Oliver-Attensam

„Wir wollen auch sozialer Kontakt sein“

Gespräch mit Oliver Attensam, Geschäftsleitung der Attensam Unternehmensgruppe, über Zukunftsaspekte der Hausbetreuung.

Text: Hansjörg Preims

Herr Attensam, inwiefern sehen Sie für die Dienstleistung der Hausbetreuung Weiterentwicklungspotenziale? Hat das mit Digitalisierung zu tun? Mit Nachhaltigkeit? Oder mit dem Portfolio?

Grundsätzlich glaube ich gerade im Wohnhausbereich an ein natürliches Wachstum, vor allem die Stadt Wien wird enorm wachsen, es wird hier sehr viel gebaut werden. Und neue Häuser werden technisch immer anspruchsvoller. Auch das Jahrhundertwende-Zinshaus ist technisch anspruchsvoll, indem man sich bei dem mittlerweile über 100 Jahre alten Material mit Dingen wie Feuchtigkeit beschäftigen muss. Aber im Neubau kommen neue Techniken, die Heizungen funktionieren anders, neue Materialien, die man leicht beschädigen, mit den richtigen Reinigungsmitteln aber auch besser pflegen kann. Hier wird die Schulung immer interessanter und wichtiger. Und dann – der Informationsdienst. Das Reinigen allein ist es nicht. Der Mensch ist ganz wichtig, sprich: in Zukunft werden diejenigen erfolgreich sein, die ein menschliches Service anbieten. Das Feld wird sich aufspalten in die Superbilligen, denen der Mensch nicht wichtig ist, und in jene, die auch Wert auf das Zwischenmenschliche legen. Aufgrund der Digitalisierung reden die Menschen ja immer weniger miteinander, und da sehen wir für uns auch eine Aufgabe darin, nicht nur zum Reinigen da zu sein, sondern auch „Guten Morgen“ und „Wie geht‘s Ihnen“ zu sagen und so die Menschen aus dem Sich-Einigeln versuchen herauszuholen und ein sozialer Kontakt für sie zu sein. Das könnte uns in Zukunft mit unserem Service auch sozusagen „hinter die Wohnungstür“ bringen. 

Wäre zum Beispiel eine Einrichtung ähnlich dem „Wohnpartner“ von Wiener Wohnen, wo es um den Einsatz für gute Nachbarschaften im Gemeindebau gehen soll, auch für Sie und Ihre Kunden ein Thema?

Wir schauen immer wieder auch in diese Richtung. Wobei man warten muss, bis die richtige Anfrage kommt, um einmal ein entsprechendes Projekt starten zu können. Unser „Handyman“ ist ja schon eine Einrichtung dieser Art, wo wir hinter die Wohnungstür gehen und so auf bestimmte Wünsche der Kunden erst draufkommen. Oft ist hier der Auftrag an sich, zum Beispiel ein Bild für den Kunden aufzuhängen, gar nicht das Entscheidene, sondern vielmehr das Plaudern. Das Zwischenmenschliche wird in Zukunft noch ein großes Thema werden. Und natürlich das Altern. Die Menschen werden immer älter und sind beweglicher, und ich sehe hier ein neues Marktfeld entstehen, wie man ältere Menschen, die fit sind und auch viel Freizeit haben, auch betreuen kann. Ich glaube, dass diese Menschen ihre Freizeit mehr genießen wollen und wir für die normalen Abläufe wie zu Hause reinigen sorgen. Das wird mit Sicherheit kommen. 

Thema Personalknappheit, über die, zumal in der Reinigung, immer wieder geklagt wird – wie begegnen Sie dieser Problematik?

Wir haben eben nur eine begrenzte Zahl von Menschen, die für uns arbeiten können oder wollen. Und damit diese Menschen zu uns kommen, müssen wir sie ganz einfach besser behandeln als die anderen Unternehmen. So haben wir bei Attensam viele Maßnahmen implementiert, um als Arbeitgeber attraktiv zu sein. Und ganz wichtig ist, die Mitarbeiter auszubilden und sie zu fördern, ihnen eine Karriere anzubieten – das zieht dann auch wieder neue Mitarbeiter an. 

Thema Kommunen: Sie sagten auf Ihrer Bilanzpressekonferenz, dass sie auch für Kommunen tätig werden konnten. Ist dieser Bereich ausbaufähig? 

Absolut. In manchen Bundesländern stärker als in anderen. Auf diesen Zug springen immer mehr Bürgermeister aus dem einfachen Grund auf, dass sie für ihr Eigenpersonal in der Reinigung und Instandhaltung ja auch haften und eben gemerkt hat, dass man dieses Problem an Firmen auslagern kann, die sich ausschließlich damit beschäftigen. In einer Gemeinde mit einer gewissen Größe ist man mit diesem Thema auch überfordert. Denn es geht ja nicht nur um Reinigung und Instandhaltung, sondern zum Beispiel auch um Entsorgung. Wir erkennen jedenfalls, dass es in den Kommunen Wachstumspotenzial für unsere Dienstleistung gibt. Vor fünf Jahren gab es diesbezüglich außerhalb von Wien – in Wien gab es öffentliche Ausschreibungen – noch kaum etwas, aber jetzt interessieren sich immer mehr Kommunen dafür, vor allem in Kärnten, aber auch in Vorarlberg und Tirol, auch in Niederösterreich. 

Also treten die klassischen Vorbehalte der Kommunen gegenüber Outsourcing der Reinigung, dass man – zum Teil wohl auch aus politischen Gründen – eben lieber eigene Leute beschäftigt als fremde hereinzulassen, langsam in den Hintergrund? 

Es wird in Zukunft eine Mischung von eigenen Mitarbeitern der Kommune und Fremddienstleister sein. Zu den erwähnten Vorbehalten: Erstens sind wir immer vor Ort, sodass wir genauso einen Mitarbeiter der Kommune, für die wir tätig sind, anstellen können. Wir können ihn sogar besser auslasten, da wir ja mehrere Aufträge haben. Das haben manche Gemeinden auch schon erkannt. Oft ist, wie gesagt, auch eine Mischung optimal, sprich Eigenpersonal für heikle Dinge und externe Dienstleister dort, wo – wie für den Winterdienst – Maschinen und entsprechende Investitionen gefragt sind. Das ist dann nur eine Rechenaufgabe, und so lagern die Kommunen zum Teil Dienstleistungen aus und zum Teil behalten sie sich. Und ich glaube, das ist auch eine gute Mischung.

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