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„Alte Strukturen aufbrechen, frei denken!“

Auch für Österreichs Reinigungsbranche ist die Nutzung diverser Social Media-Kanäle für unternehmerische Handlungen fixer Bestandteil der Firmenkommunikation. Im Daily Business aber, meinen Experten, könnten manche Unternehmen mehr Social-Media-Expertise brauchen. Reinigung aktuell hörte sich um, wie und wofür diese Plattformen im Netz genutzt werden.

Text: Erika Hofbauer

Cosima Serban
Cosima Serban

Social Media kann vielfältig eingesetzt werden: Jedes Unternehmen kann für mehr Bekanntheit, Vertrauen und Reichweite sorgen, indem die eigene Geschichte authentisch erzählt, die eigenen Produkte und Dienstleistungen passend inszeniert und die Persönlichkeiten im Unternehmen prominent in Szene gesetzt werden. Der erste Schritt dort hin erfolgt laut der Agenturgründerin und selbständigen Digitalexpertin Cosima Serban so: „Brechen Sie alte Strukturen auf, denken Sie frei, trennen Sie sich im Konzeptionsprozess von bereits bekannten Best Practices und Ideen, die mehrmals gleich umgesetzt wurden, und erlauben Sie Ihrer Fantasie, flexibel zu sein, um neue Umsetzungsmöglichkeiten entdecken zu können.“ Ein Unternehmen kann durch die eigene Expertise punkten: „Es gibt immer spannende Tipps und Tricks, die von Unternehmen geteilt werden können, und die Communities warten ohnehin ständig darauf, Neues zu lernen.“ Man müsse freilich keine Unternehmensgeheimnisse teilen oder solche Tipps geben, durch die man Geld verlieren würde, weil man diese „kostenlos“ weitergibt, so Serban: „Sie können sich durch Aufklärung und Wissenstransfer als Experte positionieren, indem Sie für Sie einfache – für andere aber noch unbekannte oder unverständliche – Themen erklären.“ Social Media (sei es Instagram, Facebook, TikTok, YouTube, Pinterest, LinkedIn, Twitter oder Ähnliches) lebt auch von Entertainment: „Hier können Sie mit lustigeren Geschichten und witzigen Erzählungen aus dem täglichen Geschehen punkten. Es muss nicht immer Hochglanz sein“, rät die Expertin. Nicht zuletzt werde man über die Reichweitenpotenziale, sehr präzise Ausspielungsmöglichkeiten und kreative Formatvariationen neue Leads identifizieren und mehr verkaufen können, ist Serban überzeugt.

Große Herausforderungen

Ressourcen, Zeit und Budgets fehlen manchmal. Im Daily Business stellt sich oft heraus, dass Unternehmen mehr Social-Media-Expertise brauchen, stellt Serban fest: „Oft wissen sie nicht, wieso sie Social Media überhaupt einsetzen sollten. Aus meiner Sicht ist die komplexeste Herausforderung die Definition der Strategie. Sobald man gründlich definiert hat, was man erzählen kann und möchte, für wen man das macht, in welchen Zeitabständen, mit welchen Zielen und über welche Plattformen, mit welchen Formatvariationen, lassen sich Geschichten, Contentpläne, Community Management und Postings bestimmt einfacher umsetzen.“ Damit der digitale Austausch mit den Communities für ein Unternehmen gut funktionieren könne, müsse nicht nur operative, sondern auch strategische Zeit in Social Media investiert werden, betont die Digitalexpertin. Damit signifikante Erfolge generiert werden könnten, müssten zuerst die eigenen Social Media Ziele sinnvoll definiert werden: „Diese sind im Idealfall spezifisch definiert, messbar formuliert, in einem realistischen Zeitraum gut umsetzbar und werden von allen Involvierten akzeptiert, unterstützt und mitgetragen.“ Die digitale Welt biete viele Möglichkeiten für die Erfolgsmessung und Vergleichbarkeit der generierten Werte. „So kann jede noch so kleine Social Media Interaktion präzise nachverfolgt und gemessen werden. Ein Unternehmen sollte – trotz der unendlichen Erfolgsmöglichkeiten innerhalb der Social Media Welt – mit einer gesunden Erwartungshaltung arbeiten“, rät Serban, denn: „Je nach Unternehmensstruktur oder -geschichte, Stärken und Schwächen kann es manchmal sofort gut funktionieren und manchmal längere Zeit dauern, bis sich der Erfolg blicken lässt.“ 

Wichtige Überlegungen

Die Zielgruppen müssten auf jeden Fall präzise und granular definiert werden, vor allem, wenn man nicht nur Social Media Content veröffentlichen, sondern auch Social Media Anzeigen ohne Streuverlust schalten möchte: „Man sollte nicht nur die eigenen Werte, den eigenen Zweck oder die eigene Bestimmung als Unternehmen gut kennen, sondern auch ganz genau wissen, wen man damit ansprechen möchte.“ Die Kanalauswahl müsse sinnvoll gestaltet werden. Dabei müsse auch ehrlich in Erwägung gezogen werden, ob man mehrere Plattformen und Präsenzen parallel betreuen könne, gibt Serban zu bedenken: „Jede neue Plattform bedeutet eine noch vielfältigere Produktion. Jede Community hat andere Präferenzen, und ein Unternehmen kann nicht immer und überall dasselbe veröffentlichen, sondern sollte personalisiert vorgehen.“ Texte, Fotos und Videos stellten genau die Details dar, die für Social Media Nutzer und potenzielle Kunden sichtbar seien. „Gute Creatives, mit impactstarken visuellen Details sind nicht immer leicht zu erstellen. Das braucht Übung. Die Sujets dürfen nicht nur aussagekräftig, cool und modern wirken, sondern müssen auch die vorher definierten Ziele erfüllen und die eigenen Zielgruppen passend ansprechen können“, weiß Serban aus ihrem Beratungsalltag. „Sobald all diese Themen detailliert definiert wurden, können Unternehmen mit einem Fokus auf diese Themen Content-Optimierungen durchführen: Steigerung der Reputation und Bekanntheit, Positionierung als Experte, Erhöhung der Reichweite und des Traffics zur Website, Verbesserung der Kundenbindungen, die zu mehr Weiterempfehlungen, Leads und Sales führen, was wiederum nachhaltig und langfristig den Unternehmenserfolg sichern kann.“

Wichtige Trends

„Social Media Commerce und die plattformspezifischen Social Shops (Instagram Shop, Pinterest Shop usw.) werden weiter wachsen und sich weiterentwickeln“, ist Serban überzeugt: „So können Unternehmen neue Vertriebswege für sich entdecken. Die neuen Möglichkeiten, die die Dezentralisierung im Web 3.0 mit sich bringen wird, können grundsätzlich die Kommunikation im virtuellen Raum verändern, und das kann weitere Vorteile eröffnen.“ Dadurch, dass Social Media Plattformen im werblichen Bereich keine Mindestbuchungsvolumen vorgeben würden, könnten sie sich ideal für Testkampagnen eignen, erzählt die Expertin: „Mit präzisen Targeting-Maßnahmen, Trackingmöglichkeiten und Kontrollmechanismen im Bereich Brand Safety und Brand Suitability ermöglichen sie wertvolle Insights und Erkenntnisse, die langfristig dabei helfen können, nicht nur Botschaften und Formate, sondern sogar ganze Geschäftsmodelle zu optimieren.“ Videocontent helfe dabei jedem Unternehmen: „Wissen und Emotionen transportieren, Authentizität und Vertrauen aufbauen – es ist die ideale Zeit, um der Social Media Welt als Unternehmen eine Chance zu geben.“


Stimmen aus der Facility-Branche

Isabella Waldbauer-Schulner, Head of Marketing & Communication ISS Österreich:

Isabella-Waldbauer„Heutzutage ist es essenziell, auf Facebook und Co aktiv zu sein und dort das Unternehmen und das eigene Portfolio zu präsentieren. Für uns ist dabei besonders wichtig, Hürden abzubauen und Einblicke in unseren Alltag zu geben. Wir nutzen Social Media insbesondere, um unsere Vielfältigkeit zu zeigen, dabei stehen unsere Mitarbeitenden natürlich im Mittelpunkt. Wir haben im vergangenen Jahr vor allem Videos von unseren Mitarbeitenden geteilt, um zu zeigen, was deren „daily business“ ist und womit wir uns laufend befassen. Außerdem gelingt es Interessenten, mithilfe der diversen Netzwerke und Chats uns persönlicher zu erreichen, beispielsweise für Anfragen zu Stellenausschreibungen. Hürden bei der Nutzung von den diversen Social Media Plattformen sehe ich insbesondere beim Managen der vielen Nachrichten und Kommentare. Eine Stolperfalle sehe ich besonders darin, authentische Bilder zu zeigen und nicht zu imagelastig zu sein.“ 

Peter Edelmayer, Geschäftsführer Dussmann Service Österreich:

Peter-Edelmayer„Social Media-Kanäle zu bespielen, gehört heutzutage zum Kommunikations-Mix dazu. Je nach Branche und Zielgruppen wird der Fokus auf andere Kanäle gerichtet. Zentral sind darüber hinaus immer auch die Themen und Inhalte – die Kommunikationskanäle werden dazu passend ausgewählt. Daher ist bei der Kommunikation via Social Media die Planung der Inhalte essenziell – immer mit genügend Flexibilität für sich kurzfristig ergebende Themen. Social Media bieten den Vorteil, mit den verschiedenen Stakeholdern und Zielgruppen in einen unmittelbaren Dialog treten zu können. Als ein Element bereichsübergreifender, strategischer Kommunikation gehören Social Media in die Hände von Kommunikations-Experten, egal ob internen oder externen. Dussmann Service Österreich ist seit einiger Zeit auf LinkedIn vertreten, die Dussmann Group nutzt Facebook für das Recruiting, weiters Twitter und ebenso LinkedIn.“

Laura Sasse, Vorstand Finance und Digital Dr. Sasse AG:

Laura-Sasse„Wir konzentrieren uns auf zwei Bereiche, in denen breitbandige Kommunikation ein Schlüsselfaktor ist. Beide – sowohl das Recruiting als auch das Employer Bran­ding – zielen auf Menschen, von denen wir uns wünschen, dass sie uns wahrnehmen und mit uns in Dialog treten. Gerade digital natives werden über diese Kanäle auf unser Unternehmen und eine Branche aufmerksam, die sie sonst kaum auf dem Radar haben, weil sie dort digitales Niemandsland vermuten. Freilich kann man sich in Social Media ,verzetteln‘, wenn man die Kommunikation auf Zufälle anlegt. Das thematische Fokussieren erleichtert schnelle, kompetente und individuelle Reaktionen im Dialog. Bei uns pflegt eine eigene Expertin die Social Media Inhalte. Sie stimmt sich dabei mit der Unternehmenskommunikation ab, um einheitliche Werte zu vermitteln und Kernaussagen zu verbreiten. Gleichzeitig analysiert sie die Auswertung von Targets, die Click-Statistik, die Reichweite, damit wir daraus lernen, uns weiterentwickeln und die Social Media-Kommunikation verbessern.“

Aline Basel, BLITZBLANK Reinigung Dienstleistungsunternehmen GmbH:

Aline_Basel„Längst ist Social Media nicht nur Bestandteil unseres Alltags geworden, sondern darüber hinaus eine attraktive Möglichkeit für jedes Unternehmen, Online-Marketing zu betreiben und potenzielle Kunden anzusprechen. Digitale Medien bzw. soziale Netzwerke wie z.B. Facebook, Twitter und Instagram bringen Unternehmen klare Mehrwerte: Bekanntheitssteigerung, Erreichen von Massenpublikum, einfache und leichte Kommunikation, Aufbau einer Community, durch Transparenz die Beziehungen zu Kunden stärken, zielgerichtete Werbung, Aufbau von potenziellen Kunden, Mitarbeitersuche sind nur einige Beispiele. Die größte Hürde liegt dabei in der Bereitschaft der Unternehmen, selber Content zu liefern. Es ist mir gerade in der Reinigungsbranche aufgefallen, dass es sehr viele Geheimnisse gibt. Das fängt bei der Firmenphilosophie an und hört bei persönlichen Informationen auf. Doch davon lebt Social Media. Hier gibt es einen großen Aufklärungsbedarf in alle Richtungen, und auch das gelingt mit Social Media. Gerade Facebook ist bei Reinigungsmitarbeitern sehr gefragt!“ 

Nikolaus Langhammer, Bereichs-leitung Marketing, Attensam:

Nikolaus-Langhammer„Wir sind experimentierfreudig und auf verschiedenen Plattformen vertreten: Facebook nutzen wir vor allem für das österreichweite Recruiting, weil die ausgespielten Jobanzeigen punktgenau platziert werden können und wir damit im Normalfall eine hohe Response-Rate, also gewünschte Bewerbungen für eine ausgeschriebene Stelle, generieren können. Grundsätzlich ist es wichtig, dass der Außenauftritt ordentlich und aktuell ist, auch relevante News sollten regelmäßig gepostet werden – wie auf unserer LinkedIn-Companypage. Für die interne Kommunikation haben wir eine eigene Plattform etabliert, um für die Mitarbeitenden ein Informations- und Dialogforum zu schaffen. Wir haben festgestellt, dass Verkaufsförderung und Leadgenerierung im B2B-Bereich auf Social Media tendenziell aufwändig ist und manchmal nicht das gewünschte Ergebnis bringt, wenn man den Aufwand in Relation zu den Kosten setzt. Redaktionsplanung, Postingvorschläge, Anzeigenschaltung und Targeting können durchaus auch von externen Experten übernommen werden, die einen Blick von außen einbringen können – selbstverständlich in enger Abstimmung mit der internen Kommunikationsabteilung.“ 

Gerlinde Tröstl, Geschäftsführerin Markas:

Gerlinde-Troestl„Wir nutzen Medien wie Facebook oder WhatsApp etwa im Rahmen unseres Recruitings, um hier sehr niederschwellig und effizient um Mitarbeiter*innen zu werben. Und dafür eignen sich Social Media Plattformen sehr gut. Der große Vorteil von Social Media ist meiner Ansicht nach, dass die Interaktion keine Einbahn ist, sondern sich jeder einbringen und teilnehmen kann. Das kann sich natürlich auch als Hürde herausstellen, da wir als Inhaber einer Seite natürlich die Verantwortung haben, die entstehenden Diskussionen zu begleiten. Bei uns ist der Fachbereich Marketing & Kommunikation für die Bespielung und Pflege unserer Kommunikationskanäle zuständig – es gibt einen klaren Kommunikations- und Redaktionsplan dahinter.“

Ina Pfneiszl, Bereichsleitung Strategisches Marketing, Simacek Facility Management Group:

Ina-Pfneiszl„Social Media Marketing gehört seit vielen Jahren zu unserer Kommunikation, die unterschiedlichen Channels sind voll integriert und gehören dazu wie jede andere Fachmaterie in der Unternehmenskommunikation. Social Media ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt nichts Neues. Es gibt professionelle Analysesoftware am Markt und genaue Messungen, wie viele Stunden Entscheidungsträger die Kanäle nutzen. In der Social Media Kommunikation gelten die allgemein gültigen Unternehmenskommunikationsregeln, und kommuniziert sollte immer von Profis werden.“

Elisabeth Dock, Head of Brand & Communications Sodexo Austria: 

Elisabeth-Dock„Wir setzen vor allem auf LinkedIn und YouTube, um die Awareness für unsere Marke und unsere Services zu steigern und mit der Community im Austausch zu bleiben. Wir nutzen unsere Social-Media-Auftritte, um über aktuelle Ereignisse aus unserem Business-Alltag zu informieren – sowohl lokal als auch global. Ein wichtiger Bestandteil, der im letzten Jahr dazugekommen ist, sind unsere Sodexo Stories, die wir auf unserer Website in Form eines Blogs eingebettet haben: Mit Fokus auf unsere Kernthemen erzählen wir in unterschiedlichen journalistischen Formen, was uns bewegt und was wir als Team bewegen. Dies können Erfahrungsberichte, Gespräche mit Expertinnen und Experten, aber auch Einblicke in unseren Arbeitsalltag sein. Kommunikation auf Social Media wird vom Aufwand her zwar immer noch oft unterschätzt, aber wir sehen eindeutig mehr Vorteile und Chancen in diesen Kanälen – vor allem wenn es um das Community Management geht. Was definitiv unter ,Chef-Sache‘ fällt, sind die grundsätzliche Ausrichtung, das Abstecken der Themen und die Strategie.“

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