Die Reinigungsleistung in öffentlichen Verkehrsmitteln gilt als besonders herausfordernd: Einsatz rund um die Uhr und die ständige Präsenz der ein- und ausfahrenden Züge. Die Dienstleister müssen sich nicht nur
wegen des erhöhten Sicherheitsrisikos besonders wappnen.
Text: Erika Hofbauer
Verkehrsmittelreinigung findet 24 Stunden am Tag statt“, erklärt Srdan Petrovic, Abteilungsleiter Fahrzeugpflege und Verkehrsmittelreinigung beim Dienstleister Simacek das Außergewöhnliche an der Situation. Außerdem: „Das zu reinigende ‚Objekt‘ ist oft noch nicht da, sondern kommt erst an. All dies macht den Unterschied zu immobilen Räumlichkeiten deutlich“, so Petrovic. Dementsprechend bildet der Sicherheitsaspekt einen Schwerpunkt bei der Schulung des Personals. „Die Sensibilisierung unserer Mitarbeiter auf das erhöhte Sicherheitsrisiko ist eine der wichtigsten Aufgaben unserer Führungskräfte“, betont der Simacek-Verantwortliche: „Das heißt: Rund-um-die-Uhr-Einsatz des Reinigungspersonals, bei jedem Wetter, in Schichtbetrieben sowie eine flexible Einsatzsteuerung, die auch kurzfristige Reaktionszeiten – etwa bei außerplanmäßigen Einsätzen – sichern muss.“ Die größten betrieblichen Herausforderungen für die Bereichsleitung sind laut Petrovic die Dienstplanerstellung und Arbeitseinteilung nach den Fahrplänen der Auftraggeber: „Es ist wichtig, ein gutes Gefühl für nicht planmäßige Vorkommnisse zu entwickeln, um auch solche Fälle in den Tagesablauf problemlos zu integrieren.“
Auch Viktor Wagner, Geschäftsführer der Reiwag Rail Service Verkehrsmittelreinigung, bestätigt die Besonderheiten: „Ein Zug ist kein Bürogebäude. Die Verkehrsmittelreinigung ist nicht vergleichbar mit einer normalen Unterhaltsreinigung.“ Neben der notwendigen Reinigung auf engstem Raum, den fast täglich wechselnden Abstellplätzen der Verkehrsmittel, Witterungseinflüssen sowie Arbeiten in einem Gefahrenbereich werden zusätzlich Graffiti-Verschmutzungen im Innenbereich zum täglichen Thema. „Der wichtigste Faktor für eine qualitativ hochwertige Reinigung sind die ausführenden Mitarbeiter und deren spezifische Schulung hinsichtlich Chemikalien, Arbeitsabläufe und vor allem bezüglich der Infrastruktur und der gegebenen Gefahrenbereiche“, so Wagner. Die herausforderndste Art der Verkehrsmittelreinigung ist sicher jene, die während des Betriebs durchgeführt wird: Bei dieser Reinigung während der Fahrt liegt der Fokus insbesondere in den Fahrgasträumen und Toiletten. Wagner: „Die Dienstleistung wird möglichst unauffällig durchgeführt, um die Fahrgäste möglichst wenig zu stören.“ Im Regelbetrieb der täglichen Reinigung ist als Teil des strikten Fahrplanes ein enges Zeitfenster einzuhalten, erklärt der Reiwag-Chef: „Die Arbeiten haben ‚just in time‘ zu erfolgen, im Gegensatz etwa zur Gebäudereinigung können sie also nicht verschoben oder aufgeteilt werden. Zum Teil stehen nur sehr kurze Zeitfenster für die Reinigung zur Verfügung.“
Keine Versäumnisse
Mario Reichel, Geschäftsführer Blitz Blank Reinigung, sieht ein heikles Feld: „Es kommt immer wieder zu unerwartet starken bzw. hartnäckigen Verunreinigungen, auf die man als Dienstleister schnell und flexibel zu reagieren hat. Man befindet sich im öffentlichen Blickfeld und darf sich keine Versäumnisse leisten.“ Besonders spannend wird es, wenn die Reinigungsarbeiten während des laufenden Betriebes durchgeführt werden. Effizient zu reinigen und gleichzeitig die Fahrgäste nicht dabei zu stören, wolle geübt sein, berichtet Reichel von oft nicht angenehmen Erlebnissen: „Da kann es schon einmal vorkommen, dass unser Personal, natürlich ungefragt, Tipps oder Anweisungen von Fahrgästen erhält.“ Deshalb ist sorgfältige Schulung mehr als notwendig: „Geschult wird nicht nur die Anwendungstechnik, sondern auch der Umgang mit Konfliktsituationen. Denn leider schätzen nicht alle Fahrgäste, wenn Menschen für Sauberkeit und Hygiene sorgen.“ Bei Blitz Blank werden beispielsweise spezielle Schulungen durchgeführt: Inhaltlich angeleitet durch die Wiener Polizei, werden entsprechende Situationen in Rollenspielen geübt. Die Mitarbeiter werden aber auch über rechtliche Hintergründe und Konsequenzen aufgeklärt.
Ansprüche steigen
Was wird in Zukunft auf Dienstleister in Sachen Verkehrsmittelreinigung zukommen? Simacek-Abteilungsleiter Srdan Petrovic: „Es werden noch höhere Sicherheitsauflagen als bisher gefordert werden und auch ein verschärftes Screening der Mitarbeiter wird auf uns zukommen. Die Sicherheit für alle Reise-und Verkehrsmittel hat eben höchste Priorität.“ Verkehrsmittelreinigung erfordere Wissen und Erfahrung, so Petrovic, „Referenzen sind gefordert.“ Darüber hinaus steht das Preis-Leistungsverhältnis adäquat mit Ausbildung, Sicherheitsmaßnahmen und dem Management der Qualität in Verbindung: „Es geht um die Zufriedenheit der Passagiere und Fahrgäste sowie um die Sicherheit der Mitarbeiter – beide Fälle haben die größte Priorität.“ Was Innovationen betrifft sieht Simacek-Verkehrsmittelreinigungs-Spezialist Petrovic in erster Linie eine soziale Schiene: „Mitarbeiter werden mit Employee Assistant Programmen begleitet werden, ebenso werden Sprachausbildungen angeboten, die wiederum Sicherheit gewährleisten. Die erforderlichen Gerätschaften und Reinigungssysteme sind am neusten Stand der Technik, wir arbeiten auch mit Mikrogeräten wie z.B. Mini-Einscheibenmaschinen.“
Auch Blitz Blank-Chef Reichel geht in Zukunft von höheren Ansprüchen aus: „Die Qualität seitens der Kunden wird noch genauer kontrolliert und beurteilt und es werden auch verstärkt Pönalregelungen vereinbart werden.“ Was die Preissituation anbelangt, gilt das gleiche wie überall, wo es um große Umsätze geht. Reichel: „Der Wettbewerb und somit der Preisdruck sind enorm. Aber bei großen Auftragsvolumina machen eben auch sehr knappe Margen noch Sinn.“ Gravierende Innovationen ortet er in der Anwendungstechnik in Bezug auf Verkehrsmittelreinigung in den letzten Jahren eher nicht. Wiewohl die eingesetzten Geräte und Reinigungssysteme „aber laufend hinterfragt, erneuert und optimiert werden.“ Zum Thema Wohlbefinden, Gesundheit und Schutz der Mitarbeiter habe man im Unternehmen jedoch sehr wohl einen großen Innovationsschritt gesetzt, verweist Reichel stolz auf die Schulungsschwerpunkte zur Deeskalation: „Sie werden seitens der Mitarbeiter sehr interessiert wahrgenommen und zeigen auch Wirkung.“
Enormer Kostendruck
Ständig an der Leistungsoptimierung arbeite man auch bei Reiwag Rail Services, wie Geschäftsführer Wagner berichtet, mit einigen Zusätzen: „Der Kostendruck für Dienstleister des öffentlichen Verkehrs ist enorm, auch muss im Bereich der Fahrzeugreinigung mit Einsparungen gerechnet werden. Es bedarf sohin einer effizienten Organisation der Reinigungsleistungen, um einen allfälligen Qualitätsverlust zu vermeiden.“ Hinsichtlich der Preisgestaltung bestehe kein großer Spielraum, da auch die Möglichkeiten der Optimierung der Reinigungsprozesse durch die gegebene Infrastruktur begrenzt seien, so Wagner.
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