In der Anschaffungspraxis der Kommunen regiert tendenziell der Sparstift, ganz besonders beim Fuhrpark. Dennoch können sich Spezialfahrzeuganbieter nicht über die Auftragslage beklagen. Alternative Finanzierungsformen scheinen nur fallweise interessant zu sein.
Text: Erika Hofbauer
Gemeinde-Fahrzeuge, von Kehrmaschinen über LKW bis Winterräumgeräten, gehören zum Standard eines kommunalen Fuhrparks. Die Fahrzeuge müssen jedoch laufend gewartet bzw. angeschafft werden. Für die Anbieter dieses Spezialsegments wird der Markt durch Kostendruck und sich ändernden Kundenanforderungen zunehmend schwieriger. Dennoch wollen sie sich nicht beklagen. Harald Vogl, Leiter der Kommunaltechnik-Sparte bei Stangl Reinigungstechnik GmbH, präzisiert: „Die Budgets, die Nachfrage und der Markt im öffentlichen Sektor in Österreich – Städte und Gemeinden – ist schrumpfend. Im Bereich Dienstleistungsunternehmen ist die Situation aus unserer Sicht aber stabil.“ Nachgefragt werden vor allem Universalmaschinen bzw. Maschinen, die für den Kunden einen nachweislichen, erkennbaren Mehrfachnutzen besitzen, wie etwa eine schnelle und einfache Umrüstmöglichkeit zwischen den unterschiedlichen Anwendungen. Vogl: „Gefragt sind bedienerfreundliche und vor allem einfach zu handhabende Maschinen, die technologisch nicht überfrachtet sind – je einfacher in der Handhabung, desto lieber.“ Die Herausforderung sieht Vogl unter anderem darin, als Anbieter einem schrumpfenden Markt zu begegnen: „Kunden fragen nach bzw. orientieren sich verstärkt an der Stabilität von Unternehmen, etwa hinsichtlich von Ansprechpartnern, Produkten und Kundendienst.“ Besondere Finanzierungserfordernisse kann Vogl nicht erkennen: „Leasing spielt im eigentlichen Beratungs- und Verkaufsprozess kaum eine Rolle. Als Finanzierungsform wird sie gelegentlich von Städten und Gemeinden genützt.“
Gute Preisqualität
Kostenorientierung ist auch für Roman Eggenfellner, Teamleitung Behördenverkauf der MAN Truck & Bus Vertrieb Österreich AG, in seinen Gesprächen laufend Thema: „Die ersten Fragen der Kommunen beziehen sich zunächst oft darauf, ob eine Beschaffungsmöglichkeit über eine Rahmenvereinbarung der Bundesbeschaffungsgesellschaft (BBG) besteht, da diese aufgrund österreichweit ausgeschriebener Bedarfe eine gute Preisqualität sicherstellt und zudem Rechtssicherheit in der Vergabe von Aufträgen gibt. Sollte ein Abruf über die BBG nicht abzubilden sein, so wickeln die Kommunen ihre Beschaffungen über eigene Ausschreibungsverfahren ab.“ Immer mehr in den Fokus rücken die Betriebskosten von Neufahrzeugen im Hinblick auf den Kraftstoffverbrauch sowie die Wartungs- und Instandhaltungskosten, weiß Eggenfellner. Finanzierungserleichterungen biete man durch „gute Zahlungsziele“ im Zuge von Generalunternehmeraufträgen an, so Eggenfellner: Dabei beginnt die Zahlungsfrist erst nach Auslieferung des Gesamtfahrzeuges zu laufen und weder Anzahlungen noch Zwischenzahlungen werden eingehoben. Leasing ist zwar im Portfolio der hauseigenen Finanzierungsfirma vorhanden, jedoch würden Kommunen ihre Fahrzeuge eher selten und wenn, dann meist über ortseigene Finanzierungsgesellschaften leasen, so der MAN-Experte weiter.
Multifunktionale Geräte
Über die Marktentwicklung kann sich auch Eggenfellner nicht beklagen: „Die Nachfrage ist gut, die Jahresstückzahlen des Gesamtmarktes in unserem Lieferprogramm sind leicht sinkend, die Umsatzentwicklung stagniert bzw. sinkt, da die Preisqualität mit jedem neuen Ausschreibungsverfahren sinkt – gut für die Kunden, schlecht für die Lieferanten.“ Es werden verstärkt multifunktionale Geräte und Fahrzeuge für Mehrzweckanwendungen nachgefragt, um die Fuhrparkgröße zu reduzieren und Fahrzeuge tendenziell abzubauen, berichtet Eggenfellner aus der Praxis: „In erster Linie zielen die Beschaffungen darauf ab, eine ganzjährige Auslastung der Fahrzeuge im Sommer-und Winterbetrieb sicherzustellen („Streuen im Winter und Kehren im Sommer“), was aktuell vorwiegend durch den Einsatz von Wechselaufbausystemen und erweiterten Hydraulikanlagen dargestellt wird.“ Er sieht aber noch weitere Herausforderungen auf das Unternehmen zukommen: Da ist zunächst der „intensive Konkurrenzkampf mit unseren Mitbewerbern um jeden einzelnen LKW, die weitere Umsetzung der Abgasvorschriften, welche bei hochkomplexen und kompakten Kommunalfahrzeugen im Hinblick auf den dafür benötigten Platzbedarf und die Einsatzzuverlässigkeit immer schwerer darstellbar ist, sowie unseren Beitrag zur Auslastung der österreichischen Produktionsstandorte Steyr und Wien mit entsprechenden Aufträgen der öffentlichen Hand.“
Leasing holt auf
Reinhard Hammer, Verkaufsleiter der Alfred Kärcher GmbH, sieht die Anschaffungspraxis der Kommunen geteilt: „Investitionsgüter wie Kommunalfahrzeuge über Leasingvarianten zu erwerben, gewinnt auch im öffentlichen Bereich inklusive den Kommunen vermehrt an Bedeutung. Viele Vorteile von Leasinggeschäften sind ja auch im öffentlichen Bereich umsetzbar. Trotzdem wird aber auch immer wieder versucht, ohne Finanzierungsmodelle auszukommen.“ Für ihn verläuft die Zusammenarbeit mit den Kommunen beim Thema Kommunalfahrzeuge „bisher zufriedenstellend“. Der Kommunalfuhrpark von Kärcher werde laufend erweitert, sodass dadurch konstant neue Nischen erschlossen und existierende Beziehungen erweitert werden können, erzählt Hammer: „Fragen der Nachhaltigkeit, Verlässlichkeit, Ehrlichkeit und Kostenkontrolle in der Nachbetreuung spielen meiner Meinung nach verstärkt eine Rolle. Hier kommt für uns bestimmt positiv zu tragen, dass Kärcher durch den Zusammenschluss mit Bösch als Komplettanbieter ein Alleinstellungsmerkmal besitzt und sämtliche Reinigungsthemen einer Kommune aus einer Hand professionell lösen kann.“
Gesamtheitliche Sicht
Was ist also für Kommunen in Zeiten knapper Budgets in Sachen „Finanzierung und Beschaffung von Kommunalfahrzeugen“ aktuell besonders wichtig – und damit auch für Fuhrpark-Anbieter? Jürgen Jonke, Bereichsleiter Mobilität der Bundesbeschaffungsgesellschaft (BBG) rät, die jeweils alleinige Betrachtung ökonomischer und ökologischer Aspekte aufgrund deren wechselseitiger Beeinflussung durch eine gesamtheitliche Sichtweise zu ersetzen: „Dies bedingt eine Gesamtkostenbetrachtung, also Total Cost of Ownership TCO, auf Basis des jeweils spezifischen Nutzer- bzw. Einsatzprofils der Fahrzeuge. Nicht der Anschaffungspreis des Fahrzeugs steht im Vordergrund sondern vielmehr der Preis für den gefahrenen Kilometer bzw. die geleistete Betriebsstunde.“ Hier kommt man an einer tiefgehenden Analyse der eigenen Fuhrparksituation samt Erfassung sämtlicher kostenrelevanter Parameter wie z.B. Anschaffung, Wartung, Kraftstoff, Reparatur, Stehzeit, Schulung, Ressourcenvorhaltung, Verwertung/Entsorgung und dergleichen nicht vorbei, ist Jonke überzeugt. Für „seine“ Kunden empfiehlt er die Nutzung der BBG-Verträge, da aufgrund der Mengenbündelung hohe Einsparungen lukriert werden und dennoch die Auslieferung und Servicierung der Fahrzeuge durch die Niederlassungen im lokalen Umfeld des Nutzers erfolgen könne. So wurden z.B. bei der österreichweiten Ausschreibung von Feuerwehrfahrzeugen in enger Zusammenarbeit mit dem Landesfeuerwehrverband Niederösterreich Einsparungen von rund 20 Prozent erzielt, berichtet Jonke. Der Vorteil für die Kommunen? „Zugriff auf einen rechtssicheren Vertrag ohne eigenes aufwändiges Vergabeverfahren durchführen zu müssen, hohe Einsparungen und dennoch flexible Konfigurationsmöglichkeiten.“
Wachsende Herausforderungen
Denn die Herausforderungen für die Kommunen werden immer umfangreicher, weiß der BBG-Experte: „Insbesondere das immer komplexer werdende Vergaberecht macht die Verfahrensabwicklung immer aufwändiger, die Durchlaufzeiten immer länger und das Einspruchsrisiko immer größer. Ressourcenoptimierung z.B. durch die Nutzung der Services einer zentralen öffentlichen Beschaffungsstelle wie der BBG kann dem entgegenwirken.“ Was die Technologieentwicklung im Bereich der alternativbetriebenen Kraftfahrzeuge betrifft, etablieren sich immer kürzere Innovationszyklen. Jonke: „Daher sollten keine starren modellspezifischen Lieferverträge abgeschlossen, sondern weitgefasste fuhrparkmanagementspezifische Lösungen entwickelt werden, die den Zugriff auf die jeweils aktuellsten Fahrzeugmodelle und unterschiedlichsten Bewirtschaftungskonzepte wie Kauf, Leasing oder Batteriemiete ermöglicht.“
Raus aus der Nische
Als ernst zu nehmende Finanzierungsalternative sieht man freilich bei Raiffeisen die Leasingmöglichkeiten bei der kommunalen Fuhrparkbeschaffung. „Leasing hat sich in den letzten Jahren zu einer sehr interessanten Finanzierungsmöglichkeit für Kommunen entwickelt, die zahlreiche Vorteile für Gemeinden bietet“, erzählt Robert Wurth, Bereichsleitung Vertrieb Projekte und Sonderfinanzierungen bei Raiffeisen-Leasing: „Zum einen können die monatlichen Leasingentgelte optimal an die Bedürfnisse der Gemeinden angepasst werden, während gleichzeitig die Liquidität der Kommune erhalten bleibt. Zum anderen können sich Gemeinden durch die Einbindung von Spezialisten kostengünstig das Know-how von Experten sichern und haben so die Möglichkeit, sich rein auf ihre Kernaufgaben zu konzentrieren.“ Leasingfinanzierungen werden vor allem für die Bereiche Immobilien – also z.B. die Finanzierung von Kindergärten, Pflegeheimen oder anderen kommunalen Einrichtungen – sowie für Fahrzeuge im kommunalen Bereich und in geringerem Ausmaß auch für Mobilien in Anspruch genommen.
Die Palette an Fahrzeugen ist dabei in Gemeinden relativ umfangreich, weiß Wurth: „Wir finanzieren beispielsweise nicht nur konventionelle Fahrzeuge wie PKW und Nutzfahrzeuge bis 3,5t, sondern auch Feuerwehrautos oder Straßenverwaltungsgeräte wie Kehrmaschinen oder Winterräumgeräte.“ Bei der Finanzierung des Fuhrparks haben Kommunen zusätzlich die Möglichkeit, Dienstleistungen aus dem Bereich Fuhrparkmanagement in Anspruch zu nehmen, z.B. Beratung bei der Auswahl passender Fahrzeugmodelle über laufende Betreuung bis hin zur Verwertung der Fahrzeuge. Wurth: „Für Gemeinden bringt das den Vorteil, dass sie aufgrund der optimierten Abläufe und des regelmäßigen Reportings ihre Kosten einfacher planen können und stets vollen Überblick haben.“ Wie sieht seine Markteinschätzung für 2016 aus? „Generell kann man sagen, dass der Trend auf kommunaler Ebene verstärkt zu Gesamt- und Komplettlösungen geht. Wir erwarten auch für die Zukunft eine verstärkte Nachfrage, da der Spardruck auf die Gemeinden weiter zunehmen wird und Leasingfinanzierungen durch die planbaren, fixen monatlichen Kosten eine ideale Lösung für Kommunen darstellen.“