Der Komplettdienstleister am Land

Interview mit Mag. Christoph Winkler, Geschäftsführer Maschinenring Österreich.

Text Christian Wolfsberg

Christoph Winkler
Christoph Winkler,
Bundesgeschäftsführer
Maschinenring Österreich

ReinigungAktuell: Vor etwa 4 Jahren lag der Maschinenring Österreich bei einem infrastrukturellen FM-Umsatz von 150 Mio. Euro und einem Zeitarbeits-Umsatz von 54 Mio. Euro. Wie hat sich das entwickelt?
Christoph Winkler: Zeitarbeit, also Personalleasing, hat sich sehr stark auf nunmehr 60 Mio. Euro entwickelt Der Servicebereich, also IFM, ist gering auf 156 Mio. Euro gewachsen. In unserem ursprünglichen Kernmarkt, dem Agrarbereich, machen wir etwa 90 Mio. Umsatz.

Als der Maschinenring 2013 zum ersten Mal in unserem Ranking gelistet war, herrschte Erstaunen in der Branche. Sieht sich der Maschinenring nun als normaler Marktspieler?
Winkler: Wir sehen uns als Komplettdienstleister im ländlichen Raum. Winterdienst und dann Grünraumpflege waren aufgrund unserer Geschichte die ersten gewerblichen Dienstleistungen. Beides hat sehr gut funktioniert, bei Kommunen, großen Unternehmen sowie Handelsfilialisten. Verlässlichkeit und Schlagkraft im nicht-urbanen Raum sind da die Stichworte. Die Reinigung war dann einfach eine logische Weiterentwicklung.

Wo beginnt und wo endet dieser „ländliche Raum“?
Winkler: Wien ist da das beste Beispiel: Ballungszentren sind für uns immens schwierig, denn da haben wir keinen Zugang zu Dienstleistern, zum Personal. Da wir im Kern eine bäuerliche Organisation sind, versuchen wir diesem Berufsstand und deren Familien einen Zusatzerwerb zu ermöglichen. In den Ballungszentren geht das natürlich nicht. Obwohl es auch in Wien nicht so wenige Bauern gäbe – Weinbauern vor allem. Nur haben sich diese durch die Buschenschanken ohnehin ein beträchtliches Zusatzeinkommen geschaffen. Gleichzeitig ist die Grenze des ländlichen Raumes fließend, in Linz z. B. arbeiten wir auch weit in die Stadt hinein, in Wien gar nicht.

Wie setzen sich die vom Maschinenring angebotenen infrastrukturellen FM-Dienstleistungen  zusammen?
Winkler: Winterdienst ist der weitaus größte Bereich, Grünraum wächst stark und wird immer beliebter und auch die Reinigung legt stetig zu.

Wird die Reinigung immer noch mit Partnerbetrieben durchgeführt und ist sie auch eher im Außenbereich angesiedelt?
Winkler: Es gibt zwar Partnerbetriebe, aber die Tendenz geht sehr stark in die Richtung, die Dienstleistung durch eigenes Personal durchzuführen. Auch die angebotenen Leistungen –  Fensterreinigung, Bodenreinigung, die komplette Gebäudereinigung – zeigen, dass wir immer weiter in die Gebäude hineingehen und alle Bereiche bedienen. Wir beginnen oft mit der Grünpflege und kümmern uns später dann auch um den gesamten Innenraum.

Verstehen Sie unter Grünpflege eher die wiederkehrende Betreuung oder Projektarbeiten wie etwa den Baumschnitt etc.?
Winkler: Beides. Für die Gemeinden, Industrie und Handel sind es eher die wiederkehrenden Leistungen – Rasenschnitt, Heckenpflege. Aber es ist auch viel Projektarbeit dabei – die komplette Umgestaltung von Grundstücken etwa.

Wer sind Ihre Kunden?
Winkler: Bei Winterdienst, Grünraumpflege und Reinigung sind die Kommunen mit Abstand unsere größte Zielgruppe. Danach kommt der Handel – speziell der Lebensmittelhandel – insbesondere beim Winterdienst, und dann die Gewerbebetriebe im ländlichen Bereich.

Die Kommunen sind generell eher skeptisch beim Auslagern von Dienstleistungen. Ist das für den Maschinenring anders?
Winkler: Tendenziell ja. Wir bestehen aus 84 Vereinen, verteilt auf ganz Österreich. Unsere Mitarbeiter stammen aus der Region. Sie sind vor Ort vernetzt, in lokalen Vereinen und in den Kommunen aktiv. Man kennt sie – das schafft Vertrauen.

Beim Personalleasing ist welche Zielgruppe vertreten?
Winkler: Der Bereich Bau ist immer stark vertreten und gilt quasi als konjunkturelles Fieberthermometer. Im ländlichen Bereich sind viele KMU dabei, vor allem Gewerbe und Handwerk, aber auch Industrie.

Die Ziele der nächsten Zeit?
Winkler: Wir sind ja kein Konzern, der abliefern muss, sondern wir haben eine Vereinsstruktur und fast parallel dazu eine Genossenschaftsstruktur. Diese Rechtsform führt uns schon sehr stark in Richtung Nachhaltigkeit. Unsere Eigentümer sind rund 76.000 bäuerliche Betriebe in Österreich – das sind etwa die Hälfte aller bäuerlichen Flächen im Land. Uns geht es erstens nach wie vor darum, diesen Eigentümern ein Nebeneinkommen zu ermöglichen. Und zweitens geht es uns auch darum, generell die Abwanderung aus dem ländlichen Raum zu bremsen. Der ländliche Raum ist nicht nur Zeitwohnsitz und Urlaubsidyll für den erholungsbedürftigen Städter, der ländliche Raum ist auch Lebens- und Arbeitsraum. Er darf seine Strukturen nicht verlieren. Wir haben daher als lokaler Arbeitgeber auch eine sozialpolitische Funktion. Unsere Rechtsform kommt eben nicht von ungefähr, wir könnten ja auch eine AG sein und den Profit an die erste Stelle setzen. Stattdessen werden Überschüsse bei uns thesauriert und gegebenenfalls investiert – gemeinnützig, nachhaltig.

Die eben erschienene Studie der KMU Forschung attestiert der Gebäudereinigungsbranche starkes Umsatz- und Mitarbeiterwachstum. Gilt das auch für den Maschinenring?
Winkler: Im ländlichen Raum ist das anders, somit ist die Erwartung an Umsatzsteigerungen eine andere, bescheidenere. Wir bleiben aber am Ball und nutzen unsere Stärken – etwa bei großen Ausschreibungen, wo es um extrem viele geografisch weit gestreute Objekte geht. Da können wir unsere gleichbleibende Qualität wirklich ausspielen.“


Mag. Christoph Winkler, Bundesgeschäftsführer Maschinenring Österreich, ist geboren und aufgewachsen in Oberösterreich, studierte Jus-Studium in Wien. Anschließend war er als Rechtanwaltsanwärter in einer Wiener Kanzlei tätig sowie bei den ÖBB. Seit 2012 ist er beim Maschinenring als Referent und Interessensvertretung, seit 2016 Geschäftsführer.
Christoph Winkler ist verheiratet und wohnt im Burgenland.


 

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