Ohne Mopp geht nichts in der Reinigung. Daher würde er auch einen besseren Namen verdienen: Hygienewischbezug. Dessen Art, die Aufbereitung mit Chemie, die Verwendung und das Waschen – wie kann dieser Kreislauf optimal gestaltet werden? Darüber tauschten sich für Reinigung aktuell aus: Adolf Gramm, Sodexo, Dipl.-Kaufm. Nils Rodigast, Schneidereit, DI (FH) Andreas Marksteiner, hollu, und Florian Brusdeylins, Vermop.
Text: Hansjörg Preims
Reinigung aktuell: Wie wichtig ist es, beim Mopp in den verschiedenen Segmenten der Reinigung zu differenzieren?
Adolf Gramm:
Für mich als Dienstleister ist das auch objektbezogen zu differenzieren. Im Gesundheitsbereich ist zumindest die Aufbereitung der Mopps eine andere als zum Beispiel im Business-Bereich oder in Kleinobjekten, es ist also abhängig von der Größe des Objekts. Wobei im Gesundheitswesen für mich nichts anderes in Frage kommt als aufbereitete Mopps, im Gegensatz zu Kleinobjekten, wo mit anderen Systemen gearbeitet wird. In jedem Fall aber ist der Mopp ein tägliches Arbeitsmittel in der Reinigung, denn es gibt so gut wie kein Objekt, das ausschließlich Teppichbeläge hat, und wenn, dann hat man zumindest im Sanitärbereich einen Hartbelag, wo der Mopp zum Einsatz kommen muss. Ohne den richtigen Mopp gibt es keine professionelle Reinigung.
Wie intensiv beschäftigt sich ein Dienstleister mit diesem Produkt?
Adolf Gramm:
Sehr intensiv – das fängt bereits beim Objektstart an und hängt von der Größe des Objektes, der Frequenzen, der geforderten Reinigungsqualität, dem Leistungsverzeichnis und der Art der Bodenbeläge ab. Jedenfalls bestimmt der Reinigungsdienstleister, welches Reinigungs-Equipment benötigt wird, und in weiterer Folge wird mit unserem Sodexo-Lieferanten entschieden: Welcher Mopp ist der richtige – Mikrofaser, Baumwoll- oder Mischgewebebezug? Das geht aber noch weiter bis zu der Frage, WIE die Bezüge gewaschen und für die nächste Reinigungsdurchführung aufbereitet werden. In großen Objekten ist meist genügend Platz vorhanden, um eine Waschmaschine und Trockner zu installieren. In Kleinobjekten ist das allerdings oft ein Platzproblem. Dass gebrauchte Wischbezüge zentral gewaschen und wieder ausgeliefert werden, versucht Sodexo zu vermeiden, um den Logistikaufwand so gering wie möglich zu halten und die Ressourcen im Objekt besser zu nutzen.
Die Lösung von Sodexo ist, auch in Kleinobjekten Haushaltswaschmaschinen vor Ort einzusetzen, um einen schnellstmöglichen Wiedereinsatz der Bezüge zu gewährleisten.
Wie viele Typen von Mopps hat Vermop im Angebot, Herr Brusdeylins?
Florian Brusdeylins:
Wir bieten jedem Kunden die optimale Lösung für seine Aufgabe. Zunächst stellen wir fest, welches Bodenreinigungssystem das passende ist, also welcher Flachmopp, Doppelmopp etc. in Frage kommt. Dann geht es um die Materialzusammensetzung und Verarbeitung der Bezüge. Da wir auch spezielle Kundenwünsche erfüllen, kommen wir damit natürlich auf sehr viele Typen von Mopps.
Welche besonderen Anforderungen an den Mopp gibt es von der Chemie-Seite her?
Andreas Marksteiner:
Noch etwas zum Mopp an sich: Wir pflegen „Hygienewischbezug“ dazu zu sagen, um diesen als Reinigungshilfsmittel aufzuwerten, da der Hygienewischbezug eine sehr wichtige Rolle im gesamten Reinigungsprozess einnimmt. Nur voll funktionsfähige Hygienewischbezüge liefern gute Reinigungsergebnisse und sparen Zeit bei der Anwendung. Die Auswahl des Reinigungsmittels, welches dabei verwendet wird, hängt natürlich stark von den Anforderungen ab. Sensiblere Bereiche wie Seniorenheime haben zum Teil ganz andere Hygiene-Anforderungen als beispielsweise ein Gastronomiebetrieb. Wenn man nun den Hygienewischbezug unter dem Aspekt „Waschen“ betrachtet, so haben wir hier ganz andere Voraussetzungen beim Waschprozess als beim Waschen üblicher Textilien. Weil man beim gebrauchten Hygienewischbezug auch Chemie mit dabei hat, die vorher zur Reinigung verwendet worden ist. Und darauf muss bei der Auswahl der Waschprogramme entsprechend Rücksicht genommen werden. Von der Chemie an sich her gibt es je nach Fragestellung verschiedene Bereiche, sei es die Desinfektion von Oberflächen, seien es Nassbereiche, wo man „sauer“ arbeitet und der Wischbezug auch die entsprechenden Chemikalien aushalten muss, oder den fettverschmutzten Bereich, wo eher alkalische Produkte eingesetzt werden. Für den Wischbezug also eine große Herausforderung, wobei beim Thema Wischbezug und Chemie die Kombination ganz wichtig ist. Wir stellen immer wieder fest, dass die Anwender demotiviert sind, weil der Wischbezug nur schwer gleitet, was sicher auch mit dem Hygienewischbezug selbst oder dem Feuchtigkeitsfilm zu tun hat, aber letztendlich nützt die beste Chemie nichts, wenn der Anwender mit dem Hygienewischbezug nicht gut arbeiten kann. Hygienewischbezüge sichern nur dann ein langfristig gutes Reinigungsergebnis, wenn neben der Qualität des Bezuges auch auf die richtige Auswahl des Materials des Wischbezuges sowie der Reinigungsmittel geachtet wird, damit die Chemie und die Mechanik bei der Reinigung entsprechend zusammenwirken können – abgestimmt auf die Art der Verschmutzungen und Art des Bodenbelages.
Welche Rolle spielen die Waschmaschinenhersteller in diesem System, Herr Rodigast?
Nils Rodigast:
Wir sind sozusagen die Schnittstelle zwischen Mopp-Lieferanten und Chemie-Lieferanten. Wir haben mit der direkten Anwendung des Mopps am Boden zwar nichts zu tun, allerdings muss ich dazu vorher noch kurz erläutern, welche Rolle der Mopp für uns spielt: Sie sollten den Gebäudedienstleister als Handwerker sehen, und wenn ihm kein ordentliches Werkzeug für sein Handwerk zur Verfügung steht, kann er seine Leistung auch nicht erbringen. Am Ende spricht keiner mehr über das Werkzeug, sondern nur noch über die Leistung des Handwerkers. Wir sind insofern die Schnittstelle in diesem System weil wir mit unseren Waschmaschinen und den entsprechenden Wasch- und Aufbereitungsprogrammen dafür sorgen müssen, dass der Mopp letzten Endes wieder zu gebrauchen ist. Die beste Chemie und der beste Mopp bringen nichts, wenn man beispielsweise keine Vorwäsche einstellt, denn dann ist, wie von Herrn Marksteiner bereits angesprochen, die Chemie von der Anwendung noch im Mopp. Wenn Sie dann die Vorwäsche beim Waschen weglassen, um Zeit und Wasser zu sparen, entsteht sofort die entsprechende Reaktion in der Maschine – der Mopp verklebt und ist nicht mehr zu gebrauchen. Demnach müssen die Temperatur und die einzelnen Schritte des Waschprozesses aufeinander abgestimmt sein. Wenn Mopps beispielsweise feucht zurückkommen, gibt es die Option, sie vor dem Ausspülen auszuschleudern, damit der Frischwasseranteil in der Maschine erhöht wird. Je nachdem, welche Chemie und welchen Mopp man in einem Objekt einsetzt, müssen wir Maschinenhersteller flexibel darauf reagieren können.
Wie kann der Mopp-Einsatz optimiert werden? Möglichst langlebige Mopps, möglichst wenig Chemie – worauf kommt es an, damit es optimal läuft?
Florian Brusdeylins:
Der Grundstein ist eine gute Kommunikation und Beratung mit Know-how. Jeder Mopp soll in der Reinigung einfach und sicher in seinem Einsatzbereich funktionieren. Grundlegend dafür sind die richtige Auswahl von Faser und System. Die Lebensdauer eines Mopps hängt davon ab, wie oft bzw. wie schnell er wieder eingesetzt, auf welchen Bodenbelägen und in welchen Objekten er angewendet wird. Die sachgemäße Aufbereitung ist ein weiterer relevanter Punkt, der die Lebensdauer eines Mopps beeinflusst. In einem Krankenhaus zum Beispiel geht man nicht von einem starken Verschmutzungsgrad aus. Hier kommt bei den Mopps vielmehr die Restchemie aus der Flächendesinfektion zum Tragen. Die Tenside der Desinfektionsmittel sind sehr oberflächenaktiv, d.h. sie haften sehr gut am Boden, aber eben auch an den Mopp-Fasern. Dies ist für den Waschprozess von wesentlicher Bedeutung. Es kommt hier wirklich auf einen ganz korrekten Prozess in der Aufbereitung an, um die Restchemie aus den Fasern wieder rauszubekommen, da sonst die Funktion der Fasern sehr schnell verloren geht und damit die Lebensdauer sinkt.
Andreas Marksteiner:
Wenn man für die Reinigung von Bodenbelägen den Wischbezug aufbereitet, zum Beispiel durch Vortränken, dann ist es wichtig, dass – trotz Vortränken – die Kontaktzeit relativ kurz gehalten wird, das heißt, die Zeitspanne nach der Vorbereitung bis zur Verwendung sollte möglichst kurz sein, denn wenn man einen aufbereiteten Mopp drei Tage nicht verwendet, hat man über einen langen Zeitraum die Chemie auf den Fasern, und das ist nicht optimal, aus hygienischer Sicht schon gar nicht. Das ist, wenn man den Anwendungsprozess definiert, ganz klar mit dem Anwender zu vereinbaren. Bei einem Wischbezug aus Baumwollgewebe und Kunststoffanteil haben wir in der Praxis auch die Herausforderung, dass der Kunststoffanteil zwar sehr wichtig ist für die Gleiteigenschaften, aber auch der anfälligste Teil ist, wenn es um die Wäsche, um Chemiekontakt geht. Und das können wir derzeit nur über die Anwendung selber steuern.
Was wünscht man sich für die Zusammenarbeit zwischen Mopp-Hersteller, Dienstleister und Waschmaschinenhersteller?
Nils Rodigast:
Letzten Endes wollen alle drei Lieferanten-Parteien dem Kunden ein zufriedenstellendes Ergebnis – einen leistungsfähigen Mopp – zur Verfügung stellen. Gerade im Hinblick auf möglichen Optimierungsbedarf im Objekt ist das Zusammenspiel aller Lieferanten ganz entscheidend. Natürlich gibt es normalen abnutzungsbedingten Verschleiß, so dass ein Wischbezug auch mal ausgetauscht werden muss, es gibt allerdings auch viele andere Gründe, warum ein Mopp auf dem Boden nicht mehr funktionieren kann, wie chemische oder mechanische Zerstörung, Einlagerung unerwünschter Substanzen, etc.. Hier ist es ganz wichtig, dass alle drei Lieferanten-Parteien gemeinsam mit dem Kunden nach einer Lösung im Objekt suchen, das ist das Entscheidende. So kann es beispielsweise sein, dass eine zweite Vorwäsche für die Wischbezüge benötigt wird, um das Ergebnis zu verbessern. Denn wenn die Rückstände von der Flächendesinfektion in der Maschine nicht vollständig ausgewaschen werden und ein alkalisches Waschmittel hinzu kommt, dann entsteht das Problem, dass sich die beiden Stoffe – wie bei einem Magneten Plus und Minus – gegenseitig anziehen und sich auch nicht mehr loslassen. Das bekommen Sie dann aus der Faser nicht mehr raus, und das Ergebnis sieht man dann am Boden, wenn es aufgrund dieser Schädigung zu einer reduzierten Schmutzaufnahmefähigkeit des Mopps kommt oder in Form von Schlierenbildung.
Andreas Marksteiner:
Beim Thema Waschmaschinen möchte ich noch kurz einhaken: Wir hatten in der Vergangenheit immer wieder Probleme bei älteren Maschinen, dass sie wenig Einstellmöglichkeiten hatten. Es gab eine vorgegebene Programmierung und zwei, drei Nachspülgänge, eine Vorspülung war schwierig bis gar nicht möglich. Man hat die Wischbezüge in der Maschine gewaschen, und gleich zu Beginn gab es eine enorme Schaumbildung, die man kaum wegbrachte, man hat dann zusätzlich noch Chemie fürs Waschen dosiert, und dann ging das Ganze über. Deswegen ist es ganz wichtig, dass man im Vorfeld die Möglichkeit einer Vorspülung hat. Auch wenn es im Sinne des ökologischen Gedankens nicht ideal ist, viel Wasser zu verwenden – in dem Fall wäre es kontraproduktiv.
Nils Rodigast:
Man muss eben unterscheiden zwischen dem reinen verbrauchsoptimierten Ergebnis – also möglichst kurze Waschzeiten, möglichst geringer Strom- und Wasserverbrauch – und dem Mopp-orientierten Ergebnis, das für den Gebäudedienstleister letztlich das Entscheidende ist. Denn wenn er die Leistung nicht bringen kann, bringt die Ersparnis beim Waschprozess gar nichts. Wir können heute aber zum Glück so tief in die Maschine eingreifen, dass wir von Vorwaschen bis Spül- und Schleudergängen alles individuell anpassen können. Es gibt aber auch eine Tendenz am Markt, die Abläufe beim Waschen, Desinfizieren und Aufbereiten immer mehr zu automatisieren. Es steht immer die Frage im Raum, ob der Waschprozess im Objekt auch so umgesetzt wird, wie er sollte. Das fängt schon beim Beladen der Waschmaschine an – und davon hängt im Grunde fast alles ab: Wir geben eine maximale Beladung für die Maschinen vor, und wenn sich ein Anwender nicht daran hält, hat das zur Folge, dass die Mopps aufgrund der fehlenden Mechanik während des Waschgangs nicht sauber werden können. Daher versuchen wir, ein größtmögliches Maß an Standardisierung und Automatisierung in den Maschinen vorzusehen, um die Fehlerquelle Mensch weitestgehend auszuschalten. Zum Beispiel über eine Ein-Knopf-Maschine, die speziell auf die Anforderungen der Gebäudedienstleister zugeschnitten ist.
Was wünscht sich der Dienstleister von dem Zusammenspiel Wischbezug – Chemie – Anwendung – Waschen?
Adolf Gramm:
Ich wünsche mir, dass man für die unterschiedlichen Bodenbeläge möglichst wenige verschiedene Arten von Wischbezügen verwendet, umso geringer ist die Fehlerquote der Reinigungskraft in der Anwendungstechnik. Von den Reinigungschemie-Herstellern wünsche ich eine auf die jeweilige Oberfläche abgestimmte Reinigungschemie – jedoch mit dem Ziel, so wenig Produkte wie möglich einzusetzen und mit dem Aspekt auf ökologischer Basis. Und drittens eine Waschmaschine mit einfachster Bedienung, um nach dem Waschvorgang einen sauberen oder aufbereiteten Mopp zu erhalten.
Nils Rodigast:
Genau das bieten wir unseren Kunden als Maschinenhersteller: möglichst einfache Handhabung eines doch sehr komplexen Vorganges.
Florian Brusdeylins:
Das ist ein ganz wichtiger Punkt. Der Trend geht zur Standardisierung. Es ist wichtig, den gesamten Aufbereitungsprozess so einfach wie möglich zu gestalten, sprich: erstens das richtige Programm zu wählen und es dem Anwender dabei möglichst einfach zu machen. Im Idealfall sollten in der Moppwaschmaschine zwei Programme, eines für die Wischbezüge, ein zweites für die Tücher hinterlegt sein. Ein weiterer Ansatzpunkt ist es die Beladung möglichst einfach zu gestalten, das heißt, mit optischen Hilfsmitteln an der Waschmaschine zu arbeiten. Dies könnte so umgesetzt werden, dass einmal der optimale Füllstand ausgerechnet, die Maschine beladen und anschließend der Füllstand mit einer optischen Markierung angezeigt wird, an der sich der Anwender orientieren kann.
Nils Rodigast:
Da sprechen sie uns als Maschinenhersteller natürlich aus dem Herzen. Die Automatisierung des Prozesses ist im Grunde unsere Kernaufgabe. So haben wir in diesem Jahr erstmals eine Waschmaschine vorgestellt, die tatsächlich nur zwei Knöpfe hat – eine Taste für die Moppwäsche und eine Taste für die Tuchwäsche.
Andreas Marksteiner:
Wobei wir auch viele Kunden haben, wo es in der Praxis in den meisten Fällen nicht möglich ist, die Knöpfe auf zwei zu reduzieren. Gerade im Hotelbereich, wo es ja eine breite Palette von verschiedenen Textilien mit unterschiedlichen Anforderungen an das Waschen gibt und die Verwechslungsgefahr natürlich sehr groß ist. Aber auch hier kommt dasselbe zum Tragen: Vereinfachung, so weit es möglich ist. Und zweitens gilt es immer wieder, den Anwender zu schulen, die Maschine richtig zu bedienen.
Florian Brusdeylins:
In Deutschland beispielsweise ist es oft so, dass im Alten- und Pflegeheimbereich, wo sehr viele elastische Bodenbeläge verarbeitet wurden, viel mit Wischbezügen gearbeitet wird. Somit müssen viele Wischbezüge und zugleich aber auch die Wäsche der Bewohner gewaschen werden. In vielen Einrichtungen ist zu beobachten, dass mit zwei Waschmaschinen gearbeitet wird – mit einer großen für die Bewohnerwäsche und einer kleineren für die Wischbezüge. Das hat natürlich auch damit zu tun, dass die Wischbezüge je nach Zusammensetzung mit der Zeit flusen können – mehr natürlich als zum Beispiel Oberbekleidung. Daher ist es nicht optimal, Reinigungstextilien und Oberbekleidung in der gleichen Maschine aufzubereiten, weshalb oftmals mit zwei Maschinen gearbeitet wird.
Welche Rolle kann der Mopp im Zusammenhang mit Nachhaltigkeit spielen?
Andreas Marksteiner:
Nachhaltigkeit betrifft natürlich nicht nur die Chemie, aber um mit der Chemie anzufangen: Hier ist im Sinne der Nachhaltigkeit einmal ganz wichtig, so wenig wie möglich zu verwenden. Das setzt aber voraus, dass man geeignete Dosiermöglichkeiten hat – händisch oder es passiert bereits, entsprechend eingestellt, über die Beladung der Waschmaschine. Wir Hersteller von Chemieprodukten denken gerade im Sinne der Nachhaltigkeit auch über Konzentrate nach, um nicht verdünnte Ware von A nach B zu transportieren. Also: Konzentrate, Dosiermöglichkeiten schaffen und die Anwender schulen, dass sie es richtig einsetzen. Und wir nehmen die Gebinde vom Kunden auch wieder retour und verwenden sie weiter. Zum Thema Hygienewischbezüge und Nachhaltigkeit: Je schonender man sie behandelt, umso länger ist ihre Lebensdauer.
Nils Rodigast:
Nachhaltigkeit spielt natürlich in viele Prozesse der Gebäudedienstleister mit rein, man darf es aber nicht nur auf den rein ökologischen Aspekt reduzieren. Man muss auch ökonomische und soziale Aspekte mit einbeziehen. Und da machen wir uns als Maschinenlieferant natürlich auch Gedanken über Ergonomie, also die optimale Aufstellung von Maschinen auf Sockeln. Aber auch über die automatische Aufbereitung der Mopps in der Maschine, so dass der Anwender die Mopps „ready to use“ aus der Maschine herausholen kann und letztendlich möglichst wenig mit der Chemie in Kontakt kommt. Die Stellschrauben, an denen wir ansetzen können, packen wir an, aber man darf nicht vergessen – auf Vorwäsche und auf Spülgänge zu verzichten wäre nicht zielführend. Letzten Endes aber ist das eine Frage der Abstimmung mit dem Kunden vor Ort. Wir beraten den Kunden im Sinne eines optimalen Waschergebnisses und stellen die Programme dann natürlich kundenspezifisch ein. Letztendlich entscheidet der Kunde, wie viele Spülgänge er gebrauchen möchte. Wenn es um die Aufbereitung der Wischbezüge geht, minimieren wir die Wassermenge im letzten Spülgang entsprechend und dosieren nur noch die Wassermenge, die für das entsprechende Flottenverhältnis, für die Aufbereitung der Mopps benötigt wird. An dieser Stellschraube können wir drehen, ohne eine Beeinträchtigung des Ergebnisses – im Gegenteil, das Ergebnis wird sogar noch verbessert.
Florian Brusdeylins:
Für uns als Hersteller von Reinigungstextilien und -systemen ist die Ergonomie ein Thema, um die entsprechende Flächenleistung und die Motivation der Mitarbeiter zu gewährleisten. Auch der Reinigungswagen muss möglichst funktionell und ergonomisch gestaltet sein. Wie schon gesagt – der Chemieeinsatz muss ordnungsgemäß bzw. in der richtigen Dosierung stattfinden, denn sowohl zu wenig als auch zu viel Chemie verschlechtert das Reinigungsergebnis. Zudem beraten wir unsere Kunden dahingehend, dass der richtige Wischbezug eingesetzt wird, sprich: das Material muss auf den Bodenbelag abgestimmt werden. Ein negatives Beispiel für Nachhaltigkeit wäre nämlich der Einsatz eines falschen Wischbezuges und infolgedessen eine verminderte Reinigungsleistung sowie eine schwindende Motivation der Mitarbeiter. Es ist zudem wichtig, Sensibilität für die Aufbereitung der Wischbezüge zu schaffen, damit die Funktion der Fasern möglichst lange erhalten bleibt. Ansonsten verlieren die Fasern ihre Funktionalität, d.h. die Flotte wird nicht richtig aufgenommen und das Reinigungsergebnis wird reklamiert. Dann muss meist eine teure, personalintensive Nachbearbeitung durch den Dienstleister durchgeführt, also zusätzlich Wasser und Chemie sowie in kürzeren Abständen auch neue Wischbezüge eingesetzt werden. Diese Faktoren beeinflussen die Nachhaltigkeit negativ.
Adolf Gramm:
Es wurde bereits angesprochen, dass der beste Wischbezug nichts bringt, wenn der Anwender nicht richtig darauf geschult ist. Aus operativer Sicht muss man jedenfalls dahinter sein, dass die Reinigungskräfte, ob für das Arbeiten mit einem Wischbezug, das Bedienen der Waschmaschine oder die richtige Dosierung der Chemie, auch entsprechend geschult wurden – schulen, schulen und nochmals schulen – das ist ein immer wiederkehrender Prozess.
Zum Thema Nachhaltigkeit: Ich finde es nicht sinnvoll, wenn über die ganze Vertragsdauer nach dem vom Kunden erstellen Leistungsverzeichnis aus dem Angebot gearbeitet wird. Ein Objektverantwortlicher sollte mit dem Auftraggeber gemeinsam das Leistungsverzeichnis auch überdenken, indem man analysiert – auch hinsichtlich Werterhaltung und Qualität – was wirklich notwendig ist, um neue, differenziertere Vorgangsweisen sinnvoller und effizienter zu vereinbaren.
Andreas Marksteiner:
Das kann ich nur unterstreichen. Reinigung gehört den Gegebenheiten angepasst. Es geht, wie gesagt, letztlich um Werterhalt, und da macht es keinen Sinn, mit Kanonen auf Spatzen zu schießen und einen Boden „zu Tode zu reinigen“. Das müssen Profis gemeinsam mit dem Kunden ausarbeiten und auf die jeweiligen Gegebenheiten in den Objekten abstimmen. Deswegen ist es so wichtig, dass wir den Kunden professionell begleiten bzw. ihm nicht nur ein Produkt verkaufen und ihn auf die Produktinformation verweisen, sondern durch Beratung und Anwendungsunterstützung vor Ort dem Kunden die tägliche Reinigung zu erleichtern.
Welche Trends sind in der Entwicklung absehbar?
Nils Rodigast:
Auf Maschinenseite geht der Trend ganz klar hin zur Standardisierung und zu automatisierten Prozessen – mit der notwendigen Individualisierung, Beratung und Planung vor Ort und natürlich der entsprechenden Anpassung an das Objekt. Das beinhaltet unter anderem die Anpassung der Dosiermengen an die Wasserhärte im Objekt. Ziel ist es, den komplexen Prozess aus Waschen, Desinfizieren und Aufbereiten mit all seinen Parametern möglichst benutzerfreundlich zu gestalten – im Optimalfall mit einem Tastendruck. Die erwähnte Maschine mit nur zwei Knöpfen ist die logische Konsequenz dieses Ansatzes. Nach dem ersten Feedback vom Markt, den Gebäudedienstleistern, ist das auch das, was sie wollen. Einfache Bedienung und größtmögliche Prozesssicherheit spielen hier eine große Rolle, gerade wenn es um das Thema Desinfektion und Hygiene geht.
Florian Brusdeylins:
Nach wie vor nehmen wir eine zunehmende Bedeutung der Trockenreinigung mit der Ceran Microfasertechnologie für die gezielte und effiziente Entfernung loser Verschmutzungen wahr. Im Bereich der Faserkunde steht bei uns die permanente Verbesserung der Funktionalität hinsichtlich Reinigungsleistung, Gleitverhalten und Haltbarkeit im Mittelpunkt.
Andreas Marksteiner:
Bei uns steht natürlich auch der ökologische Aspekt bei den Produkten im Mittelpunkt. Deswegen haben wir auch ein sehr breites Auswahlfeld, was ökologisch zertifizierte Produkte anbelangt. Es gibt auch innovative Ansätze für die Unterhaltsreinigung wie Clara Clean 2.0, bei welchem der Wischbezug schon in der Waschmaschine mit der Reinigungschemie vorbeladen wird. Da wird wirklich nur eine ganz minimale Chemiemenge von der Faser aufgenommen, sodass man den Wischbezug feucht herausnehmen und gleich verwenden kann. Oder man trocknet ihn und nimmt in der Anwendung einfach nur mehr Wasser dazu, was den Reinigungsprozess sehr vereinfacht.
Das Zusammenspiel Chemie – Wischbezug – Anwender – Waschmaschine – Aufbereitungsprozess wird auch in Zukunft eine Herausforderung sein, wobei es immer mehr in Richtung Anwenderfreundlichkeit und Zeitersparnis geht, und natürlich auch darum, den Chemieverbrauch zu reduzieren.
Nils Rodigast:
Ich denke auch, dass die einzelnen Lieferanten sich ihrer Verantwortung mittlerweile deutlich bewusster sind. Es ist absolut sinnvoll und kann viel Ärger sparen, sich am Anfang, bei der Ausstattung des Objektes, mit allen Parteien an einen Tisch zu setzen und Prozesse klar zu definieren, die später im Objekt umgesetzt werden sollen. Letzten Endes geht es darum, dass der Dienstleister das Werkzeug von uns bekommt, mit dem er die geforderte Leistung bestmöglich erbringen kann.
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