Trotz Problemen ist diese Branche gesund und wird es bleiben
Der Titel ist ein ewiger Fakt und daher die für alle Zeiten unabänderliche Grundlage dieser Branche. Sicherlich, es mag kleinere Auf- und Ab-Bewegungen geben, aber im Wesentlichen ist diese wirtschaftliche Basis unabhängig von Euro, EU oder den Ambitionen von Little-Österreichern (das sind jene, die meinen, ein alleingestelltes Österreich mit dem Schilling wäre lebensfähig). Das macht diese Branche erwiesenermaßen krisenresistent und gibt Anlass zur Freude, jetzt und für die Zukunft.
Die Dienstleister
Wie jedes Jahr begehen wir die Sommerpause mit unserem Ranking der infrastrukurellen Facility Dienstleister. Das Ziel dieses Rankings ist seit vielen Jahren ein sehr einfaches: Wir möchten den österreichischen Unternehmen, also den Einkäufern von Reinigung (und Catering, Security, Bürodienste etc.) einmal im Jahr eine Auflistung der 50 wichtigsten Betriebe in diesem Land bieten. Diese 50 wichtigsten Betriebe können wir aber nun einmal nur über den Umsatz und die Anzahl der Mitarbeiter selektieren. Es ist uns dabei aber bewusst, dass die uns übermittelten Angaben nicht immer 100 % den Tatsachen entsprechen. Es mag durchaus sein, das hier und dort über- oder auch untertrieben wird, manchmal ausländische Umsätze hinzugerechnet werden oder auch Unternehmensbereiche, die mit Reinigung nichts zu tun haben, ihren Eingang finden. Das ist aber egal, denn jeder „lügt“ in seiner Bandbreite. Wichtig ist – auch für den Einkauf – die Aufnahme in die Rangreihe und die Einordnung in Relation zum Mitbewerb.
Das Wachstum
Auch wie jedes Jahr gibt es Umsatzzuwächse. Rechentechnisch haben wir bei den Top-50-Betrieben alle 5 Jahre eine etwa 50 %ige Umsatzsteigerung. Gäbe es diese „Steigerungen“ quer durch alle oder die meisten Branchen, hätte wir ein jährliches Wirtschaftswachstum in Österreich, das vielleicht nicht an China, aber an starke Schwellenländer herankäme. Ob dieses errechnete Wachstum so stimmt, muss jedes Unternehmen für sich beantworten. Für die Branche als gesamte gilt meiner Meinung nach das gleiche wie beim Ranking: Es wird übertrieben, aber es gibt Wachstum und es ist krisenfestes Wachstum.
Die Preisspirale
Neben diesem vermeintlichen Wachstum gibt es aber auch das Problem des scheinbar nie enden wollenden Preisverfalls. In nahezu jedem Gespräch ist das die causa prima. Der Preis sollte allerdings bei einer Dienstleistung, die objektiv so schwer messbar ist wie bei der Reinigung, nicht eine so dominante Rolle spielen. Tut er aber. Daher gibt es vielleicht auch ein paar branchenspezifische Ursachen. Die erste wäre, dass die Unternehmer den Preisverfall selbst verursachen, und zwar mehr, als sie durch Angebot und Nachfrage müssten, denn da die zu erbringende Leistung eben schwer objektiv messbar ist, gibt es mehr Spielraum, und der reicht eben von der Art der Anmeldung der Mitarbeiter über die Nutzung von Subunternehmen bis zur Mindererfüllung. Zweitens: Die Einkäufer – vor allem die öffentlichen Einkäufer, bei denen offensichtlich auch keine Schranken existieren – ignorieren beständig die gesetzlichen Lohnnebenkosten und realistische Krankenstandstage (zur Erinnerung: Statistik Austria 2010: 12,9 Krankenstandstage pro Erwerbstätigem). Drittens: Die Trennung von Einkauf und Abnahme von Reinigungsaufträgen führt dazu, dass jener, der einkauft, oft keine Ahnung hat, ob die Abnahme eine effektive Dienstleistung erhält. Und viertens:
Das Personal
Wie in der Bauwirtschaft, rekrutiert sich das Gros der Reinigungskräfte aus den untersten Sozialschichten, also aus jenen mit der geringsten formalen Bildung und Ausbildung. In Kombination mit der aus dem eigenen Haushalt stammenden Ansicht, dass jeder putzen kann, führt das zu der so geringen Wertschätzung und dem schlechten Image. An diesem Hebel wird jetzt zwar kräftig angesetzt … aber eine Generation lang wurde fast nichts getan!
Und da bin ich schon wieder beim Positiven: Die Branche ist gesund, an den Problemen wird gearbeitet. Ich freue mich auf Kommentare, Meinungen, Kritiken unter: www.reinigung-aktuell.at