„Es bleibt ein Geschäft von Menschen für Menschen“

Parallel zur Internationalen Reinigungsfachmesse CMS Berlin 2017 (19.-22.9.) fand der 22. Weltkongress der Gebäudedienstleister (WFBSC) statt. Thema: „Reinigung in einer digitalen Welt – Prozesse, Menschen, Technik“. Reinigung aktuell fasst die Kernbotschaften einiger Vortragenden zusammen.

Dr. Ilham Kadri
Dr. Ilham Kadri

Dr. Ilham Kadri, Präsidentin von Diversey, stellte in ihrem Vortrag die Möglichkeiten der digitalen Vernetzung dar und zeigte auf, inwiefern diese heute schon Realität sind. Für Kadri sind vor allem die Diversität, der Kundennutzen, die Nachhaltigkeit und die Technologie die Themen, welche die Branche vor große Herausforderungen stellen. Sie zeigte mit ausgewählten Fallstudien, wie Technologien bereits erfolgreich eingesetzt werden können und welcher Kundennutzen besonders erkennbar ist.
 

Eddy Stam
Eddy Stam

Eddy Stam, Sektorverantwortlicher für Reinigung von UNI Global Union, beschrieb die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Arbeitswelt der Menschen. Schon in der Vergangenheit habe es Veränderungsprozesse gegeben, die oftmals die Tätigkeiten der Menschen veränderten, insofern sei er optimistisch, dass sie dazu auch jetzt in der Lage seien. Kritisch sieht er die vollständige Überwachung der Mitarbeiter und appellierte an die Unternehmen, Grenzen zu achten. Ebenso sollten seiner Meinung nach biometrische Daten nur da genutzt werden, wo es tatsächlich notwendig sei. Eddy Stam plädierte unter anderem für faire und sichere Arbeitsbedingungen, Chancengleichheit, die Gewährleistung von sozialen und Grundrechten ebenso wie die soziale Absicherung, das lebenslange Lernen und eine verantwortungsvolle Lieferkette.

Steven Lambert
Steven Lambert

Steven Lambert, COO von MCS Solutions, stellte in seinem Vortrag neue Technologien für Smart Buildings vor und betonte, dass Gebäude der Zukunft so gestaltet sein müssten, dass sie für die Menschen arbeiteten und nicht umgekehrt. Gebäudedienstleistern empfahl er, im ersten Schritt relevante Szenarien zu identifizieren und ein passendes Sensortechnologie-Konzept zu nutzen. In zwei konkreten Praxisbeispielen stellte er die Möglichkeiten für die Gebäudereinigung dar. Eine entscheidende Änderung sei im Bereich der Prozesse der Gebäudereiniger zu erwarten. Steven Lambert betonte, dass auch die Mitarbeiter ein Verständnis für die Veränderungsprozesse haben müssten. Sie würden zukünftig noch stärker im Mittelpunkt der Arbeit stehen. Und dass es nicht damit getan sei, Daten zu sammeln. Das täten viele Unternehmen bereits seit Langem. Die Kunst sei es, diese Daten entsprechend auszuwerten und die richtigen Schlüsse zu ziehen.

Johannes Bungart
Johannes Bungart

Johannes Bungart, Geschäftsführer des Bundesinnungsverbandes des Gebäudereiniger-Handwerks (D), diskutierte mit Philipp Andernach, Geschäftsführer von Service Partner One, über die Rolle digitaler Service-Plattformen im Gebäudereiniger-Handwerk. Hierbei wurde klar, dass sich deren Geschäftsfeld von konventionellen Unternehmen deutlich unterscheidet. Das Start Up konzentriere sich nicht auf öffentliche Ausschreibungen, sondern hauptsächlich auf die Bewirtschaftung von Privathaushalten und Büros. Nach Bungarts Ansicht seien die Ergebniserwartungen der Internetplattformen nicht zu realisieren. Dies liege wahrscheinlich auch an einer Überschätzung des potentiellen Marktvolumens. Andernach kündigte für Dienstleister neu zu entwickelnde Tools an.

Lilian Small
Lilian Small

Lilian Small, CEO von BSCNZ, erläuterte in ihrem Vortrag das Konzept des neuseeländischen Thank Your Cleaner Day. Der Aktionstag hat es sich zum Ziel gesetzt, die Arbeit der Menschen im Reinigungshandwerk öffentlichkeitswirksam wertzuschätzen und zu würdigen. Ein besonderer Fokus liege darauf, deutlich zu machen, dass Reinigung in der Gegenwart ein hohes Gut und Voraussetzung für Wohlbefinden und Gesundheit ist. Sie betonte, dass im Gebäudereiniger-Handwerk letztendlich heute und in der Zukunft Menschen arbeiten. Es bleibe auch in der Zukunft ein Geschäft von Menschen für Menschen.

Markus Asch
Markus Asch

Markus Asch, Geschäftsführer der Alfred Kärcher GmbH, sagte, er sei sich sicher, dass die Digitalisierung die Menschen nicht ersetzen, sondern ihre Arbeit ergänzen werde. Er machte deutlich, wo der Einsatz moderner Robotik bereits Realität ist. Diese werde eingesetzt, um dem Menschen zu assistieren, vor allem bei standardisierten Prozessen. Seiner Meinung nach liegt die Herausforderung darin, eine Interaktion zwischen beiden zu ermöglichen. Die Digitalisierung führe zu neuen, auch für mittelständische Unternehmen interessanten Geschäftsmodellen. Seine drei strategischen Thesen lauten:

  • Alles, was digitalisiert werden kann, wird digitalisiert.
  • Reinigung als Prozess ist ideal für die Digitalisierung.
  • Datenbasierte Reinigung werde die von Menschen abhängige und erfahrungsbasierte Reinigung ersetzen.

Die Transparenz werde es der Branche ermöglichen, die tatsächlichen Verbräuche, Zeiten und Aufwände zu erfahren und daraus zu lernen. Er unterschied dabei zwischen externen Daten, zum Beispiel Wetter, Sensoren und Feedback-Möglichkeiten, sowie internen, die aus den eigenen Geräten generiert werden. Markus Asch betonte, dass Gebäude­reinigung und Sauberkeit messbar seien, es müssten nur die richtigen Daten gesammelt und entsprechend ausgewertet werden. Zusammenfassend konstatierte Markus Asch, dass die Digitalisierung riesiges Potenzial im Bereich der Gebäudedienstleistungen habe.

David Williams
David Williams

David Williams, Business Architect bei Microsoft, zeigte auf, wie schon heute die Technik den Menschen bei seiner Arbeit unterstützt. Mit Visionen für Smart Buildings nahm er die Teilnehmer mit auf ein Gedankenexperiment und verdeutlichte, wie Beschäftigte im Smart Building zu Smart People werden können. Microsoft habe es sich zum Ziel gesetzt, künstliche Intelligenz zu demokratisieren. Das bedeute, dass jede Mitarbeiterin, jeder Mitarbeiter lernen müsse, mit ihr zu arbeiten und sie für seine Arbeit anzuerkennen. Er empfahl, mit kleinen Projekten zu beginnen und so nach und nach überlegt digital zu werden.

Peter Ankerstjerne
Peter Ankerstjerne

Peter Ankerstjerne, Marketing Director bei ISS, berichtete von den digitalen Ideen von ISS. Am Beispiel seines Hauptsitzes zeigte er aktuelle Trends der konkreten Umsetzung einer digitalen Struktur. Das Unternehmen habe den eigenen Fokus in den vergangenen Jahren von einer „Input-“ zu einer „Output“-Perspektive gewandelt. Für Ankerstjerne ist die Agilität eines Unternehmens entscheidend. Er sieht in den Entwicklungen und Möglichkeiten ein hohes Potenzial.

 

 

Dr. Willms Buhse
Dr. Willms Buhse

Dr. Willms Buhse, CEO und Gründer von doubleYUU, empfahl, den digitalen Veränderungsprozess nicht mit der Einführung neuer Technologien zu beginnen, sondern mit den agierenden Menschen. Für ihn sei der wichtigste Faktor für effektive unternehmerische Gestaltung die Beweglichkeit. Dr. Buhse rät der Branche, mit der Beantwortung der folgenden Fragen eine Basis zum Auftakt in eine digitale Zukunft zu schaffen:

 

 

  1. Verhilft eine digitale Strategie unserer Unternehmensstrategie zum Erreichen neuer Marktsegmente?
  2. Sind wir in der Lage, die Erwartungen unserer Kunden vorherzusehen im Hinblick auf Transparenz, Vertrauenswürdigkeit und Reaktionsfähigkeit?
  3. Haben wir digitale Produkte und Dienstleistungen im Portfolio, um unsere Zusagen einzuhalten?
  4. Verfügen wir über digitale Prozesse, die die Effektivität im datengestützten People Management mindestens verzehnfachen, zum Beispiel Recruiting, e-Learning?
  5. Sind wir in der Lage, schnell und beweglich innerhalb des Ökosystems mit unseren internen und externen Geschäftspartnern zu kooperieren und zusammenzuarbeiten?
  6. Erlaubt unsere Mentalität, auf agile Art und Weise zu verstehen, vorherzusehen und zu reagieren?
  7. Können wir eine Erfolgsbilanz bei der Leitung eines Transformationsprozesses eines Unternehmens nachweisen?
  8. Sind wir als Führungsteam bereit, als Vorbild zu dienen?

Sponsoren des 22. WFBSC-Kongresses: Diversey und Kärcher (Premiumsponsoren), Ecolab, Inapcs, Tork und Werner & Mertz Professional (Goldsponsoren) sowie Dr.Schnell, Hako, Nilfisk, Vermop und Vileda (Silbersponsoren)

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