„Bevor es nicht weh tut, …“

Gabriele Perklitsch
Gabriele Perklitsch

Vor 20 Jahren waren die Gebäudereiniger in der Hotellerie noch gar nicht präsent oder nur vereinzelt für Außen- oder öffentliche Bereiche. Heute geht die Tendenz immer mehr zur Auslagerung der Reinigung, und das hat ganz klare Gründe: Die Hoteliers sind mit extremen Anforderungen am Markt konfrontiert bzw. haben so viele Aufgaben zu erledigen, dass sie sich darauf besinnen, dass es auch Leute gibt, die sich auf die Reinigung spezialisiert haben, und es daher für eine gute Sache halten, diese Dienstleistung auszulagern. Zumal durch die zunehmende Schwierigkeit, Personal zu finden, die Hoteliers quasi gezwungen werden, über ein Outsourcing der Reinigung nachzudenken – mittlerweile auch schon kleinere Betriebe, die vor ein paar Jahren noch strikt gegen einen Fremddienstleister in ihrem Haus waren.

Gerade in der Stadt-Hotellerie haben viele schon ausgelagert, und der Trend geht immer stärker in diese Richtung. Wobei man aber auch differenzieren muss: Die Hotel-Ketten haben die Reinigung meistens ausgelagert, weil sie auch buchhalterische Gründe dafür haben, sprich: die Kosten werden hier anders verbucht. Hier ist ein wichtiges Argument für viele GMs, ihr Budget ganz anders regulieren zu können, wenn sie bei den Personalkosten nicht nur variable Kosten haben. Sie haben in der Regel auch strikte Vorgaben von der Zentrale, wobei das Budget so geregelt ist, dass sie einen gewissen Personalkostenanteil haben, den sie einem Sachkostenbereich zuordnen können, wenn sie es auslagern, und dadurch ganz anders wirtschaften und sich gegenüber der Zentrale auch ganz anders verantworten können. Sehr viele GMs lagern genau aus diesem Grund aus. Wir haben beim Thema Outsourcing zum einen also die Personal-Problematik, zum anderen das verbuchungstechnische Argument und die Budget-Vorgaben. Ein anderes Thema ist das der Qualität bzw. des Qualitätsmanagements, wo sich die Geister dann einfach scheiden. Ein Hotel Sacher in Wien zum Beispiel kann sich vom Image her gegenüber seinen Stammgästen eine Fremdreinigung nicht leisten. Das Thema ist also breit gefächert, aber die Tendenz geht – zumal in den Ballungszentren – ganz klar in Richtung Auslagern.

Was mich sehr bedenklich stimmt, sind die Themen Betrug und Lohndumping in Zusammenhang mit der Reinigung in der Hotellerie, zumal diese Themen in der Hotellerie kaum angefasst werden. Kaum ein Hotelier will von diesen Themen hören, obwohl sie damit konfrontiert sind. Der Hotelier sagt einfach, diese Themen seien ihm zu heiß, so genau kenne er sich auch gar nicht aus, aber es werde schon passen. Man steckt einfach den Kopf in den Sand. Daher finde ich es sehr gut, wenn Betrugs- und Lohndumping-Fälle publik werden und dass Scheinfirmen öffentlich einsehbar aufgelistet werden, zu vieles wurde immer unter den Tisch gekehrt. Natürlich ist eine negative Öffentlichkeit für das Image sowohl der Hotellerie als auch der Gebäudereiniger schlecht, aber bevor es nicht weh tut, wird sich auch nichts ändern.

Und da ich noch an eine gewisse Moral im Menschen glaube, denke ich, dass auch der Endkunde, wenn er über diese Ungesetzlichkeiten Bescheid weiß, zumindest darüber nachdenkt, ob er in einem möglichst billigen Hotel übernachten möchte. Ein Hotelier, der ein gutes Angebot zu einem fairen Preis macht, wird immer seine Gäste haben. Ich sehe es ja bei meinen Kunden: Hoteliers, die eine gewisse Philosophie im Haus haben und auch eine gewisse Ethik gegenüber den Mitarbeitern, haben immer volles Haus. Probleme gibt es dort, wo es über die Masse nur nach dem Preis geht, zumal wenn auch noch Ungesetzlichkeiten öffentlich werden. Ich kenne jedenfalls viele Geschäftsreisende, die sagen, dass sie genau aus diesem Grund in einem bestimmten Hotel nie mehr absteigen.


Gabriele Perklitsch ist Housekeeping-Expertin und Geschäftsführerin von GAMAPE®  Hotel- & Housekeeping-Qualitäts-Management
www.gamape.at


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