Es gibt viele Gründe, die für einen textilen Bodenbelag sprechen.
Text: Hansjörg Preims
Vor allem so genannte Teppichfliesen sind im Trend, nicht nur für Doppel- oder Hohlraumböden. Die flexible Designgestaltung, einfache Verlegung, Austausch bei Reparaturen usw. würden für Teppichfliesen sprechen, weiß Erwin Ladinig, Gründer der Carpet Cleaner Industries CCI GmbH (*). Hersteller warnen aber vor zu viel Feuchtigkeit bei Nassreinigungen, die in die Fugen eindringen und dort verbleiben kann. Bezüglich Material ist Polyamid nach wie vor die am häufigsten verwendete Faser für Teppichböden, weil widerstandsfähig und gut zu reinigen.
Neue Generation Teppichböden
Im Zuge der Ökologisierung haben Teppichböden (Auslegeware) seit vielen Jahren keine wasserfesten Rückenbeschichtungen mehr. Diese wasserfesten Rückenbeschichtungen der älteren Teppichboden-Generation bestanden aus dem typischen Latexschaum. „Latex in Verbindung mit Polyamid konnte aber nicht gemeinsam thermisch verwertet bzw. verbrannt werden. Man hat es also mit Sondermüll zu tun, wenn man einen solchen Teppichboden wieder herausnehmen und entsorgen will, und da sah die Industrie natürlich Handlungsbedarf“, erklärt Ladinig, „denn derjenige, der den Boden verlegt, bräuchte eigentlich eine Genehmigung für Sondermülltransport – womit dieser Belag natürlich auch ein extrem schlechtes Image bekam.“
Der frühere Kompaktschaum- bzw. Latexrücken hatte zwei Funktionen: Zum einen war er wasserfest – man konnte also shampoonieren und sprühextrahieren, ohne dass die Nässe auf den Untergrund durchgesickert ist –, und zweitens war er trittweicher. Die neue Generation Teppichböden hat nur noch wasserdurchlässige Vliesrücken, bei der Verwendung von zu viel Feuchtigkeit können somit große Schäden entstehen. Ladinig: „Das löst nicht nur den Teppich, wenn er verklebt ist – denn es dürfen nur noch wasserlösliche Klebstoffe verwendet werden –, sondern die Feuchtigkeit führt unter dem Teppich auch zu Schimmelbildung.“ Dennoch gebe es neben dem Trend zu Teppichfliesen noch viele weitere Gründe, die für einen textilen Bodenbelag sprächen: „Punkto Reinigung und Pflege, Hygiene (Hausstaubmilben…), staubbindende Eigenschaften sowie weitere Vorzüge.“
Reinigung und Pflege
Konnte die Reinigung des herkömmlichen Teppichbodens mit Latexrücken noch etwas sorgloser erfolgen, erfordert die Reinigung der neuen Teppichboden-Generation vergleichweise ein höheres Fachwissen. Und es gibt moderne Reinigungsmethoden (auch Carpet Cleaner Industries verfügt über eine davon: das Carpet Cleaner System) wo ohne Wasser gereinigt wird. Was zudem auch hinsichtlich der umweltrelevanten Thematik „Wasserverbrauch“ stark im Trend ist, besonders stark in Ländern, wo Wasser ein sehr wertvolles Gut ist. „Rechnet man ein Viertelliter Wasser für die Reinigung von einem Quadratmeter Teppichboden zum Beispiel hoch auf 7 Millionen Quadratmeter Teppichboden in Österreich, so sind das Abermillionen Liter unnötig verbrauchtes Wasser“, so Ladinig. „Low moisture (wenig Feuchtigkeit), Encapsulation (Schmutz einkapseln), Dry Cleaning (trocken reinigen) und Interim Cleaning (Zwischenreinigung), Teilflächenreinigung – das sind die neuen Begriffe für die fachgerechte laufende Pflege von Teppichböden, wie man sie auf internationalen Reinigungsmessen von den USA über Europa bis Asien sieht. Zum Unterschied von der herkömmlichen, althergebrachten Nassreinigung verbrauchen wir mit diesen Methoden für die Teppichreinigung wenig bis fast kein Wasser, maximal ein Fünfzigstel vom Verbrauch bei der herkömmlichen Methode.“
Und es gilt – so wie man das Auto regelmäßig zum Service bringt, um sich eine allfällige Generalreparatur zu ersparen –, den Teppichboden dort, wo Schmutz anfällt, laufend zwischendurch zu pflegen, um sich eine Generalgrundreinigung zu ersparen, die mit sehr viel Aufwand verbunden ist.
„Durchschnittlich wird nur ein Drittel der gesamten Teppichfläche regelmäßig begangen, der Rest sind verstellte Flächen, Randbereiche usw., die nicht „NASS“ gereinigt werden müssen – Staubsaugen genügt. Aber auch die regelmäßig begangenen Bereiche sind mit möglichst wenig Feuchtigkeit zu reinigen bzw. nur mit soviel Feuchtigkeit wie nötig“, so der Experte. Und: „Durch die fehlende ,Chemie‘ sind Methoden mit Zwei-Walzen-Bürstmaschinen (gegenläufig rotierende Büstwalzen) am geeignetsten, die zuerst den niedergetretenen Floor aufbürsten, um dann den Schmutz – 80 Prozent ist lose liegender Schmutz – ohne Reinigungschemie entfernen zu können.“ Für die tägliche Unterhaltsreinigung würden fast alle Teppichboden-Hersteller einen Bürststaubsauger mit Motorbürste empfehlen.
Thema Hygiene (Hausstaubmilben…)
Neue Erkenntnisse zum Teppichboden gibt es in Sachen Hausstauballergie. „Raus mit dem Teppichboden“, lautete lange Zeit der Rat an alle Leidgeprüften, die beste Lösung sei ein glatter, wischbarer Bodenbelag. „Das gilt aber nur, wenn man den Boden täglich feucht wischt“, weist Erwin Lading auf aktuelle Studien hin, die das belegten – aber wer tut das schon? „So fanden Wissenschaftler in Räumen mit Hartböden eine doppelt so hohe Konzentrationen von Feinstaub in der Raumluft als bei Teppichboden.“ Dessen Floorfäden halten nämlich die Staubteilchen inklusive allergener Stoffe bis zum nächsten Saugen fest.
Staubbindende Eigenschaften
Dies betrifft nicht nur den Wohnbereich – auch im gewerblichen Einsatz wie in Büros oder Banken wird durch den Einsatz von PC’s bei glatten Böden durch die Ventilatoren regelmäßig Staub aufgewirbelt. „Der Staubgehalt in Räumen mit Teppichböden ist bis zu 50 Prozent geringer als in Räumen mit glatten Böden, wo es laut einer Untersuchung des DAAB (Deutscher Allergie- und Asthmabund), was die Feinstaubbelastung in der Raumluft bei glatten Böden angeht, gefährlicher ist als mitten auf einer Straßenkreuzung“, sagt Ladinig und führt noch weitere Vorzüge von Teppichböden an: „In Hotels, Kinos, Casinos usw. ist die lärmmindernde Wirkung maßgeblich. Und – Thema Energieeinsparung – es ist nachgewiesen, dass die Raumtemperatur um 2-3 Grad gesenkt werden kann, wenn Teppichböden verlegt sind.“