Hausbetreuer wurden und werden in dieser Krisenzeit gebraucht wie noch nie.
Text: Hansjörg Preims
Am Anfang des ersten Lockdowns war nicht klar gewesen, ob Reinigungsunternehmen und Hausbetreuer ihre Dienstleistung weiter anbieten dürften. Es stellte sich jedoch schnell heraus, dass diese Unternehmen als Teil der österreichischen Systemerhaltung gelten und sie somit ihre Dienstleistung weiterhin durchführen konnten.
„Wobei es galt, unsere Arbeitsprozesse in der operativen Durchführung, aber auch in der Verwaltung der Situation schnellstmöglich anzupassen“, berichtet Michael Lederer, Geschäftsführender Gesellschafter der LDS Lederer Hausbetreuung – Gebäudereinigung GmbH.„Es herrschte Ausnahmezustand beim ersten Lockdown Anfang des Jahres; Desinfektionsmittel und diverse Schutzutensilien wie zum Beispiel Masken und Handschuhe konnten von unseren Lieferanten anfangs nicht im geforderten Umfang geliefert werden“, so Lederer. Aufgrund langjähriger guter Beziehungen zu den Lieferanten habe man diese Herausforderung jedoch schnell lösen können, sagt Lederer und bedankt sich „an dieser Stelle besonders bei meinen Mitarbeitern, die mit mir gemeinsam Tage und Nächte am entsprechenden Konzept und an dessen Umsetzung gearbeitet haben.“ Jetzt beim zweiten Lockdown sei man auf die Situation bestens vorbereitet: „Schutzmaterialien und diverse Desinfektionsreiniger sind ausreichend auf Lager, und die Schutzmaßnahmen für unsere Mitarbeiter wurden seit dem ersten Lockdown nicht abgesetzt.“
Nach anfänglicher kurzer Unsicherheit, ob sie überhaupt würden weiterarbeiten dürfen, war die Dienstleistung der Hausbetreuer dann jedenfalls umso gefragter. Und das soll teilweise auch weiterhin so bleiben: „Der Großteil unserer Kunden wollte bei Beginn des ersten Lockdowns die neuralgischen Stellen im Stiegenhaus desinfiziert haben, zum Beispiel Handläufe, Türgriffe, Lichtschalter, Gegensprechanlagen und Aufzugsknöpfe, und ich denke, dass dies in Zukunft in der klassischen Grippezeit auch weiterhin gefordert werden wird“, sagt Lederer. Der Stellenwert dieser Branche und der Dienstleistung Reinigung an sich habe sich durch das Bewusstsein der Menschen, wie wichtig Sauberkeit ist, geändert. Mitarbeiter würden ihm erzählen, dass sie in letzter Zeit oft positiven Zuspruch und Dank von Bewohnern bekommen hätten – was früher nicht an der Tagesordnung gewesen sei.
Mehr Sicherheit für die Bewohner
Ähnliches berichtet Jürgen Schmidt, Geschäftsführer der Jürgen Schmidt GmbH, eine der größten Hausbetreuungen in Wien: „Nachdem wir Anfang März erfahren hatten, dass wir systemrelevant und somit nicht vom Lockdown betroffen sind, haben wir sofort begonnen, zum Schutz unserer Mitarbeiter die täglichen Abläufe anders zu strukturieren. Und zwar: In der Regel holen sich die Hausbetreuer morgens ihr Material für den Arbeitstag in unserer Zentrale ab. Da dies jedoch zu einer Anhäufung von mehreren Personen führt, wurde der Ablauf so geändert, dass die Objektleiter den Hausbetreuern das nötigte Arbeitsmaterial direkt zu dem von uns betreuten Objekt bringen. Außerdem haben wir unseren zweiten Standort in der Staudgasse im 18ten Wiener Bezirk aktiviert, um auch für die Büro-Mitarbeiter genügend Distanz zu ermöglichen.“ Die Auftraggeber, Hausverwalter und auch die Bewohner in den Häusern seien anschließend mittels Aushang informiert worden, „dass wir vom Lockdown ausgenommen sind und somit ohne Unterbrechung für sie tätig sein werden.“ Dann habe man begonnen, im Zuge der normalen Hausbetreuung beziehungsweise Stiegen-Reinigung, die von den Bewohnern vielbenutzen Stellen wie Lichtschalter, Gegensprechanlagen, Aufzugstableaus und Türgriffe zu desinfizieren. „Da uns die Sicherheit unserer Kunden gleichermaßen wichtig ist wie die unserer Mitarbeiter, wurden unsere Mitarbeiter eingeschult und auf das Abstandhalten, regelmäßiges Desinfizieren der Hände und weitere Hygieneregeln aufmerksam gemacht“, erklärt Schmidt. Und: „Zum Glück hatten wir ausreichend Desinfektionsmittel und auch eine größere Anzahl Mund-Nasen-Schutz lagernd und konnten so alle Mitarbeiter während dieser Zeit damit ausstatten.“
Die spezielle Desinfektion in den vom Team Jürgen Schmidt betreuten Häusern war für die Kunden drei Wochen lang kostenlos. „Danach“, so Schmidt, „haben wir einen kleinen Unkostenbeitrag verrechnen müssen, da die Preise für Desinfektionsmittel immens gestiegen sind.“ Dies sei aber von den Kunden gut angenommen worden. Natürlich habe es auch die Möglichkeit gegeben, darauf zu verzichten und es jederzeit zu kündigen, bis jetzt seien allerdings viele Kunden bei dem Angebot der zusätzlichen Desinfektion der Häuser geblieben, da dies natürlich mehr Sicherheit für die Bewohner der Häuser bedeute. „Zusätzlich wurden in den Häusern Protokolle der Desinfektionsmaßnahmen angebracht, um den Bewohnern der Häuser mitzuteilen, was genau desinfiziert wurde, und so möglichst transparent zu arbeiten.“
Zusatzaufträge
Auch für die Hausbetreuung Attensam bedeutete Corona einen unvermittelten Einstieg in das Desinfektionsgeschäft – „mit dem Produkt einer Basis-Wischdesinfektion, indem wir unseren Kunden angeboten haben, anschließend an jede vertraglich vereinbarte Reinigung auch neuralgische Punkte in den Häusern zu desinfizieren, vor allem die Bereiche, wo jeder hingreift: Stiegengeländer, Lichtschalter, Türgriffe, Gegensprechanlagen, Liftknöpfe innen und Ruftasten außen, zum Teil auch Tasten zum Öffnen von Garagentoren“, berichtet Wolfgang Erdhart, Bereichsleitung Hausbetreuung bei Attensam. Dieses Zusatzprodukt sei auch sehr gerne angenommen worden, man habe damit auch einen relativ großen Anteil an Zusatzaufträgen bekommen. „Dadurch, dass diese Wischdesinfektion jeweils durch unseren Reiniger, der grundsätzlich ohnehin vor Ort war, im Zuge der normalen Reinigung ein- bis zweimal pro Woche durchgeführt wurde, konnten wir auch die entsprechenden Zusatzkosten für die Hausverwaltung in einem sehr verträglichen Rahmen halten“, sagt Erdhart.
Anfangs galt es allerdings auch, das Problem der Beschaffung von Desinfektionsmitteln und von Desinfektionstüchern zu lösen – das war ja alles relativ schnell vergriffen. „Wobei diese Produkte, die wir geliefert bekamen, auch einem gewissen Qualitätsstandard entsprechen mussten“, so Erdhart. „Und wir haben auch rasch alle Reinigungskräfte in die fachgerechte Anwendung dieser Produkte eingeschult, damit sie beispielsweise die Tücher jeweils nur einmalig verwenden und diese dann auch in einem separaten Behältnis der Entsorgung zuführten.“
Im Herbst startete Attensam eine Aktion, wo man das gleiche Produkt der Wischdesinfektion nochmals anbot und auch darauf aufmerksam machte, dass dieser Desinfektionsservice vielleicht auch unabhängig von Corona vorbeugend – Stichwort Grippeviren – sinnvoll sein könnte.
Gelernte Abläufe
Ebenfalls bei Attensam tätig ist Martin Zimmermann – als Bereichsleiter der Bürobetreuung. Und auch er berichtet von „sehr vielen Anfragen von unseren gewerblichen Kunden, zusätzlich zur normalen Reinigung, die wir ausführen, zu desinfizieren“ – die typischen neuralgischen Punkte eben wie Lifttasten, Türklinken, generell Oberflächen, speziell auch Schreibtischoberflächen, auch Computer-Tastaturen und -Mäuse. Die Frequenz sei von Kunden zu Kunden unterschiedlich gewesen, von zweimal in der Woche bis – „was natürlich sinnvoller ist“ – täglich. Einige würden diesen Desinfektionsservice seit März bis jetzt permanent in Anspruch nehmen, andere hätten es nach ein paar Wochen oder zwei Monaten wieder abbestellt. In einigen wenigen Fällen habe man auch ein Büro gereinigt, wo jemand Corona-positiv war – da habe der Kunde dann meistens eine Desinfektion des Arbeitsbereichs dieser Person verlangt. „Die Kosten für diesen Zusatzservice der Wischdesinfektion beschränken sich bei uns im Bürobereich im Normalfall auf den Aufpreis für das Desinfektionsmittel“, so Zimmermann, da die Tätigkeit des Wischdesinfizierens bzw. des Reinigens der Oberfläche ohnehin dieselbe bleibe.
Man schaut sich aber auch nach neuen Desinfektionsverfahren um. Zimmermann: „So arbeiten wir zum Beispiel mit UVC-Licht – desinfizierend wirkendes ultraviolettes Licht, das hauptsächlich zur Desinfektion von elektronischen Geräten angewendet wird, die sensibel gegen flüssige Desinfektionsmittel sind, Computer-Tastaturen zum Beispiel.“ Vermehrt werde man auch von Ordinationen wie Arztpraxen, Zahnkliniken etc. beauftragt, desinfizierend zu reinigen“, sagt Zimmermann – „wobei das kein Unterschied zu früher ist, da wir in den Ordinationen schon immer auch desinfizierend gereinigt haben; wir haben die Erfahrung und die Abläufe sind gelernt.“