Deutschkenntnisse in der Reinigung – Anspruch und Wirklichkeit

Martin Sobotka
Martin Sobotka

MitarbeiterInnen in der Reinigung stehen täglich in direktem Kontakt mit ihren KundInnen, damit sind sie auch BotschafterInnen Ihres Unternehmens. Mangelnde Deutschkenntnisse führen jedoch oft zu Missverständnissen und frustrierenden Situationen.“ So lautet der Werbeslogan diverser Sprachinstitute, welche spezielle Deutschkurse für MitarbeiterInnen der Reinigungsbranche anbieten. Es gibt aber natürlich auch Reinigungsunternehmen mit langjährigen MitarbeiterInnen mit sehr geringen bzw. ohne ausreichende Deutschkenntnisse, welche ihre Aufträge und Arbeiten mit vollster Zufriedenheit ausführen. 

Wie sieht die Zukunft aus? 

Tendenziell zeichnet sich ein Wandel von der Hilfskraft zur Fachkraft ab. Manuelle Fertigkeiten bleiben bei den Reinigungskräften noch immer gefragt, das hängt jedoch stark von den Bedürfnissen der KundInnen und den Objekten ab. Im öffentlichen Bereich, z.B in Gesundheitseinrichtungen, gibt es andere Anforderungen als in der Privatwirtschaft. 

Generell steht auch die Reinigungsbranche vor Herausforderungen durch die Digitalisierung. Daher wird von Reinigungskräften der Umgang mit Maschinen, Tablets und anderen Gadgets künftig gefordert, jedoch gibt es noch immer viele Reinigungskräfte, die kaum mit Technik in Berührung gekommen sind, da sie die nur manuellen Tätigkeiten ausführen. 

Weitere soziale Kompetenzen werden von nicht ausgebildeten Hilfskräften selten gefordert, da diese auch oft zu Tagesrandzeiten reinigen und daher kaum in Kontakt treten zu den KundInnen. Daher sind auch Deutschkenntnisse für die meisten nur von minimaler Bedeutung, obwohl sie vermehrt verlangt werden. Reinigungskräfte sollen in möglichst kurzer Zeit und nach kurzer Einschulung ihre Aufgaben so gut kennen, dass sie ihre Arbeit selbstständig verrichten können. 

Meiner Meinung nach werden die Sprachkenntnisse immer wichtiger:

  • Um Wünsche und Anliegen der KundInnen zu verstehen und darauf zu reagieren; 
  • um kurzes Feedback zur KundInnenzufriedenheit einzuholen; 
  • für selbstsicheres Aufzutreten bei etwaigem Smalltalk mit den KundInnen als Aushängeschild des Unternehmens;
  • für höflichen Umgang mit Verbesserungsvorschlägen und Sonderwünschen. 

Ein lang bestehendes Problem ist die mangelnde Tagreinigung. Die meisten Reinigungsarbeiten werden entweder sehr früh am Morgen oder spät am Abend verrichtet. Es gibt in der Branche daher oft geteilte Dienste (Früh- und Spätdienste). Ca. 80% der Frauen arbeiten in der Unterhaltsreinigung und müssen diese Arbeitszeiten mit der Familie vereinbaren. Längerfristig wird der Bedarf an Hilfskräften und Fachkräften steigen; auch ein leichter Fachkräftemangel wird befürchtet. Manche MitarbeiterInnen arbeiten im Sommer in anderen Branchen, zB. Im Tourismus. Daher müssen die ArbeitgeberInnen Anreize schaffen, um die ArbeitnehmerInnen im Betrieb zu halten. 

Fazit: Gut ausgebildete MitarbeiterInnen bleiben langfristig in Unternehmen, welche Ausbildungen ermöglichen bzw. diese auch fördern. Dazu gehören vor allem fundierte Deutschkenntnisse, um für die neuen Herausforderungen in der Reinigungsbranche bereit zu sein. 

Wir schulen eine große Anzahl von zukünftigen DienstnehmerInnen in diversen Schulungsinstituten und Akademien. Vom Grundreinigungskurs mit Schwerpunkt Deutsch bis hin zum Lehrabschluss als ReinigungstechnikerIn. 

Wir unterstützen aber auch Unternehmen im Rahmen der „Qualifizierungsförderung für Beschäftigte“, indem wir 50 % der Kurskosten für diverse Ausbildungen der eigenen MitarbeiterInnen wie z.B. Deutschkurse an Instituten oder mit Sprachtraining im eigenen Betrieb übernehmen können. 

Das Arbeitsmarktservice unterstützt Unternehmen in einer großen Anzahl von verschiedenen Förderinstrumenten. Bitte kontaktieren Sie uns.


Martin Sobotka ist Abteilungsleiter „Service für Unter-nehmen“ im Arbeitsmarktservice Wagramer Straße, Wien


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