Die Corona-Pandemie ist mit November mit ihrer bisher gewaltigsten Welle über uns hereingebrochen, Spitäler sind am Limit und Ärzte und Pfleger sind im Zusammenspiel mit Hygienekräften wichtiger denn je. Am Beginn der Pandemie wurde auch der Reinigungsbranche eine nie gekannte Wertschätzung zuteil. Insgesamt, so meine Einschätzung, geht es der Branche gut, da der Bedarf nach unseren Hygiene- und Desinfektions-Dienstleistungen ungebrochen hoch ist.
Die Situation fordert von allen Anbietern höchste Flexibilität und die Tausenden Reinigungs-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter leisten täglich – unter schwierigen Rahmenbedingungen – ihr Bestes. Leider ist mittlerweile von der höheren Wertschätzung nicht das geblieben, was wir uns erwartet haben. Ein Problem ist auch die Arbeit zu Randzeiten, die unsere Branche faktisch „unsichtbar“ macht. Was mich bedenklich stimmt, ist die Situation, dass derzeit die Entwicklung wieder zum Billigstbieter-Prinzip geht – bei privaten Ausschreibungen wie auch bei Vergaben der Öffentlichen Hand und teilweise auch im Gesundheitsbereich. Da wird zu „unglaublichen“ Stundensätzen und geringster Stundenanzahl in Kombination mit Reinigungsmaschinen vergeben, bei denen allseits bekannt ist, dass sich das einfach nicht ausgehen kann. Wer nicht zu diesen Konditionen anbietet, hat oft keine Chance – das ist absurd!
Ich plädiere dafür, dass die Branche gemeinsam „Flagge zeigt“ und einen Paradigmenwechsel mit klaren und gleichen Regeln für alle einfordert. Das Billigstbieter-Prinzip geht nicht nur zu Lasten der Qualität, sondern auch der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sowieso schon seit langem unter besonders schweren Bedingungen arbeiten. Wann, wenn nicht jetzt: Wir dürfen nicht nachlassen und müssen erreichen, dass Ausschreibungen derartige Praktiken erst gar nicht zulassen. Denn sie entwickeln einen Sog, dem sich kein Anbieter einzeln entziehen kann. Sonst finden wir uns bald alle wieder in der fatalen Spirale aus billigstem Preis, einsparen bei den Leistungen und Unzufriedenheit bei Kunden und Mitarbeitern.
Es geht um Bewusstseinsbildung und Überzeugungsarbeit, dass aus fairen Preisen ein Vorteil für alle entsteht. Was können wir tun? Jedenfalls miteinander reden und neben Wirtschaftlichkeit und Knowhow auch Qualität, ausreichende Ressourcen und realistische Leistungsumfänge als zentrale Punkte jeder Ausschreibung festlegen. Wir brauchen so etwas wie ein Qualitäts-Siegel der Branche! Der unlängst beim Reinigungstag mit der Innung gestartete Prozess gemeinsam mit der BBG stimmt mich zuversichtlich, dass diese unangenehme Entwicklung allen bewusst ist, die Anliegen der Branche ernst genommen werden und mit ersten Ergebnissen, die dieser Entwicklung gegensteuern, bereits im Frühjahr 2022 zu rechnen ist.
Das sind wir den Menschen, die der Qualität unserer Dienstleistungen vertrauen, ihrer Gesundheit, unseren Kunden und der Gesellschaft schuldig, die durch die Pandemie sowieso auf eine harte Probe gestellt wird.
Mag. Peter Edelmayer ist Geschäftsführer Dussmann Service Österreich
www.dussmann.at