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Aktiv bleiben, Ängste auflösen, Interesse für Neues entwickeln

Etliche Hotelbetriebe haben ihre Lektion während der Corona-Krise gelernt und finden neue Wege, die Arbeitsbedingungen wie niedrige Bezahlung, lange Arbeitszeiten und mangelnde Work-Life-Balance entsprechend zu verbessern und als Betrieb attraktiver für Arbeitssuchende zu werden. Sagt Hotel- & Housekeeping-Expertin Gabriele M. Perklitsch (*) im Gespräch mit Reinigung aktuell.

Frau Perklitsch, wie ist die Personalsituation im Housekeeping? Auch hier ein Mangel?
Gabriele M. Perklitsch

Lockdowns, Corona-Krise, Klima-Krise, Personal-Krise – eine Krise jagt die nächste, und das hat Auswirkungen. Ja. Auch im Housekeeping besteht großer Personalmangel. Gut qualifizierte MitarbeiterInnen im Housekeeping sind sehr rar geworden. Irgendwen bekommt man schnell. Doch für wie lange und was bringt es? Die fähigsten MitarbeiterInnen sind vermehrt in der Corona-Krise in andere Branchen abgewandert. Es fehlt in den Betrieben vor allem an qualifizierten, gut geschulten, Deutsch sprechenden und an selbstständiges Arbeiten gewöhnte MitarbeiterInnen. Es fehlt – und das nicht erst seit der Corona-Krise – an Personal mit entsprechenden fachlichen und sprachlichen Qualifikationen.

Wie wirken sich diese Qualifikationsmängel konkret auf die Qualität des Housekeeping aus?

Fehlende Deutsch-Grundkenntnisse haben große Auswirkungen auf die  generelle Verständlichkeit untereinander. Unternehmer verzweifeln, denn man kann keine entsprechenden Arbeitsanweisungen geben bzw. werden diese selten den Anforderungen entsprechend ordentlich ausgeführt, genau aus fehlenden Verständnisgründen. 

Im Gegensatz dazu sind die Serviceansprüche der Gäste und die Hygieneanforderungen bzw. erforderliche Reinigungskenntnisse gestiegen. Diesen Spagat als Betrieb und Unternehmer zwischen Anforderungen am Markt und der Bewältigung der vielseitigen Aufgaben vor allem im Personalmanagement gut zu schaffen und noch wettbewerbsfähig zu sein, ist eine große Herausforderung und braucht kreative Lösungswege und konsequent umgesetzte Erfolgsstrategien.

Es fehlt – und das nicht erst seit der Corona-Krise – an Personal mit entsprechenden fachlichen und sprachlichen Qualifikationen.

Wie gehen nun die Hoteliers mit dieser Problematik um? Welche Lösungen haben sie?

Hotels müssen durch stetiges Anpassen an die Anforderungen am Markt und kreative Lösungen im Personalrekrutierungs-, Ausbildungs-, Qualifizierungsmanagement der MitarbeiterInnen sich den großen Herausforderungen der Zeit aktiv stellen und sich selbst entsprechend betrieblich und organisatorisch weiterentwickeln. Viele greifen hier auf Spezialisten als Unterstützung zu. 

Etliche Betriebe haben ihre Lektion während der Corona-Krise gelernt und finden neue Wege, die Arbeitsbedingungen wie niedrige Bezahlung, lange Arbeitszeiten und mangelnde Work-Life-Balance entsprechend zu verbessern und als Betrieb attraktiver für Arbeitssuchende zu werden. Neben Sozialleistungen und dem Gehalt wird auch zunehmend auf ein förderliches Arbeitsumfeld, interne Schulungsangebote und entsprechende berufliche Weiterentwicklungsmöglichkeiten geachtet. Betriebe erkennen, wie wichtig das Wohlergehen ihrer MitarbeiterInnen ist und dass ohne eine intensive Zusammenarbeit keine Gästezufriedenheit oder Geschäftserfolg erreicht werden kann.

Das klingt nach längst überfälligem Umdenken …

Ja. Es wird derzeit versucht, mehr im Bereich Personalmanagement zu investieren und auf attraktive Arbeitszeitmodelle umzustellen. Man erkennt, dass neue MitarbeiterInnen mit der richtigen Einstellung und Bereitschaft zu lernen ein großes Potential beinhalten, und will durch maßgeschneiderte Schulungen den gestiegenen Anforderungen der spezifischen Gästeschicht noch besser entsprechen als zuvor. MitarbeiterInnen, die schon lange im Betrieb sind, können durch aktive Schulungsprogramme und Belohnungssysteme wieder richtige Arbeitsmotivation und mehr Bereitschaft sowie Interesse für Neues entwickeln. Etliche Betriebe erkennen das große Potential der Neustrukturierung von Arbeitsprozessen im Generellen und die Zuhilfenahme von digitalen Lösungen zur Arbeitserleichterung und Erfolgskontrolle.

Die Krise birgt viele Chancen, wenn man sie zu nutzen weiß – und das gilt für alle Seiten, die beteiligt sind. Es heißt, aktiv sein, aktiv bleiben, Ängste auflösen und in Interesse für Neues transferieren, d.h. aktiv in Veränderungsprozesse einzusteigen und beharrlich die gesetzten Ziele Schritt für Schritt umsetzen, bis sich der größere Erfolg schlussendlich zeigt. Der größte Erfolg sind begeisterte Gäste, die wieder kommen und die beste Mundpropaganda liefern.

 Es wird derzeit versucht, mehr im Bereich Personalmanagement zu investieren und auf attraktive Arbeitszeitmodelle umzustellen.

Liegt Housekeeping-Outsourcing im Trend oder nicht?

Das Outsourcing im Housekeeping Bereich von Hotels hält sich mit eigenen MitarbeiterInnen ziemlich die Wage. Das Angebot von Outsourcing wird vor Allem von größeren, zentral gelegenen Betrieben gewählt und hat meist mit den Vorteil einer guten Kalkulation und Abruf nach Bedarf und Auslastung zu tun. Die Hotels mit eigenen MitarbeiterInnen schwören quasi fast förmlich auf den großen Vorteil, die Qualität im Hotel entsprechend besser hoch halten zu können und auf veränderten Bedarf des Marktes oder den gestiegenen Ansprüchen der Gäste mit eigenen MitarbeiterInnen besser gerecht zu werden und in Summe schneller erfolgreich auf den jeweiligen Bedarf reagieren zu können. Es gibt also viele Pros und viele Contras und es hängt wirklich von der Grundeinstellung der UnternehmerInnen / BetriebsleiterInnen ab, ob outgesourct wird oder nicht. 

Der Erfolg wird v.a. von gut qualifizierten und laufend geschulten MitarbeiterInnen wesentlich abhängig sein. Hier wird und muss auch generell mehr investiert werden. Das haben auch, so stelle ich fest, die meisten Betriebe schlussendlich erkannt und auch für sich schon akzeptiert und sind dabei, dies auch aktiv umzusetzen. Generell erkenne ich einen positiven Ausblick in die Zukunft.

Beide Bereiche haben großes Potential, das noch besser ausgeschöpft werden kann. So gilt es auch hier, einer Weiterentwicklung und Einbeziehung von digitalen Lösungen und Arbeitserleichterungen z.B. durch Robotic etc. offen eingestellt zu sein und diese in die Arbeitsprozesse aktiv zu integrieren. MitarbeiterInnen Schulungen und Weiterqualfizierungen bleiben das „MUST DO“ und „MUST HAVE“ in jedem Betrieb – das gilt auch im Housekeeping Management. Hier ist der Schulungsbedarf nach wie vor ungebrochen groß und wird noch immer meist unterschätzt. Viele MitarbeiterInnen befinden sich tagtäglich im „freien Raum“ ohne klare Arbeitsinstruktionen, Arbeitsunterweisung, Arbeitseinführung, Arbeitsunterstützung, Arbeitsevaluierung, Arbeitserfolgskontrollen, etc. etc. etc. Digitale Lösungen können hier eine große Unterstützung liefern. Technische Hilfsmöglichkeiten müssen zukünftig mehr eingesetzt werden. Man sollte den MitarbeiterInnen die Angst davor nehmen, indem man schult, schult und nochmals schult.

Hat Corona noch irgendwelche Aus- bzw. Nachwirkungen im Housekeeping?

Die Corona-Krise hat sehr deutlich aufgezeigt, wie gut ein Betrieb und dessen MitarbeiterInnen in Reinigungs- und Hygienefragen aufgestellt und ausgerüstet sowie geschult sind. Für viele Betriebe war es eine Art „Erwachungsprozess“ aus dem Dörnröschenschlaf des „Verleugnen der offenen Reinigungs- und Hygiene Themen“. Es wurde endlich darüber aktiv geredet, Konzepte besprochen und auch viel  Neues aktiv umgesetzt. Hier gibt es jedoch noch viel zu tun. Das Reinigungs- und Hygienebewusstsein ist generell massiv gestiegen. Die Gäste fordern hier immer aktiver diese Serviceleistungen in professionell geführter Art und Weise ein. So kann man zusammenfassend feststellen, dass auch hier die Krise eine große Chance ist, um das Thema „Housekeeping“ und „Reinigungs- & Hygienemanagement“ auf eine höhere Ebene der Qualifizierung zu bringen. Fixe Qualitäts-Standards für Housekeeping Management in Hotels fehlen jedoch nach wie vor. Es ist jedoch eine Frage der Zeit, wann verpflichtend geltende QM Richtlinien gefordert und kommen werden. Der Völkeraustausch wird immer aktiver und umfangreicher und so auch die Hygieneanforderungen, um Krankheiten und Seuchen schon im Vorfeld einzudämmen. Hier gilt es entsprechende Maßnahmen, generell gültig, einzuführen. Denn die Gesundheit der Gäste, der MitarbeiterInnen und der Betreiber selbst wird stets im Vordergrund bleiben neben jeglichem angestrebten Geschäftserfolg. Reinigung und Hygiene wird zukünftig eine Schlüsselrolle im Hotel einnehmen, und die MitarbeiterInnen werden eine höhere Qualifikation mitbringen müssen.

(*) DTK Gabriele M Perklitsch / GAMAPE(R) 
Hotel- & Housekeeping Qualitätsmanagement
Zertifizierte QM Spezialistin, Trainerin, Coach


Tipps für Lösungsoptionen gegen Personalmangel und Probleme bei der Personal-Akquise
  1. Erhöhen Sie die Gehälter und bieten Sie attraktive Zusatzleistungen, um qualifizierte Mitarbeiter anzuziehen und zu halten.
  2. Schaffen Sie eine angenehme Arbeitsumgebung, reduzieren Sie Überstunden und bieten Sie flexible Arbeitsmodelle an.
  3. Führen Sie gezielte Rekrutierungskampagnen durch, um potenzielle Mitarbeiter aktiv anzusprechen, einschließlich Online- und Offline-Methoden.
  4. Investieren Sie in Schulungs- und Weiterbildungsprogramme, um vorhandenes Personal zu qualifizieren.
  5. Implementieren Sie ein effektives Talentmanagement-Programm, um das Personal zu fördern und spezielle Talente zu erkennen.
  6. Etablieren Sie ein Mitarbeiterempfehlungsprogramm, das bestehende Mitarbeiter ermutigt, qualifizierte Kandidaten zu empfehlen.
  7. Flexible Arbeitsverträge: Bieten Sie Teilzeit-, Temporär- oder Saisonarbeit an, um flexibler auf Spitzenzeiten und Saisonschwankungen reagieren zu können.
  8. Setzen Sie automatisierte Systeme und Technologie ein, um wiederholbare Aufgaben zu automatisieren und die Arbeitsbelastung zu reduzieren.
  9. Etablieren Sie Partnerschaften mit Schulen, Hochschulen oder beruflichen Weiterbildungseinrichtungen, um den Pool an qualifizierten Bewerbern zu erweitern.
  10. Implementieren Sie Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung, wie Anerkennung, Aufstiegschancen und Work-Life-Balance-Programme, um das Personal langfristig zu binden.

„Die Prioritätenliste hebt die Bedeutung wettbewerbsfähiger Vergütung und verbesserter Arbeitsbedingungen hervor, da diese Faktoren oft entscheidend sind, um hochqualifiziertes Personal anzulocken und zu halten. Die anderen Maßnahmen zielen darauf ab, langfristige Lösungen für den Personalmangel und die Personal-Akquise zu schaffen“, erklärt Gabriele M Perklitsch.


Mögliche Auswirkungen von COVID-19 auf das Housekeeping
  1. Verschärfte Reinigungs- und Hygienemaßnahmen
  2. Schulung des Personals
  3. Anpassung von Arbeitsabläufen
  4. Umstellung auf Einwegartikel
  5. Gästekommunikation
  6. Personalreduktion
  7. Arbeitszeitanpassung

Perklitsch: „Die Auswirkungen von COVID-19 auf das Housekeeping waren umfangreich. Die Branche war konfrontiert und gezwungen, sich an die neuen Gesundheits- und Sicherheitsanforderungen anzupassen, um Gäste und MitarbeiterInnen zu schützen. Diese Maßnahmen waren und sind stark von den örtlichen Vorschriften und einer Pandemieentwicklung abhängig.


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