Gerhard Wildner, WISAG über die Situation in Österreich.
In Deutschland wurde letzten April die „Studie zur Wirtschaftlichkeit der Fremdreinigung im Vergleich zur Eigenreinigung bei der Öffentlichen Hand am Beispiel der Kommunen“ veröffentlicht (s.S.22). Diese Studie widerlegt im Wesentlichen drei „Vorurteile“: 1. Eigenreinigung ist mindestens so wirtschaftlich wie Fremdreinigung, 2. die Reinigungsqualität ist bei Eigenreinigung in der Regel höher als bei Fremdreinigung und 3. die Mitarbeiter eines externen Dienstleisters sind sozial schlechter gestellt. Aus meiner – der österreichischen Sicht – ist dazu folgendes anzumerken:
Ad Personalkosten
Meiner Meinung nach ist die Situation in Wirklichkeit für die österreichischen Gemeinden beim Eigenpersonal noch viel ungünstiger, als die Studie errechnet. Wie so oft werden leider Äpfel mit Birnen verglichen, um über eine negative Lage hinwegzutäuschen. So werden zum Beispiel monatliche Bruttolöhne – also ohne Lohnnebenkosten – den Dienstleistungsrechnungen gegenübergestellt. Fehlzeiten werden – wenn überhaupt – von anderen Gemeindemitarbeitern abgedeckt, die auf anderen Kostenstellen laufen, wodurch sich keine Kostenwahrheit ergibt. Krankenausfälle bei Gemeinden sind in der Regel bis zu 3 x höher als bei externen Dienstleistern. Urlaube werden meist nicht 1:1 ersetzt, wodurch im Vergleich zum externen Unternehmen von der Eigenreinigung eine deutliche geringere Leistung erbracht wird. Generell wird in den Gemeinden die Rekrutierung neuer Mitarbeiter, die gesamte Koordinierung des Personals, die Schulung, die Betreuung und der nicht geringe administrative Aufwand überhaupt nicht in den Kalkulationen berücksichtigt. Fahrkosten, Maschinen, Chemie, Material, Bekleidung, Schutzausrüstungen etc. etc. werden nur selten Kostenstellen zugeordnet, wodurch wiederum die Kostenwahrheit leidet. Zusammenfassend: Seitens der Gemeinden liegen in der Regel keine transparente Vollkostenrechnungen für die Reinigung vor. Bei der Fremdreinigung hingegen wird 12 x eine Rechnung gelegt, die alles enthält – also Kostenwahrheit transportiert – und wo sämtliche Leistungen transparent und planbar sind. Das von der deutschen Studie errechnete Potential zu Gunsten der Fremdreinigung ist meiner Meinung nach zu gering bemessen.
Ad Reinigungsqualität
Auch hier muss in Betracht gezogenen werden, was denn da exakt verglichen wird. In Gemeinden – die sich ja keinem externen ökonomischen Mitbewerb stellen müssen – werden sehr selten Vorgaben gemacht, wie eine effiziente gleichmäßige Leistungserbringung zu messen bzw. zu gewährleisten ist. Der externe Dienstleister, dessen Kerngeschäft all das ist, kann und muss alles messen und bewerten. Er kann auch in Abstimmung mit den Gemeindevertretern ein Leistungsspektrum in verschiedenen Intervallen entwickeln, die es der Gemeinde ermöglicht, alles nachzuvollziehen. Das Know-how und das technisch ausgereifte Equipment und der Wettbewerbsdruck treiben den externen Dienstleisters immer weiter an, noch weiteres Einsparungspotential zu finden, das wiederum der Gemeinde zugute kommt.
Ad Mitarbeiter der Fremdreinigung
In Österreich unterliegen alle Mitarbeiter eines externen Reinigungsbetriebes dem jeweils aktuell gültigen gesetzlichen Kollektivvertrag. Alle Mitarbeiter von Reinigungsfirmen sind allen anderen gleichgestellt. Es gibt keine Schlechterstellung. Es ist aber durchaus möglich und sinnvoll – wir machen das zum Beispiel – dem Wunsch einer Gemeinde zu entsprechen, nur Mitarbeiter aus der Region zu beschäftigen und damit ein harmonisches und soziales Miteinander zu gewährleisten.
Fazit: die Deutsche Studie ist im Ergebnis vielleicht sogar etwas zu vorsichtig. In jedem Fall dokumentiert sie Tatsachen, die ohnehin einleuchtend bekannt sind: Eine Ausgliederung der Reinigungsleistung bringt nur Vorteile für eine Gemeinde, weil eine nachvollziehbare Kostenoptimierung den Gemeindehaushalt entlastet.
Gerhard Wildner ist Geschäftsführer der WISAG Gebäudereinigung in Österreich