Interview mit Andreas Meitz, Otto Kaiser & Arndt, über die IGEFA Gruppe und dem Handel in Österreich.
Text: Christian Wolfsberg
ReinigungAktuell: Otto Kaiser ist auf Standortsuche?
Andreas Meitz: Ja, wir sind auf der Suche, der Platz in unseren Lagern wird immer enger! Für Verwaltung und Vertrieb ist es noch nicht so schlimm, aber viel wichtiger ist, dass unsere Lagerkapazitäten erhöht werden müssen, da diese nicht mehr ausreichen. Das Lager in Brunn und Salzburg sind am Limit. Besser diese Sorgen als andere!
Also: Wenn alles glatt läuft, werden wir 2017 umziehen. Wir werden dann eine wesentlich größere Lagerfläche haben. Das wird insgesamt ein echter State-of-the-Art Standort, der lagertechnisch alle Stücke spielen wird … auch die Büros werden auf dem letzten Stand sein mit Schulungsräumen, Besprechungszimmern … mit allem, was man so braucht.
Ein Neubau also?
Meitz: Der neue Standort wird von unserem Architekten genau nach unseren Wünschen geplant – in unserem Gewerbe muss natürlich auf spezifische bauliche Anforderungen geachtet werden: dichter Boden, Sicherheitstüren, Sprinkleranlagen usw. Der neue Standort wird einfach cool.
Salzburg bleibt einmal unverändert. Der Neubau in Wien wird unser Hauptlager, und wir werden eine Art Ringverkehr einrichten, um alles andere zu speisen. Die Verfügbarkeit wird dadurch noch viel besser. Wir unterscheiden uns von den Mitbewerbern ja dadurch, dass wir mit eigenen Fahrzeugen unsere Kunden beliefern und nicht nur durch Spediteure – das wird uns auch weiterhin sehr wichtig sein!
Wie steht es um den Handel in Österreich?
Meitz: Was unsere Gruppe betrifft, denke ich, wir sind im Markt richtig angekommen. Es kommen nur mehr wenige an uns vorbei und immer mehr suchen aktiv unsere Nähe. Ich meine damit einerseits große Hersteller, Industrien und Lieferanten, die die Vorteile der IGEFA und der Arndt Gruppe sehen. Andererseits die vielen kleineren Händler, die ihr Kernsegment durch unser breites Sortiment ergänzen können. Unter kleineren Händlern verstehe ich alles, vom Ein-Mann-Betrieb bis zu KMUs mit 10 bis 15 Mitarbeitern, die durch uns ihr Angebot von 200 Artikeln auf mehr als 1.000 ausdehnen können. Die können sich ein größeres Lager ersparen und ihrem Kunden ein großes Hygieneangebot bieten, – oft bekommen sie von der Industrie die kleinen Mengen ja gar nicht geliefert. Wir sind ein Unternehmen mit viel Respekt, wir drängen unsere Kunden, unsere kleinen Partner nicht aus dem Geschäft. Alle können so recht gut leben. Wir erfüllen da eine Art Großhändler-Funktion.
In Deutschland sagt man, die IGEFA habe einen dominanten Marktanteil, ist der größte der drei Handelsorganisationen. Wird es auch in Österreich zu so einer Entwicklung kommen?
Meitz: Es gibt schon einige wenige österreichweit tätige, neben uns (IGEFA) etwa hollu, Hagleitner, Sigron, Kärcher, aber die weiteren Händler sind doch eher regional konzentriert. Derzeit gehören wir noch nicht zur absoluten Spitze, werden aber mit Sicherheit bald zu den sogenannten „Großen“ aufholen. In Zukunft werden etwa 4-5 national liefern, natürlich werden aber auch die vermeintlich „Kleineren“ weiterhin ihre Berechtigung haben. Ich sehe nicht, dass sich in den nächsten Jahren etwas Gravierendes ändern wird. Alle machen einen guten Job! In Österreich gibt es aber auch noch die Industrie, die direkt an den Kunden liefert. Ich glaube, da wird es eine Orientierung in Richtung Handel geben – besser: es gibt sie schon jetzt. Es geht nicht nur um die Logistik – es geht um Dienstleistung, Service, Beziehung… – es geht vor allem darum, die großen Industrien/Vertriebe auf Distanz zu halten. Mit Ausnahme von uns haben die großen Vertriebe (Hagleitner, hollu etc.) alle ein eigenes Kerngeschäft, an dem sie wirklich verdienen, den Rest kaufen sie wie alle auch nur zu. Unser Vorteil ist eben, dass wir so ein eigenes Kerngeschäft nicht haben und uns daher die Industrie nicht als Konkurrenten sieht. Die großen anderen mit Kerngeschäft würden keine Ruhe geben, bis sie die Industrie zur Gänze von dem jeweiligen Kunden verdrängt haben – alles oder nichts. Bei uns hingegen haben alle Produkte von allen Herstellern und Händlern Platz. Der große Vorteil für alle Kunden in Sachen Hygiene. Wir sind also nicht nur hilfreicher Logistiker, sondern eine Art Sicherheit im Verdrängungswettbewerb um das Kerngeschäft der Industrie. Wir sind der neutrale One-Stop-Shop, wo alles erhältlich und möglich ist; das Produkt der Industrie A und parallel das Produkt der Industrie B. Wir behandeln alle gleich, bei uns kann der Kunde alles haben. Ein Paradebeispiel ist ein großes Krankenhaus: Die hatten früher viele Lieferanten, jetzt haben sie 5, und davon decken wir (IGEFA) den größten Teil ab, ohne dass auf gewohnte spezifische Produkte verzichtet werden muss.
Konzentriert sich der Einkauf immer mehr?
Meitz: Die BBG wird immer größer, die machen das auch sehr geschickt. Es gibt aber auch immer mehr Häuser im Pflege- und Gesundheitsbereich, die sich im Einkauf in Plattformen zusammenschließen; der Arbeiter Samariterbund oder die Caritas, die Mitglied bei HandOver sind. Diese kleinen Häuser haben bisher eingekauft wie Haushalte. Auch die entdecken jetzt uns, denn wir liefern alles – wir sind eine Art Metro mit Zustellservice, freilich ohne Food und andere Bereiche.
Ist die Sortimentsbreite der Vorteil?
Meitz: Unsere Sortimentsbreite ist eben derart enorm … keiner der anderen großen Händler hat unsere Breite. 50.000 Artikel (und mehr), von Reinigungsartikeln, über Inkontinentsprodukte bis hin zur Tischkultur. Wo immer wir anklopfen, werden wir ein Geschäft vorfinden. Wir müssen es nur Schritt um Schritt angehen, bestätig und solide wachsen. Vor ein paar Jahren noch waren wir als Klopapierlieferant bekannt, heute wissen alle, die IGEFA bietet einfach viel mehr! Dieses Gefühl, angekommen zu sein, ist einfach schön! Neudeutsch: Einfach geil!