Ein Gespräch mit Michael T. Grüssinger, GF Kärcher Österreich.
Interview: Christian Wolfsberg
ReinigungAktuell: Wird Bösch Reinigungssysteme verschwinden und in Kärcher aufgehen?
Michael T. Grüssinger: Na ja, wir haben 2012 mit Walter Bösch Lustenau einen Vertrag geschlossen, der unter anderem auch die Namensrechte beinhaltet. Diese Namensrechte laufen mit Ende 2015 aus. Wir können also bis dahin entscheiden, ob wir die Namensrechte weiterhin zukaufen oder das Geschäft unter einem anderen Namen weiterführen. Aber unbenommen des Namens bleibt das Geschäft der Bösch Reinigungssysteme in jedem Fall ein Teil der Kärcher-Welt und wird in Österreich selbstverständlich weiter tätig sein. Konkret: Die Sache, mit der sich Bösch Reinigungssysteme beschäftigt, mit der Betreuung und Servicierung von Kunden, die bleibt bestehen. Ob wir dieses Geschäft nun unter dem Namen Bösch weiterführen, werden wir bis Juni klären. Bösch Reinigungssysteme ist für Kärcher nicht ein rein österreichisches Projekt, sondern ein internationales. Wir haben Bösch Reinigungssysteme gekauft, um einen neuen Geschäftszweig zu erlernen und international zu entwickeln. Das passiert auch gerade in anderen europäischen Ländern. Da stellt sich natürlich die Frage nach der Sinnhaftigkeit des Namens Bösch. Ist der Name so wertvoll, das es sich lohnt, weiter hohe Lizenzgebühren dafür zu zahlen und ist er international tauglich? Kärcher hat ja auch vor einigen Jahren WOMA übernommen und führt es auch mit diesem Namen weiter, weil er gut eingeführt ist und wertvoll. Bei Bösch haben wir uns diese Frage nicht von Beginn an gestellt, weil wir sehen wollten, wie sich das entwickelt. Ich persönlich war erstaunt, dass wir die Marke Bösch als Wettbewerber viel höher eingeschätzt haben, als sie in Wirklichkeit war. Die Marke ist weniger wichtig, essentieller in diesem Bereich ist offensichtlich die Person, der Ansprechpartner. Aber, um einen Politiker zu zitieren, die Namensgebung ist: ergebnisoffen!
Wie wichtig ist denn die Marke in dieser Branche generell?
Grüssinger: Bei Bösch stand immer das Service und ein guter flächendeckender Vertrieb im Vordergrund, weniger die Marke Bösch, noch die ganzen Marken dahinter. Bösch war ein Dienstleister, weder ein klassischer Händler noch eine klare Marke. Wir wollen Bösch Reinigungssysteme aber internationalisieren, und da stellt sich die Frage jetzt erneut und ganz anders. Marke, wenn man sie mit Verlässlichkeit und Qualität verbinden kann, ist aber ein wichtiger und vom Kunden sehr wahrgenommener Wert. Ein nicht unwesentlicher Teil des Erfolgs von Kärcher ist die Marke und alles was damit im Zusammenhang steht.
Kärcher ist nun nicht mehr Mittel- und Osteuropazentrale. Wie in der Schule sind die Länder nach dem Auslernen in die Freiheit entlassen worden?
Grüssinger: Wir haben mit 1. Jänner 2015 unseren Status verändert. Wir haben die bisherigen Tochtergesellschaften in Tschechien, der Slowakei, in Ungarn und Rumänien in die Selbständigkeit entlassen, sind aber weiterhin verantwortlich für das gesamte Geschäft im ehemaligen Jugoslawien, Albanien und in Bulgarien. Bei Kärcher ist es ja an sich nicht üblich, dass Länder andere Länder beaufsichtigen. Bei uns war das ein klarer Sonderfall; wir hatten seit 1991 den Auftrag, diese Länder zu entwickeln, aufzubauen und für die Selbständigkeit vorzubereiten. In Bulgarien haben wir bereits ein Büro, in Kroatien und in Serbien werden wir demnächst Schwestergesellschaften gründen, um das Management und die Strukturen aufzubauen und sie dann – wenn sie soweit sind – ebenfalls in die Eigenständigkeit zu entlassen. Das wird aber mit Sicherheit noch eine ganze Weile brauchen. Der Umsatz, über den wir von Wien aus berichten, ist dadurch natürlich kleiner geworden, wir haben aber ein paar Funktionen bei den entlassenen Gesellschaften behalten: Logistik etwa oder Teile der Verwaltung und IT. Wir sind nun zu Dienstleistern für die Schwestergesellschaften geworden.
Wie steht die Branche und Österreich da?
Grüssinger: Es ist eine Lähmung der politischen Entscheidungen eingetreten, das wissen ja ohnehin alle. Die Probleme werden von der Politik nur vor sich hergeschoben. Die Hypo und deren gesamte Geschichte und Hintergründe sind ein Spiegel der letzten Jahre! Dadurch ist der Wirtschaftsstandort Österreich nicht mehr so stark, wie er etwa um die Jahrtausendwende war. Die öffentliche Hand stellt Projekte zurück, die Dynamik ist abgeschwächt, es mangelt an Bildung, Entwicklungs- und Wirtschaftspolitik und an Fachkräften. Die Reinigungsbranche hingegen ist eine konservative und generell wenig betroffen – da sehe ich keine wirklichen Probleme. Ich denke, das wird auch so bleiben!