Von Professionalisierung, bis es schmerzt, und überfälliger Marktbereinigung.
Wohin geht unsere Branche, was sollen und dürfen wir uns erwarten, wie sollten wir handeln und was einfordern? Viele Fragen, die sich jeder in der Reinigung immer wieder stellt. Wenn man neuerdings bereits vom 5-Jahrestag der „Krise“ spricht, so ist die gute Nachricht für unsere Branche: Reinigung ist vielleicht keine trendige Branche, aber sie ist sehr krisenresistent und unverzichtbar. Das kann uns zweifellos positiv in die Zukunft sehen lassen. Gleichzeitig kämpfen wir jedoch um Anerkennung, Wertschätzung und gegen das „Übel“ des Billigstbieter-Prinzips, das uns immer weiter verstrickt in die Spirale aus Dumping und Geringschätzung. Es muss aufhören, dass Anbieter mit ihren Dumpingpreisen und der damit einhergehenden minderen Qualität den Markt nachhaltig kaputt machen. Weg von der „Geiz ist geil Mentalität“, hin zu „Qualität vor Preis“.
Es gehören immer zwei dazu: Einer, der unseriös billig anbietet, und ein Kunde, der das akzeptiert. Wer einen Auftrag übernimmt, der preislich „im Keller“ ist, kommt bildlich gesprochen nie wieder in den „ersten Stock“, und der Kunde erhält nicht die Qualität, die er bräuchte. Die Erkenntnis, dass „billiger“ mittelfristig aber oft auch“ teurer“ ist, haben einige Kunden daher schmerzhaft erfahren.
Gut so, Marktbereinigung soll stattfinden. Nur so wird die Professionalisierung weiter voranschreiten. Wer nicht willens oder fähig ist, ein faires Verfahren anzubieten bzw. ein seriöses Angebot zu legen, der hat nichts am Markt verloren.
Kunden die auf Qualität, Innovationen, Nachhaltigkeit, Energieeffizienz, ökologische Geräte und ebensolches Wirtschaften Wert legen, geben die Maßstäbe vor. Wir als Anbieter sollten hier nun den Anspruch an uns selbst hochhalten und auf diesen „Zug“ aufspringen. Nur so durchbrechen wir die Spirale aus Dumping und Geringschätzung und legen die Latte für Qualität so hoch an, dass wir sie auch guten Gewissens verkaufen können. Das wird der ganzen Branche zu einem besseren Image verhelfen und bewirken, dass wir qualifiziertes Personal finden und halten können – eine der ganz großen Herausforderungen im Wettbewerb der Zukunft. Zudem müssen wir den Mitarbeitern aber auch ausreichende Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten, betriebliche Gesundheitsvorsorge und vieles mehr anbieten. Nur so machen wir die Reinigungsbranche für Mitarbeiter wieder attraktiver.
Wichtig ist auch, dass man sich endlich auf einen praktikablen KV hinsichtlich m²-Leistungswerten einigt. Die Vorstellungen reichen vom kompletten Weglassen sämtlicher Werte bis zum detaillierten Anführen sämtlicher Raumgruppen mit verschiedenen Leistungswerten. Was es bald braucht, ist eine machbare Lösung für Dienstleister und für Kunden. Man darf gespannt sein!
Welche Trends zeichnen sie sonst noch so ab in der Branche? Große Dienstleister erweitern laufend ihr Portfolio, nur wer flexibel ist und sich an die Kundenwünsche zeitgerecht anpassen kann, wird zukünftig am Markt bestehen. Kleinere Anbieter punkten wiederum mit individuellen Nischenangeboten und Spezialisierungen wie Denkmalreinigung. Die Tagesreinigung ist langsam am Vormarsch. Viele (Nord)Länder zeigen dies vor, die Reinigung zu schwierigeren Randzeiten kann so abgelöst werden. Die Reinigungs-MitarbeiterInnnen werden damit „sichtbar“ für den Kunden. Wieder ein Schritt in Richtung Bewusstseinsbildung. Der EDV-Einsatz inkl. webbasierender Lösungen als Mittel zur Steuerung, Qualitätskontrolle, Transparenz und ortsunabhängigen Gestaltung wird deutlich komplexer. Gesamtlösungen dienen der Transparenz und sind ein „Must“. Auf diesem Gebiet können wir als Dienstleister gegenüber den Kunden unsere Innovationskraft unter Beweis stellen und gleichzeitig unschätzbare Wettbewerbsvorteile erlangen.
Netzwerken und Erfahrungsaustausch in der Branche ist immer sinnvoll. Initiativen wie der „Club 100“ oder die neue „Clean Lounge“ in Oberösterreich, die im Oktober startete, sind zu begrüßen, solange sie nicht als Instrument für „persönliche Inszenierungen“ mancher Akteure dienen.
Zu guter Letzt ein positives Praxis-Beispiel zum Nachahmen: Drei Dienstleister haben sich aktuell für einen Großauftrag zusammengetan: Sie treten gemeinsam gegenüber dem Kunden auf, es gibt gemeinsame Bekleidung, gleiche Reinigungswägen und –Equipment, Chemie, Waschmaschinen etc. Der gemeinsame Einkauf generiert entsprechende (Preis-)Synergien und man tritt dem Kunden gegenüber einheitlich mit einem Ansprechpartner auf. Der Kunde nimmt diese Lösung sehr positiv an. Also eine Win-win-Situation für alle Beteiligten – es geht auch so – gemeinsam zu mehr Erfolg.
Mag. Peter Edelmayer ist Geschäftsführer von Dussmann Service Österreich
www.dussmann.at