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Weniger Pflege, mehr Natur

Im naturnahen Garten ist eben die Natur die Gartengestalterin, nicht mehr der Gärtner.

Text: Hansjörg Preims

Für ihn als Gärtner sei der Rasen „ein Ort, wo Pflanzen tagtäglich ums nackte Überleben kämpfen – ein unnatürlicher und ökologisch völlig wertloser Platz“, sagt Norbert Griebl, Experte für naturnahe Gärten beim Maschinenring. Und wenn ihn Kunden fragen, was sie gegen Moos, Gänseblümchen und Primel im Rasen machen könnten, kann er es sich nicht verkneifen zu antworten: „Für den Anfang wöchentlich vertikutieren, lüften, aerifizieren, kontrollieren, inspizieren, reparieren, infizieren und mumifizieren reicht. Drei Mal in der Woche sollte der Rasen gedüngt, gewässert, gestäbt, geschnitten, gelegt und geföhnt werden. Wenn Kinder den Rasen nutzen, natürlich entsprechend häufiger.“

Der Garten darf sich verändern

Da lässt man sich von Griebl dann doch lieber erklären, wie man es am besten angeht, einen ökologisch wertvollen Garten zu bekommen, denn – das sei ganz einfach: „Mit Geduld, Gelassenheit und Liebe, die grundsätzlichen Kriterien wie Artenvielfalt, Kompostierung und Mulchen beachten und drauflos gärtnern.“ So manche schwierig scheinende Pflanze erweise sich schnell als unkompliziert, und andere, als einfach geltende Pflanzen würden überhaupt nicht wollen. Mit der Zeit wisse man, was für den eigenen Garten passt. „Daher sollte nicht wissenschaftlich, sondern mit viel Hausverstand und Liebe vorgegangen werden“, so der Experte. Nach kurzer Zeit würden sich schon die ersten Erfolge einstellen, und Vieles komme dann von ganz alleine. Im naturnahen Garten werde mit der Natur gearbeitet, nicht gegen sie. Heimische Pflanzen und die Artenvielfalt zögen Vögel, Igel, Schmetterlinge und viele andere Tiere an. Der Garten dürfe sich verändern und sehe jedes Jahr anders aus.

Die wichtigsten Kriterien eines ökologisch wertvollen Gartens sind der Verzicht auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel, auf leicht lösliche Mineraldünger und auf Torf. Im Vordergrund stehen Artenvielfalt, der Kreislauf der Nährstoffe durch Kompostierung, Schonung des Bodens durch Mulchen, die Nutzung von Regenwasser und die Förderung von Nützlingen. Eine Vielfalt von ökologisch wertvollen Gartenteilen wie Blumenwiesen, Steinrasen, Nützlingsunterkünfte, wilde Ecken, Laubbäume, Naschhecken, Totholz, Trockenmauern oder ein naturnaher Teich vervollständigen das Bild eines nachhaltig gestalteten Naturgartens.

„Unkrautmanagement“ schon Teil der Planung

Und wie geht es der Maschinenring-Experte beim interessierten Kunden an? „Im Regelfall machen wir zunächst natürlich eine Planung für die Gartengestaltung, und wenn es dem Kunden zusagt, führen wir das auch durch. Der Kunde kann dann entscheiden, ob wir im Nachhinein auch die Pflege übernehmen oder ob er das selber macht.“ Denn ein naturnaher Garten bedeutet im Grunde zwar weniger Pflege und mehr Natur – gemäht zum Beispiel wird nicht wöchentlich, sondern maximal einmal im Monat –, aber ohne jede Pflege ist auch ein Naturgarten nicht zu haben. „Es gibt zum Beispiel Pflanzenarten, die sich wild ausbreiten, die muss man natürlich eindämmen – und andere wiederum fördern“, so Griebl. Es müsse also auch bei jedem naturnahen Garten immer wieder pflegend und regulierend eingegriffen werden. Im Grunde aber sei Natur die Gartengestalterin und nicht mehr der Gärtner.

Wobei das „Unkrautmanagement“ beim naturnahen Garten schon Teil der Planung sein muss. Griebl: „Ein nährstoffreiches Erdreich macht eine naturnahe Gartengestaltung sehr schwierig, man muss das Erdreich also abmagern, indem man vorweg viel Sand einarbeitet, denn sonst gibt es ein so starkes Wachstum, dass man mit der Pflege kaum nachkommt. Wenn es magerer ist, wird der Garten auch artenreich, vielfältig und bunt.“

Naturgemäß unzählige Möglichkeiten

Vielfältig sind naturgemäß auch die Wünsche der Kunden, dementsprechend breit gefächert ist das Beratungsspektrum des Experten. „Im Regelfall“, so Griebl, „hat sich die Kundschaft, die sich für Gärten dieser Art interessiert, schon im Vorfeld entsprechend kundig gemacht und hat schon von Haus aus gewisse Vorstellungen. Und das ist auch das Schöne, wenn man im Gespräch heraushören kann, was der Kunde mit seinem Garten will. Ist ihm zum Beispiel wichtig, dass die Bienen hier einen Lebensraum haben, kann man ihm schon mal Bienenweiden vorschlagen. Oder wenn er möchte, dass die Kinder im Garten Naturnähe erleben, mit Getier wie Igeln und Vögeln, dann kann man eben darauf sehr gut eingehen.“ Bis hin zu Wünschen wie dem nach Pflanzen, die am Abend anfangen zu duften. „Eine Möglichkeit ist auch ein Garten mit Pflanzen wie zum Beispiel Mangold oder Schnittlauch, die man sowohl als Zierpflanze nehmen als auch essen kann. Da gibt es unzählige Möglichkeiten“, so Griebl.

Gut gerüstet gegen längere Hitzeperioden

Auch gegen die offensichtlich immer längeren Hitzeperioden im Sommer ist ein naturnaher Garten ungleich besser gerüstet als blanker Rasen. „Dadurch, dass nicht so oft gemäht wird und das Gras beim naturnahen Garten auch tief verwurzelt ist, ist es auch nicht notwendig, den Garten in Hitzeperioden zu bewässern wie einen Rasen. Man kann ruhig drei Wochen auf Urlaub fahren, ohne Angst haben zu müssen, dass der Garten verbrannt ist, wenn man zurückkommt“, erklärt Griebl.  Natürlich sei er dann nicht mehr so grasgrün wie der Englische Rasen. „In Gegenden, wo es im Sommer besonders heiß wird, kann man aber auch besonders hitzeverträgliche Pflanzen setzen, in erster Linie Steppenpflanzen, die nicht gewässert werden müssen. Oder auch so genannte Kargheitspflanzen, wie Mauerpfeffer oder Hauswurz, Pflanzen, die schon von Natur aus felsige und heiße Plätze gewohnt sind.“

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