Das Geschäft des Überlebens

COVID-19 wird (und soll) auch die Reinigungsbranche verändern.

Christian Wolfsberg
Christian Wolfsberg

Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: Jene Länder, die sich derzeit in komplettem oder partiellem wirtschaftlichen Stillstand befinden, sind für über 50 Prozent des weltweitem BIP verantwortlich. Trotz aller Prognosen und Beschwörungen, dass die Wirtschaft danach alles wieder aufholen werde, ist eine heftige – möglicherweise die heftigste – Rezession seit den 30er Jahren, und nur naiv verklärte Optimisten sehen das anders. COVID-19 und deren Auswirkungen waren und sind zu umfassend: Kurzarbeit und Entlassungen, geschlossene Fabriken, unterbrochene Lieferketten, keine Reisetätigkeit und ergo auch kein Tourismus – und nun ein nur sehr zaghafter langsamer Neustart. Jene, die keinen ausreichenden Eigenkapitalpolster angelegt haben, werden es ohnehin mehr als nur bitter bereuen.

In der angelaufenen Zwischenphase, in der Lockerungen beginnen und ein Weg in die „neue Normalität“ angetreten wird, werden Unternehmen weniger wieder zu „laufen“ beginnen – sie werden vorerst nur „gehen“. Es gibt einige Dinge, da sind sich Experten einig, die beachtet werden sollen. Sie sehen drei Trends:

  • Freunderlwirtschaft. Die Staatshilfen in jeder Form waren und sind enorm und sie werden auch nicht so bald enden. Aber: Erstens bleibt die Frage offen, ob sich der Staat nach der Krise wieder aus seiner interventionistisch-dominanten Rolle zurückziehen wird – Macht ist laut Henry Kissinger das ultimative Aphrodisiakum. Auch bei der zweiten Frage bleibt ein großes Fragezeichen: Werden die gesteigerten Kontakte zwischen wichtigen (= systemrelevanten) Firmen und der Politik zu einer ungerechten Zuordnung der staatlichen Hilfe führen und ebenfalls die Krise überdauern?
  • Annahme neuer Technologien. Wir alle machen derzeit einen unfreiwilligen Crashkurs in E-Commerce, digitalem Geldverkehr und Home Office. Nicht alle Elemente dieses Lehrgangs werden danach spurlos verschwinden. Jeder Betrieb und jede Geschäftsleitung wird und soll ihre Lehren daraus ziehen. Ähnlich wird wohl die Entwicklung bei der Automatisierung von Produktionsbetrieben sein.
  • Neukonfiguration von Lieferketten. Die von Präsident Trump schon begonnenen Drohungen eines Handelskriegs werden durch die derzeitige Krise eine reale Dimension einnehmen – Apple etwa hat ein Warenlager von nur 10 Tagen. Eine höhere Lagerhaltung, eine geografisch bedeutend nähere Lieferkette und deutlich weniger grenzüberschreitende Investitionen könnten die Folge sein. 

Auswirkungen auf die Reinigungsbranche:

Die Freunderlwirtschaft wird wohl am wenigsten tragend, da kaum „systemrelevante“ Großunternehmen vertreten sind. Als Wähler aber sind wir alle aufgerufen, darauf zu achten, dass der Staat nicht beginnt zu verstaatlichten und dass die von ihm zur Verfügung gestellten Mittel auch gerecht aufgeteilt werden.

Bei der Annahme neuer Technologien gibt es ohnehin schon lange dringenden Handlungsbedarf: in den relevanten Bereichen ist Robotics längst fällig, bei der Digitalisierung und bei der Digitalísierung von  Prozessen ist noch viel Spielraum sowie in der Automatisierung der Herstellung und der Warenbewirtschaftung.

Warenlager und Lieferketten sollten von Herstellern und Händlern neu überdacht werden. Viele haben bei ihrem Business zu sehr auf just-in-time vertraut.

Die Message ist: Es werden die Flexiblen, Veränderungswilligen die Krise am besten meistern.

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