Das Schabenaufkommen ist seit Jahren stabil gleichbleibend – was die Schädlingsbekämpfer durchaus als Erfolg sehen.
Text: Hansjörg Preims
Sie ist überwiegend dämmerungs- und nachtaktiv. Am Tag hält sie sich gern in dunklen Verstecken auf, bevorzugt in Ritzen und Spalten, bei denen sie möglichst Kontakt mit den Wänden hat: die Schabe. Während der Aktivitätsphase in der Nacht verlassen die Schaben ihre Ruheplätze zur Nahrungsaufnahme, ein hoher Prozentsatz der Tiere kehrt später wieder an den alten Ruheplatz zurück.
Das Schabenaufkommen ist seit Jahren stabil gleichbleibend, und das ist aus der Sicht der Schädlingsbekämpfer durchaus als Erfolg zu werten. „Ein Grund dafür mag auch sein, dass Küchenschaben Schädlinge sind, gegen die in der Regel sehr rasch reagiert wird, wodurch man sie auch recht gut in Schach halten kann“, sagt Mag. Miriam Singer, Assanierungsgesellschaft Michael Singer Ges.m.b.H. & Co KG.
In unseren Breiten tummelt sich vorwiegend die Deutsche Schabe, die kleinste Art. Sie kann in allen Betrieben vorkommen. Es gibt zwar noch die amerikanische und die orientalische Schabe, die aber bei uns seltener vorkommen, weil sie es wärmer braucht. Für den Schädlingsbekämpfer macht es aber nur insofern einen Unterschied, um welche Schabenart es sich handelt, als die verschiedenen Arten unterschiedliche Embryonalentwicklungszeiten haben und dementsprechend unterschiedliche Abstände bei der Nachbekämpfung zu berücksichtigen sind. Wobei eine Besonderheit der Schaben ist, dass sie keine Einzeleier ablegen, sondern Eierpakete, die je nach Art eine bestimmte Anzahl von Eiern enthalten. Diese Eierpakete sind chemikalienresistent und lassen so auch Insektizide nicht eindringen, sodass sie auf diese Art und Weise nicht abgetötet werden können. Die Eierpakete werden je nach Art unterschiedlich lange in einer Bruttasche am Hinterleibsende getragen, wodurch leicht eine Verschleppung erfolgen kann. Im Vergleich zu anderem Hausungeziefer haben Schaben eine besonders lange Entwicklungzeit im Ei (Embryonalzeit). Danach schlüpfen die kleinen Schaben aus der Eikapsel. In der Regel schlüpfen nur aus befruchteten Eiern Jungschaben, bislang ist nur bei der Orientalschabe Jungfernzeugung nachgewiesen worden. Die Entwicklungsgeschwindigkeit ist nicht nur von Art zu Art unterschiedlich, sondern auch stark temperaturabhängig.
Lebensmittelverderber und Überträger von Krankheiten
Schaben sind Allesfresser, ihre Bedeutung als Materialschädlinge (organische Materialien wie Gewebe, Leder, Papier) ist aber gering, viel lieber nehmen sie weiche und faulende Lebensmittel und Stoffe auf. So beladen sich die Tiere beim Verzehr bzw. Belaufen von Abfällen mit keimbelasteten Lebensmitteln innerlich und äußerlich mit Mikroorganismen, die dann später durch Belaufen, Erbrechen oder Kotabgabe zur Verunreinigung führen können. Eine große Gefahr sind sie deshalb als Lebensmittelverderber oder als Überträger von Krankheiten über den Verzehr von Lebensmitteln oder den Gebrauch von verunreinigten Gegenständen. Die eventuell möglichen Infektionswege u.a. in Kantinen sind vielgestaltig und werden häufig nicht bedacht. Warme, oft auch überheizte Räumlichkeiten mit hoher Luftfeuchtigkeit (Küchen, Backstuben, Schankräume, Heizungskeller, Bad und Toiletten) werden meist bevorzugt.
Hygienemaßnahmen
Nun kann nur durch professionelle Reinigung ein Schabenaufkommen nicht minimiert werden. „Sehr wohl aber kann durch Hygienemaßnahmen ein Befall schneller entdeckt und somit auch schneller bekämpft werden“, weiß Expertin Singer.
Im Lebensmittelbereich sind die Betriebe dazu verpflichtet, ein Schädlingsmonitoring, also eine dauerhafte Überprüfung durchzuführen. Diese findet in den meisten Betrieben viermal jährlich statt, in manchen Betrieben mit sehr sensiblen Bereichen kann es aber auch öfter erfolgen, bis zu einmal monatlich. Bei Küchenschaben erfolgt diese Überprüfung vorwiegend mit Hilfe von Klebeflächen mit einem Lockstoff, auf dem die Schaben kleben bleiben. Auf diese Weise kann relativ schnell festgestellt werden, ob es einen Schabenbefall gibt oder nicht. Und wenn ja, gilt es, schnell zu reagieren und eine Bekämpfung durchzuführen. „Natürlich“, so Singer, „ist auch die Sichtkontrolle wichtig, aber das ist schwierig, weil die Tiere eben dämmerungs- und nachtaktiv sind. Am Tag wird man sie also nicht sehen, es sei denn, der Befallsdruck ist schon so massiv, dass die Tiere keine Versteckmöglichkeit mehr haben.“
Bekämpfung
Die Bekämpfung erfolgt hauptsächlich mit Gel-Ködern, die punktweise ausgebracht werden. Das Gel wird von den Schaben aufgenommen und sie sterben dadurch ab. Nicht abtöten kann man dadurch die von den Schaben abgelegten Eierpakete. Deshalb ist nach einer gewissen Zeit – entsprechend der Embryonalentwicklungszeit der Schabenart – eine Nachbehandlung durchzuführen, damit auch die nachkommende Generation abgetötet wird. Bei der Deutschen Schabe zum Beispiel wird nach ca. fünf Wochen eine Nachbekämpfung durchgeführt. Auch die Bekämpfung mit Flüssig-Insektiziden ist eine Möglichkeit, allerdings nicht dort, wo das Insektizid nicht mit Lebensmitteln in Berührung kommen kann.
Blinde Passagiere
Wie die Schaben eingeschleppt werden, ist schwer einzugrenzen. Im privaten Bereich werden sie meistens mit Lebensmitteln eingeschleppt. In den industriellen Bereichen bzw. Großküchen ist zum Beispiel auch eine Einschleppung als „blinde Passagiere“ durch Lieferanten wie Getreidebetriebe oder Verpackungszulieferer möglich.
Innerhalb eines Gebäudekomplexes geschieht die Ausbreitung auch aktiv. Versorgungsschächte, Müllschlucker oder Lüftungsschächte dienen oft als Verbreitungswege, sogar Fernwärmeschächte werden benutzt, um von Haus zu Haus zu gelangen. Die Ausbreitung innerhalb eines Gebäudes kann durch bauliche Maßnahmen (Abdichtung von Ritzen, Fugen und Durchbrüchen) erschwert bzw. verhindert werden. Essensreste und Müllbeutel sind abends in die Mülltonne zu bringen, um den Tieren möglichst die Nahrung zu entziehen.