Unternehmerisches Engagement für „eine bessere Welt“

Sebastian Wilken
Sebastian Wilken

Als Kind grüner 68er Eltern hatte ich zum Einstieg ins Berufsleben und Erwachsenwerden genug von Öko und Jute. Eigentlich wollte ich nur Geld verdienen und mir schöne Sachen kaufen. Das hat sich lange gehalten. Als ich für da-ka 2012 meine erste ISO 14001 Umweltzertifizierung, zusammen mit drei anderen, gemacht habe, sagte der Auditor: „Qualität, Arbeitssicherheit und die Social accompliance, merkt man, sind Ihnen wichtig. Umweltzertifizierung machen Sie nur, damit Sie es haben.“ Ich kann also Menschen, die das Thema Umweltschutz ignorieren wollen, ganz gut verstehen. 

Nun gehört mein Schritt in die Selbstständigkeit 2012 definitiv zu den besten in meinem Leben. Neben einer gewissen ökonomischen Freiheit hat es mir auch die Freiheit über berufliche Entscheidungen gebracht. Neben der Möglichkeit, „schöne Sachen“ zu kaufen, habe ich schnell gemerkt, wie stark Entscheidungen, die ich in meinem Betrieb treffe, ihre Durchschlagskraft entfalten. Positiv wie negativ. Gleichzeitig musste ich feststellen, dass mit jeder neuen „schönen Sache“ diese immer schneller ihre Wirkung auf das persönliche Wohlbefinden verlieren. Nix bringen, um glücklich zu werden. 

2015 habe ich mich das erste Mal mit der Gemeinwohlbilanz von Christian Felber beschäftigt. Die Idee ist, anhand einer Gemeinwohlmatrix die Auswirkungen des Unternehmens in den Kategorien Lieferanten, Gesellschafter/ Geldgeber, Mitarbeitende, Kundinnen und Gesellschaft zu analysieren. Wie solidarisch und ökologisch agiert das Unternehmen und wie hält man es mit der Mitbestimmung? Zwanzig Hauptpunkte gibt es da zu bewerten. Und dies geschieht so objektiv wie das in diesem Bereich eben nur möglich sein kann. Für jeden der Bereiche werden Punkte vergeben, und am Ende ergibt sich eine Bilanzsumme. Die bezieht sich nicht (nur) auf Finanzzahlen, sondern auf eine ganzheitliche Bewertung des Unternehmens. Die Bewertung und Zuteilung zu den einzelnen Punktestufen erfolgt dabei in einer Gruppenevaluierung unter den kritischen Fragen von anderem Unternehmer*innen. Dies verhindert, dass es nur ein Nachhaltigkeitsbericht wird, gespickt mit allgemeingültigen Platzhaltern zum Thema Nachhaltigkeit. Es ist eine Analyse des Ist-Standes des unternehmerischen Engagements für – salopp gesagt – „eine bessere Welt“ und bietet gleichzeitig eine Handlungsanweisung, wie man noch besser werden kann.

Ich habe mir fest vorgenommen, niemandem mit erhobenem Zeigefinger und Überlegenheit seinen Weg ins nachhaltige Unternehmertum zu diktieren. Wer bin ich auch? Wenn man zur Fachgruppentagung im 23. fährt, könnte man am Parkplatz meinen, es sei Weltwirtschaftsgipfel. Ich kann verstehen, dass der White Range mit brabbelndem 8 Zylinder geil ist. Aber es kann sich doch jede*r mal selbst fragen, ob sein/ ihr Unternehmersein nur zur Begleichung der SUV-Leasingrate und zur Umsatzjagd dient oder ob man noch andere Ziel verfolgen könnte. Ziele, die vielleicht sogar noch mehr Spaß machen und einen länger Stolz über den Erfolg spüren lassen. Der Galileo hat’s besser formuliert: Man kann einen Menschen nichts lehren, man kann ihm nur helfen, es in sich selbst zu entdecken. 


Mag. Sebastian Wilken ist Inhaber der da-ka Hausbetreuung GmbH
www.da-ka.at


kommentare

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

neueste beiträge