In zehn Jahren, schätzen Experten, könnte es kein chemisches Grundreinigungsmittel zum Entfernen von Beschichtungen mehr geben, sondern nur noch den Diamantpad. Aber auch der Superpad spart nicht nur Zeit, sondern mit dem Vorteil seiner Mechanik vor allem Chemie.
Text Hansjörg Preims
Die Zukunft des Reinigungspads scheint nicht nur eine goldene, sondern buchstäblich eine „diamantene“ zu sein: Der Diamantpad werde in naher Zukunft die Chemie ablösen, „weil es eine umweltfreundliche und schnelle Reinigung ist“, sagt Harald Lembacher, BULS-Geschäftsführer und Sachverständiger für Reinigungstechnik. Erfolge derzeit die Grundreinigung noch mit Grundreinigungsmitteln und normalen bzw. Superpads, mit Nachwaschen und Entsorgung, so werde man mit Diamantpads das gleiche Ziel in kurzer Zeit ohne Chemiezusätze und kostengleich erreichen, unabhängig vom Bodenbelag. „Es bleiben keine Chemierückstände am Boden, sodass auch eine nachfolgende Beschichtung deutlich sicherer ist, wenn mit Diamantpad gearbeitet wurde“, so Lembacher. In zehn Jahren, denke er, könnte es also kein chemisches Grundreinigungsmittel zum Entfernen von Beschichtungen mehr geben, sondern nur noch den Diamantpad. Diese Meinung würden auch Experten wie Martin Lutz vom FIGR vertreten.
Klares Wasser versus Chemie
Aber auch bei der täglichen Bodenreinigung etwa in einem Krankenhaus scheint der mit Industriediamanten besetzte Pad der Chemie den Rang der besten Reinigungswirkung zumindest gehörig streitig zu machen. So werden in einer Bachelor-Thesis mit dem Thema „Verfahrensvergleich zwischen chemischer Reinigung und dem TwisterTM-Reinigungssystem im Krankenhaus“ in Zusammenarbeit mit dem Kreiskrankenhaus in Sigmaringen (Baden-Württemberg) die herkömmliche Reinigung des Flurbodens mit einer Scheuersaugmaschine und das TwisterTM-Reinigungssystem von HTC verglichen. Bei diesem System werden im Gegensatz zur herkömmlichen Methode keine Chemikalien zur Reinigung des Bodens verwendet, die Reinigung erfolgt ausschließlich mit einer Scheuersaugmaschine, den mit Diamanten besetzten Pads und klarem Wasser. Hintergrund dieser vergleichenden Thesis ist eine in einem schwedischen Krankenhaus durchgeführte Studie mit dem Thema „Fußbodenreinigung mit TwisterTM-Reinigungsscheiben“, wonach diese Reinigungspads eine bessere Reinigungswirkung haben als die herkömmliche Krankenhausreinigung mit dem Einsatz von Chemikalien. Und mit den Ergebnissen der Versuche im Krankenhaus in Sigmaringen konnte laut René Hein, Verfasser dieser Thesis 2014/15, die bessere Reinigungsleistung der chemikalienfreien Methode und somit die schwedische Studie bestätigt werden. Die sich auf dem Boden befindenden Keime würden mit der neuen chemikalienfreien Methode besser entfernt.
„Farbenlehre“ nur bedingt einheitlich
Grundsätzlich unterstützt auch schon der normale Reinigungspad die Reinigung nach dem Sinnerschen Kreis so, dass man – neben der Zeitersparnis – mit dem Vorteil der Mechanik vor allem Chemie spart. „Natürlich innerhalb der Grenzen der Materialverträglichkeit des jeweiligen Bodenbelags, sprich: nicht mit einem zu abrasiven Pad auf einer Oberfläche, die dadurch möglicherweise zerkratzt wird“, weist Harald Lembacher auf die Gefahr einer nicht fachgerechten Pad-Anwendung hin. „Aber die Gebäudereiniger lernen ja in der Ausbildung zum Denkmal-, Fassaden- und Gebäudereiniger, welche Pads für welche Reinigungsmethode verwendet werden.“ Üblicherweise weiße bis rote Pads für die Unterhaltsreinigung, und je nach Bodenbelag blaue, grüne, braune und schwarze für die Grundreinigung. Für Linoleum und Gummi eher blau oder grün, für PVC eher braun oder schwarz. Diese Klassifizierung treffe auf alle Hersteller zu, wenngleich mit leichten Unterschieden von Hersteller zu Hersteller. „Eine Vereinheitlichung der Farben ist schwierig, man kann einen roten Pad der Firma A nicht mit einem roten der Firma B vergleichen, es können Unterschiede in der Abrasivität sein, in der Stärke der Mechanik“, so Lembacher. Grundsätzlich aber gehe die farbliche Palette bei allen Fabrikaten vom Weiß des weichen Pads bis zu Schwarz, dem abrasivsten: „Weiße, weiche Pads für glatte Böden, auf denen der Schmutz nicht stark haftet, rote Pads für stärker verschmutzte Böden, dunkelbraune oder schwarze Pads für die Zwischenreinigung resp. die Grundreinigung (mit Einscheibenmaschine).“ Abrasiver wird der Pad durch Beimengungen wie zumBeispiel von Korund-Zusätzen.
Nur wenig Verwendung findet der normale, 10 – 12 mm starke Reinigungspad. Lembacher: „Es werden in der professionellen Reinigung fast ausschließlich die ca. 20 mm starken Superpads verwendet – für Hartböden und Weichbeläge bzw. PVC, Linoleum und Gummi.“ Weiters der Textilpad aus Mikrofaser oder auch aus Baumwolle (Garnpad). Und der Restaurierungspad für Holzböden sowie ein Spezialpad aus Melamin oder mit Melamin-Einschlüssen, zum Beispiel für Feinsteinzeug-Böden.
Hinsichtlich einer möglichst effizienten Anwendung von Reinigungspads je nach Bodenbelag empfiehlt Lembacher den Gebäudereinigern: „Für die Unterhaltsreinigung generell weiße bis rote Pads. Für die Grundreinigung: Wenn der Bodenbelag empfindlich ist wie Linoleum und Gummi, sollte man maximal blaue Pads verwenden, für kratzunempfindliche Bodenbeläge wie PVC kann man bis zum braunen und schwarzen Pad gehen.“ Beim Steinboden seien die selben Prinzipien anzuwenden, abhängig auch davon, ob es ein Weich- oder Hartgestein ist, ob es Natur- oder Kunststein ist. Für weiche Steinbeläge wie Marmor werde man eher den weißen bis maximal den roten Pad verwenden, bei Hartsteinbelägen wie Granit oder Feinsteinzeug – als Richtlinie – auch schwarze oder braune Pads.
Qualität stärker im Fokus
Hersteller von Reinigungspads gibt es viele, von GLIT, Vileda und 3M bis zu vielen amerikanischen und italienischen Herstellern. BULS ist in Österreich Generalhändler für GLIT-Produkte, deren Generalimporteur für Europa die DOLLY GmbH in Deutschland ist. Deren Geschäftsführer Harro C. Gentner erinnert sich an „Zeiten, da galt das Pad aus Polyesterfaser, das klassische Superpad, als so genanntes Gattungsprodukt (vergleichbar mit Benzin, den es an jeder Tankstelle in gleicher Form gibt, und man schaut nur auf den Preis).“ Die Zeiten hätten sich aber stark geändert – „weil sich die Reinigungsmaschinen geändert haben, Aufsitzer-Scheuersaugautomaten fahren ein hohes Tempo, und da ist es mit dem Pad ähnlich wie mit dem Autoreifen: die Haltbarkeit ist das Kriterium, der Reifen muss bestimmte Geschwindigkeiten aushalten, dementsprechend muss die Qualität viel stärker im Fokus stehen als früher“, so Gentner. Beispiel Superpad (rot, ohne Schleifmittel): Wenn da die Qualität nicht stimme, könnten sich beim Einsatz Teilchen lösen und entweder eingesaugt werden oder die Funktion der Sauglippe beeinträchtigen – es entstünden Streifen am Boden, Filter müssten ausgewechselt werden usw. – „Entscheidern im Bereich der Gebäudereinigung sollte das bewusst sein.“
Die richtigen Pads für die richtigen Maschinen
„Entscheidend ist nicht nur der Pad, sondern vor allem das Auflagegewicht und die Drehzahl“, erklärt Rudolf Fiala von der gleichnamigen Wiener Bodenreinigungsfirma, die auch mit Twister™-Bodenpflegescheiben arbeitet. Er lasse die Fiorentini-Maschinen dafür extra als Clean Motor für sich bauen. Die Drehzahl und das Gewicht seien genau zu justieren, und da brauche man Experten. „Es ist wie ein Etikett ablösen, es ist nicht erwünscht, die Basisoberfläche mitzunehmen, es soll aber auch nicht zu schnell sein, sonst wird nur poliert“, erklärt Fiala. Poliert werde mit 1500-3000 Umdrehungen, Auflagedruck über 40 kg. Entschichten gehe nur mit Auflagedruck. Es sei „quasi die tägliche Grundreinigung OHNE Chemie, und es ist dann immer sauber, nicht nur nach der Grundreinigung.“
Industrietextilien stark im Kommen
Immer stärker am Markt etablieren werden sich laut Harro C. Gentner von DOLLY die Pads aus Industrietextilien wie der GLIT PolyPad, da sie bestimmte Vorteile brächten: „Floor Pads haben einen starken Einfluss auf die Reichweite von akkubetriebenen Reinigungsmaschinen, wobei die Bestimmungsgrößen für die Reichweite die Akku-Laufzeit und der Frischwassertank sind. Und beim Pad ist der wichtigste Einflussfaktor der Widerstand am Boden. Je geringer dieser Widerstand, umso größer die Reichweite.“ Nun könnte man meinen: Ist der Widerstand am Boden gering, ist auch die Reinigungsleistung gering. Das stimme aber nicht ganz bei den Industrietextilien, so Gentner – Gegenbeispiel Melanin: „Hier haben wir eine gute Reinigungsleistung, aber der Widerstand am Boden ist extrem. Deshalb eignet sich Melanin nicht für Scheuersaugautomaten (geringe Reichweite).“ Mit einer Einscheibenmaschine, die mit Kabel arbeite, könne man das zwar machen, aber mit akkubetriebenen Maschinen – „und das ist die Zukunft, man denke auch an die Roboter, die immer stärker kommen“ – brauche es Pads, die schon bei geringem Widerstand am Boden eine gute Reinigungsleistung bringen. Und es komme noch dazu, „dass Industrietextilien auch mit wenig Flotte-Einsatz bzw. Feuchtigkeit ein gutes Ergebnis erzielen.“ Beides – der Widerstand am Boden und der Flotte-Einsatz – beeinflusse die Reichweite der Maschine. Bei einem Aufsitzer-Scheuersaugautomaten müsse man beim – variierbaren – Anpressdruck je nach Bodenbelag ein gutes Mittelmaß finden.
Neue Maschinentypen erfordern neue Pad-Formate
Das rote Pad ist – bodenschonend – für Gentner „genau das richtige Produkt für die Zukunft, weil vielseitig verwendbar, und bei unterschiedlichsten Hartbodenbelägen in einem Gebäude sollte man natürlich auch möglichst wenig Pad-Wechsel haben, Stichwort Zeitoptimierung.“ Über 90 Prozent der Reinigungsmaschinen betreibe man heute mit Rundpads. Neue Maschinentypen, die in oszillierender Technik (auch Orbital-Technik genannt) wie Vibrationsschleifer arbeiten, würden aber neue Pad-Formate erfordern: Rechteck- oder Rectangle-Pads. Denn mit den rechteckigen Treibtellern dieser Maschinen komme man auch in Ecken und andere schwierig erreichbare Bereiche. „Diese sehr effektive Vibrationstechnik ist eine Herausforderung für das Material der Floor-Pads“, so Gentner weiter, nur qualitativ hochwertige Markenpads seien diesen Anforderungen gewachsen. „Besonders beim Einsatz der Orbital-Technik gilt die Aussage von Rick Mazzoli, Präsident unserer Fabrik in South Carolina: The biggest thing is to use the least aggressive pad to do the intended task.“ Denn das Ziel bei der Erledigung von Reinigungsaufgaben mit maschineller Technik müsse der Werterhalt der Bodenbeläge sein.
Anwendung von Diamantpads erfordert Spezialschulung
Wiederum ein eigenes Kapitel ist der Diamantpad, „ein Trägerpad ohne abrasive Wirkung, also wie ein normaler Pad, hergestellt zum Beispiel aus recycelten PET-Flaschen, der besprüht wird mit (60 bis 100 Millionen) Industriediamanten und Klebstoff“, weiß Harald Lembacher und erklärt die Wirkung der Industriediamanten, die es in verschiedenen Körnungen gibt: „Sie reinigen und polieren und – wenn es richtig gemacht wird – restaurieren. Polieren heißt, die Oberfläche verdichten, dass sie glatt und glänzend wird, Restaurieren – vor allem von stark verkratzten Steinböden – heißt, man verwendet verschiedene Körnungen, von der gröbsten bis zur feinsten, sprich: man beginnt mit dem gröbsten Pad, und in zwei, drei, vier Stufen bis zum feinsten Pad kann man den kaputten Boden wieder restaurieren und perfekt glänzend machen.“ Poliert wird in einem bis drei Arbeitsgängen, beim Restaurieren hat man drei bis fünf Arbeitsgänge vom schärfsten bis zum feinsten – der letzte ist ein Polierschliff. Die Maschine dazu ist üblicherweise eine Einscheibenmaschine mit einem Treibteller.
Für die richtige Anwendung von Diamantpads braucht es Spezialschulungen. BULS zum Beispiel bietet ein-, zweimal jährlich in jeder Niederlassung solche Diamantpad-Schulungen an. „Bei den Diamantpads gelten auch andere Kriterien bezüglich Farben, die man nicht pauschalieren kann“, so Lembacher, „jede Firma hat ihre eigenen Farben, oder auch Nummern oder Körnungsangaben.“
Als „Erfinder“ des Diamantpads gilt HTC mit der Marke Twister. Die Herstellung erfolgt in Schweden. Wichtige Hersteller von Diamantpads sind auch 3M und GLIT (BULS ist auch Generalhändler in Österreich für Twister Diamantpads von HTC). j
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