Zu den Herausforderungen und Begleitumständen der Lünendonk-Studie über den österreichischen FS-Markt und der Ermittlung der Top-10-Anbieter in Österreich.
Bei unserer ersten Studie über den österreichischen Facility-Service-Markt und der korrespondierenden Ermittlung der Top-10-Anbieter in Österreich (s. S. 16) fühlte mich zurückerinnert an das Jahr 2004, als wir dabei in Deutschland die erste Lünendonk-Liste und -studie auf den Markt brachten. Seinerzeit hatten wir, was Zahlen und Studien über den Facility-Service-Markt (FS) angeht, eine ähnlich rudimentäre Ausgangslage wie wir sie in Österreich und der Schweiz in 2015 vorgefunden haben. Aber genau diese Informationslage war auch der Grund, warum wir uns dieses Themas angenommen haben. Denn wir möchten mit dieser Anbieter-Studie einen Überblick über diesen Markt und Trends sowie Transparenz und Verständnis für den Markt schaffen – und natürlich auch einordnen können, wo dieser Markt herkommt, wie er heute aussieht und wo er sich hinentwickeln wird.
Auf den ersten Blick ist der FS-Markt schwer zu greifen, weil er sehr heterogen ist. Es gibt die Infrastrukturellen FM-Leistungen – die Amerikaner sagen dazu Soft Services –, die Technischen und die Kaufmännischen FM-Leistungen. Die Anbieter-Struktur besteht zudem aus großen, mittelgroßen und kleinen Unternehmen. Und es gibt diejenigen, die mehrere, und jene, die spezialisierte Leistungen anbieten – manche nur eine. Wir hatten zu Beginn wenig Anhaltspunkte über Struktur, Vergabeformen und Teilnehmer. Deshalb haben wir auch keine Inhouse-Marktrecherche gemacht, sondern mit Primärdaten gearbeitet, sprich: Wir haben die FS-Anbieter befragt, wie sich ihr Geschäftsmodell gestaltet, welche Leistungen sie anbieten, für welche Kunden-Branchen sie tätig sind, wie ihre Mitarbeiter-Struktur ist und ihre Ergebnis-Situation, um von dieser Seite her mit belastbarem Zahlenmaterial für Transparenz sorgen zu können und den Dienstleistern die Möglichkeit zu geben, sich zu benchmarken.
Lünendonk hat sich überwiegend auf die Bereiche Infrastrukturelles und Technisches FM konzentriert, weil die überwiegend kaufmännisch bzw. im Property Management tätigen Anbieter doch ein ganz anderes Geschäftsmodell verfolgen. Hier wäre ein Vergleich schwierig gewesen. Und es hat uns sehr gefreut, dass wir bei der Erstauflage der Studie mehr Unternehmen in Österreich gefunden haben als seinerzeit in Deutschland, wo wir mit 21 Unternehmen begannen. In Österreich konnten wir vom Stand weg 24 hier tätige Dienstleister in die Studie aufnehmen.
Wir haben für die erste Studie natürlich einen sehr konservativen Projektplan gehabt, wohl wissend, welche Herausforderungen auf uns zukommen, wenn man einen Markt versucht zu greifen, über den bisher nur rudimentäre Informationen vorliegen. Deshalb wollten wir, um die Qualität der Analyse sicherzustellen, von Anfang an zwei Dinge berücksichtigen: Erstens: Wir müssen vor Ort sein bzw. recherchieren und mit den Marktexperten vor Ort sprechen. Deswegen haben wir uns für die Studie zwischenzeitlich in das Wiener Büro von Reality Consult „eingemietet“. Und zweitens haben wir Informationen, die wir bearbeitet haben, auch gespiegelt mit Experten vor Ort, die den österreichischen Markt schon länger kennen als wir. Das heißt, wir haben uns nicht nur auf die Daten verlassen, die wir von den 24 Unternehmen geliefert bekommen haben, sondern auch noch Plausibilisierungen vorgenommen, wenn beispielsweise ein Fragebogen nicht richtig ausgefüllt war oder wenn wir ein Unternehmen nicht einschätzen konnten, weil es beispielsweise das Leistungsspektrum nicht ausgefüllt hatte und wir nicht wussten, wie viel Prozent Infrastrukturelle und Technische FM-Leistungen es erbringt.
Den österreichischen Dienstleistern und den Projektunterstützern gilt großer Dank! Denn ohne ihre Hilfe, ohne ihre Bereitschaft, uns mit Primärdaten zu versorgen, hätten wir diese Studie natürlich nicht durchführen können.
Jörg Hossenfelder ist geschäftsführender Gesellschafter der Lünendonk GmbH