeter er maximal in einer Stunde ausmalen darf oder wie viele Fliesen vom Spezialisten in einem bestimmten Zeitraum verlegt werden dürfen. Warum also in der Reinigung? Jeder weiß, dass so manche Angebote abgeben, die niemals die gültigen Werte einhalten. Zu Konsequenzen kommt es kaum, nur sehr selten zu Einsprüchen. Eine absurde Situation, auf etwas zu beharren, das scheinbar durch die Kräfte des Marktes selbst reguliert wird. Dies erkennt man auch daran, dass so manche Billigstanbieter der letzten Jahre, die z.B. aus Deutschland in Österreich Fuß fassen wollten, wieder vom Markt verschwunden sind.

Ein 2014 heiß diskutiertes Thema, das auch 2015 wichtig sein wird, ist die Tagreinigung. Ich verstehe den Trend, die oftmals gering geschätzte Dienstleistung durch Tagreinigung sichtbar zu machen und somit aufzuwerten. Interessant ist in diesem Zusammenhang jedoch die aktuelle Erhebung der Bundesbeschaffungs GmbH. Demnach finden 70 % der Reinigungsdienstleistung, die öffentliche Auftraggeber über BBG-Verträge beziehen, während des Tages statt. Dem ist nichts hinzuzufügen – bei 70 % durchschnittlichem Tagesanteil in der Reinigung bei einem der größten Auftraggeber des Landes kann sich Österreich durchaus mit anderen Ländern wie etwa Skandinavien messen. Einem durchaus wünschenswerten weiteren Ausbau der Tagreinigung steht aber der überdurchschnittlich hohe Grad an Teilzeitbeschäftigung in der Branche entgegen. Wir haben viele – vorwiegend Mitarbeiterinnen –, die nur genau zu diesen Randzeiten arbeiten können bzw. wollen. Hier ist jedoch auch die Politik gefragt, zum Beispiel ausreichend Kinderbetreuungsplätze zur Verfügung zu stellen, damit Mütter und Väter einer Vollzeitbeschäftigung nachgehen können.

Immer wieder diskutiert wird auch eine Änderung der Behindertenausgleichstaxe. Derzeit gibt es in der Politik Stimmen, die die Taxe nochmals deutlich erhöhen möchten. Da aber die Taxe nach Köpfen und nicht nach Vollzeitäquivalenten berechnet wird, kann dies für große Unternehmen in unserer Branche hohe sechsstellige Beträge bedeuten – bei den bekannt branchenüblich geringen Margen. Positive Initiativen seitens der Innung für eine für alle Seiten tragbare Lösung sollten daher auch 2015 unbedingt unterstützt werden.

Es bleibt also spannend, und Gespräche mit BranchenkollegInnen signalisieren eine durchwegs positive Grundstimmung fürs alte und neue Jahr. Gut so, denn ohne unsere Branche geht’s eben nicht! In diesem Sinne wünsche ich allen KollegInnen ein schönes Fest und Happy New Year 2015.


Mag. Peter Edelmayer ist Geschäftsführer Dussmann Service Österreich. www.dussmann.at


kommentare

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

neueste beiträge