Interview mit Robert Stelling, Director Professional Cleaning and Hygiene, Interclean Amsterdam.
ReinigungAktuell: Mit Ihrem Vor-Vorgänger, Jos van den Berg, hatten wir 2004 anläßlich der damalig bevorstehenden Interclean ein langes Gespräch. Das war damals die 20. Messe, nun steht die 30. vor der Türe. (Wegen der Pandemie wurde 2020 abgesagt.) 2004 gab es 527 Aussteller aus 32 Ländern auf etwas über 24.000 Quadratmetern. Die 420 nicht-holländischen Aussteller bestanden vorwiegend aus Länderpavillons: 76 aus Italien, 39 aus den USA, 21 aus Spanien, 18 Großbritannien und 10 aus Frankreich. 2004 hatte die Interclean etwas über 27.000 Besucher. Was hat sich in 20 Jahren verändert?
Robert Stelling: Nun, ich war 2004 natürlich nicht dabei, aber nach allem, was ich gelesen und von meinen Vorgängern gehört habe, kann ich sagen, dass die Messe 2004, wie Sie sagten, noch eine ziemlich europäische Veranstaltung war, während sie jetzt eine wirklich globale geworden ist. Und ich sage das nicht, um zu prahlen oder um Ihnen zu sagen, wie großartig wir sind, sondern es ist schlicht und einfach das Feedback, das wir von Ausstellern und Besuchern bekommen. Sie kommen nicht nach Amsterdam, um in den Niederlanden oder in Europa Geschäfte zu machen, sondern sie wissen, dass sie hierher kommen können, um mit der ganzen Welt Geschäfte zu machen. Und das spiegelt sich zum Beispiel auch in der Anzahl der vertretenen Länder wider. 2024 kommen die Aussteller aus 45 verschiedenen Ländern, 2022 kamen die Besucher aus 180 verschiedenen Ländern. Nahezu jedes Land der Welt kommt hierher. Eine weitere Veränderung, die wir gesehen haben, die meiner Meinung nach ziemlich signifikant ist, wenn man 2004 mit 2024 vergleicht, ist, dass die Aussteller alle Hersteller von Reinigungsprodukten sind. Im Jahr 2004 waren auch noch Dienstleister, Reinigungsfirmen, Händler usw. vertreten. Aber jetzt sind die meisten, sagen wir 99% der Aussteller, Hersteller. Es sind die globalen, internationalen Zentralen dieser Hersteller, die bei uns ausstellen. Bei Kärcher, einem deutschen Unternehmen, oder Essity, einem schwedischen Unternehmen, ist die Zentrale und nicht die niederländischen Niederlassungen der Aussteller. Daher sind auch ein sehr wichtiger Anteil unserer Besucher die Händler aus der ganzen Welt, die hierher kommen auf der Suche nach neuen Produkten, neuen Marken, die sie dann in ihren Ländern vertreten können. Sie kaufen nicht eine, sondern 1.000 Reinigungsmaschinen, nehmen sie mit nach Hause und stellen dann auf einer lokalen Veranstaltung aus, um diese Produkte weiter zu verkaufen.
ReinigungAktuell: Mehr Kommunikation als Verkauf bzw. Bestellung?
Robert Stelling: Nun, ich denke, es gibt einen Wandel in der Vorgehensweise der Unternehmen. Es wird kommuniziert und weniger sofort bestellt. Es geht um Lead-Generierung, also um das Knüpfen von Kontakten mit potentiellen Kunden. Es wird also nicht sofort bestellt, denn es geht auch nicht um eine einzige Reinigungsmaschine. Wenn ich nur eine Reinigungsmaschine kaufe, kann ich die Entscheidung gleich am Stand treffen. Wenn ich aber 100 oder 200 Maschinen kaufen möchte, muss ich wahrscheinlich länger darüber nachdenken. Wir wissen also, dass viele Geschäfte noch auf der Interclean getätigt werden, aber nicht direkt auf der Interclean, sondern erst in den Monaten danach. Wenn ich unsere Aussteller frage, wie die Messe für sie war, sagen sie mir immer, fragen Sie mich in vier bis fünf Monaten wieder. Und wenn ich sie dann in vier bis fünf Monaten wieder frage, sagen sie in der Regel, dass es eine ziemlich gute Messe gewesen sei, weil sie eine Menge Leads bekommen hätten, die jetzt zu Kunden geworden seien. Es geht also immer noch ums Geschäft, aber zuerst um die Kontakte.
Ich bin davon überzeugt, dass ein Besuch der Interclean helfen kann, das jeweilige Unternehmen besser zu führen und es zu erweitern.
ReinigungAktuell: Früher war es so, dass etwa ein Drittel der Interclean auf die Benelux-Länder entfiel, ein weiteres Drittel auf Europa und ein weiteres Drittel auf den Rest der Welt. Hat sich das geändert oder ist das immer noch mehr oder weniger dasselbe?
Robert Stelling: Das hat sich geändert. Was die Aussteller betrifft, so haben sich die Anteile sogar dramatisch verändert. Wir rechnen heuer mit 900 Ausstellern, nur 60 davon kommen aus den Niederlanden. Dazu kommen noch ein paar aus Belgien. Sagen wir also, maximal 10 % der Aussteller kommen aus Benelux. Was die Besucher betrifft, so kommen 75 % aus Ländern außerhalb der Niederlande.
ReinigungAktuell: Wie sieht es mit den Verschiebungen bei den Ausstellern aus? Gibt es eine Verschiebung in Richtung Asien?
Robert Stelling: Ich würde es nicht unbedingt eine Verschiebung nennen, sondern schlicht Wachstum. Es gibt definitiv einen Zuwachs bei den Ausstellern aus Asien. Fast 150 Unternehmen kommen aus China, die 2004 wahrscheinlich noch nicht dabei waren. (Anmerkung: 2004 waren es 17!) Aber das Wachstum kommt nicht nur aus Asien. Wir haben auch etwa 150 Aussteller aus Italien und 50 bis 60 Aussteller aus Deutschland. Der Zuwachs kommt also aus der ganzen Welt, nur eben ein bisschen mehr aus China. Wir haben Wachstum nicht nur in Bezug auf das Herkunftsland, sondern auch Wachstum in bestimmten Segmenten. Vor 20 Jahren gab es auf der Messe natürlich noch gar keine Robotikunternehmen. Ein anderes Segment, das dramatisch gewachsen ist: drei ganze Hallen, die ausschließlich Produkten für den Waschraum gewidmet sind: Papierhandtuchspender, Lufterfrischer, etc.
ReinigungAktuell: Wir wollen nicht nur vergleichen, aber 2004 waren es etwa 24.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche. Wie viel werden es heuer sein?
Robert Stelling: 35.000 Quadratmeter – also fast 50 % mehr.
ReinigungAktuell: Wozu soll jemand zur Messe nach Amsterdam fahren?
Robert Stelling: Aus meiner Sicht ist es letztendlich eine Investition, die sich auszahlt: Wenn man als Besucher hierher kommt, erhält man einen vollständigen Überblick über buchstäblich nahezu alle Produkte, die man weltweit in der Reinigungsbranche finden kann. Ich meine, wenn es nicht hier ist, ist es wahrscheinlich nicht erhältlich. Alle Marktführer sind hier vertreten. Man bekommt also einen guten Gesamtüberblick, mit enorm viel inhaltlichem Programm und kann viel dazulernen. Ich bin davon überzeugt, dass ein Besuch der Interclean helfen kann, das jeweilige Unternehmen besser zu führen und es zu erweitern.
ReinigungAktuell: Was gefällt Ihnen bei der kommenden Messe besonders gut?
Robert Stelling: Heutzutage kann man bereits vorab viele Dinge online sehen. Der Besuch einer Messe ist aber ein Live-Erlebnis. Man sieht alles, worüber man in den letzten zwei Jahren online gelesen hat, persönlich auf einer Messe. Dieses Erlebnis zu schaffen, war also einer unserer Hauptschwerpunkte für dieses Jahr. Und eines der Dinge, auf die ich mich wirklich freue, ist der so genannte Interclean Social Club, bei dem wir am Ende eines jeden Tages an drei Orten in der Messe ein Unterhaltungsprogramm mit einer Live-Band, mit Stand-up-Comedy und einem Pub-Quiz anbieten. Nach einem anstrengenden Arbeitstag kann man sich also bei einem Bier entspannen, gute Musik hören, ein paar Witze anhören oder sich mit seinen Mitbewerbern in einem netten Quiz messen. Das ist also auch eines der Dinge, auf die ich mich freue. Außerdem läuft gerade die Frist für den Amsterdamer Innovationspreis ab, so dass ich jetzt all die Einsendungen sehe, auf die ich mich ebenfalls sehr freue. Es ist einfach die ständige Innovation, die die Reinigungsbranche antreibt. Alle zwei Jahre gibt es eine weitere großartige Innovation, die auf der Interclean gezeigt wird. Wir knüpfen wieder dort an, wo wir vor der Pandemie waren. Ich denke, das ist auch ein großartiges Zeugnis für diese Branche, dass es auf der Interclean immer etwas Neues zu sehen gibt.