Karin Sardadvar forscht als Soziologin an der der WU unter anderem über Arbeitszeitformen in der Reinigung. Im Interview erklärt sie, was an geteilten Diensten problematisch ist, welche Vorteile Tagreinigung den Kundenunternehmen bringt und wie sich diese darauf vorbereiten können.
Frau Sardadvar, wie wirken sich geteilte Dienste auf Beschäftigte aus?
Beschäftigte mit geteilten Diensten kommen meistens spät nach Hause und müssen am nächsten Tag wieder früh aufstehen. Das kann bedeuten, dass sie unter der Woche privat nichts unternehmen können. Ich kenne aus unserer Forschung dramatische Fälle aus der Reinigungsbranche, wo Personen ihre Kinder oder den Partner kaum mehr zu Gesicht bekommen.
Was muss getan werden, um mehr Tagreinigung zu ermöglichen?
Es braucht vorab mehr Transparenz bei den Kundenunternehmen: Sie sollten Menschen, die im selben Gebäude arbeiten, vorab informieren, wofür genau die Reiniger:innen zuständig sind. Ein typisches Beispiel ist der Geschirrspüler in der Büroküche, der oft nicht in das Aufgabengebiet der externen Reinigungskraft fällt.
Ist das nicht organisatorisch sehr aufwendig?
Nicht unbedingt. Wenn Reiniger:innen tagsüber im Haus sind, kann man sich bei einer akuten Verschmutzung schnell absprechen. Ein weiterer Vorteil ist die Sicherheit – sowohl die der Reinigungskraft als auch jene des Unternehmens. Durch die Arbeit bei Tageslicht kann sich zudem die Reinigungsqualität verbessern und der Energieverbrauch verringern.
Was war Ihr größter Aha-Moment während Ihrer Forschungsarbeit über die Reinigungskräfte?
Manche Menschen haben offenbar noch nie darüber nachgedacht, wie es den Arbeiter:innen in der Reinigung geht. Mit den sehr frühen oder späten Arbeitszeiten geht eine große Unsichtbarkeit einher. Wenn man mehr Bewusstsein schafft, kann man einiges verändern.