Haushalts_Roboter

Autonome Reinigung um Desinfektion erweitert

Hat die Corona-Pandemie auch einen Einfluss auf die Weiterentwicklung von Reinigungsrobotern? Wird diese Weiterentwicklung dadurch verlangsamt oder, im Gegenteil, unter dem Aspekt des Abstandhaltens und der erhöhten Sensibilität für Hygiene sogar intensiviert? Reinigung aktuell hörte sich um.

Martin Führer, Geschäftsführer Nilfisk Österreich:

Martin Führer
Martin Führer

„Durch die Corona-Pandemie hat das Thema Reinigung und ganz besonderes autonome Reinigung noch zusätzlich an Aktualität gewonnen. Auf der einen Seite hat uns das Infektionsgeschehen vor Augen geführt, wie wichtig es ist, auf Sauberkeit und Hygiene zu achten, und auf der anderen Seite haben wir auch gesehen, dass in manchen Bereichen potentielles Risiko für die Mitarbeiter im Reinigungsbereich besteht, deren Gesundheit natürlich an oberster Stelle steht. Vergleichbar mit der Digitalisierung, hat sich auch der Markt für autonome Reinigungsmaschinen massiv weiterentwickelt, und wir stellen noch nie da gewesenes Interesse fest, was auch der technologischen Weiterentwicklung starken Rückenwind verleiht.

In Studien wurde festgestellt, dass die Virusverschleppung auf dem Boden in stark frequentierten Bereichen, welche über die Schuhsohlen stattfindet, zusätzliches Risiko bedeutet. Wir von Nilfisk haben auf diesen Umstand mit der sehr kurzfristigen Entwicklung einer auf UV-Licht basierenden Desinfektionseinheit für unsere autonomen Reinigungsmaschinen reagiert (siehe auch S. 6). Mit dieser Einheit findet die Reinigung und Desinfektion des Bodens durch spezielles UV-C Licht in einem Arbeitsgang statt, und die Mitarbeiter in der Reinigung werden dadurch keinerlei Risiko ausgesetzt. Die Einheit ist in den USA schon auf dem Markt zugelassen, für Europa werden gerade die notwendigen Zertifikate dafür erstellt. Abschließend kann man sagen, dass die Corona-Pandemie dem Thema der autonomen Reinigung und allen damit in Verbindung stehenden technischen Entwicklungen einen absoluten Schub verliehen hat.“

Petra Ruckgaber, Vertrieb ADLATUS:

Petra Ruckgaber
Petra Ruckgaber

„Bei der ADLATUS Robotics GmbH hat die Corona-Pandemie geplante Weiterentwicklungen zur Bodendesinfektion deutlich beschleunigt. In einem bereits bestehenden  gemeinschaftlichen Forschungsprojekt wurde das Forschungsziel festgelegt, ein auf roboterbasiertes Verfahren zur desinfizierenden Reinigung für hygienisch anspruchsvolle Oberflächen zu entwickeln. Dieses Projekt wurde aufgrund der aktuellen Corona Situation sehr stark priorisiert und im Hause ADLATUS deutlich beschleunigt.

Als Anbieter von autonomen Reinigungssystemen hat  das Unternehmen die Erfahrungen mit der autonomen Reinigung von Böden auf die zielgerichtete Desinfektion erweitert und das bereits im Markt etablierte Produkt, den ADLATUS CR700 zu einem autonomen Reinigungs- und Desinfektions-Robotersystem ausgebaut. Das Ergebnis ist das neue ADLATUS CR700 Oxidato Disinfection Robotersystem, eine vollautomatisierte kombinierte Scheuer-/ Saugmaschine, die eigenständig Böden reinigt und anschließend mit der neuentwickelten ADLATUS Oxidato Desinfektionslösung die Keime, auch jene mit hoher Tenazität (Überlebenszeit) effizient deaktiviert.

Mit diesem System bietet ADLATUS den Kunden eine Ausweitung ihrer Hygienemaßnahmen in der Bodenreinigung, die in hygienisch anspruchsvollen Bereichen wie in Schulen, Turnhallen, Reinräumen, Produktionsbereichen und öffentlichen Institutionen nun eingesetzt werden können.“

Christoph Truls, Vertriebs-leiter Direct Sales, Kärcher:

Christoph Truls
Christoph Truls

„COVID-19 hat in den letzten Monaten unsere Arbeitsbereiche in nahezu allen Belangen beeinflusst und zum Teil elementar verändert. So mussten sich etwa Dienstleister komplett neuen Anforderungen stellen, aber auch auf Herstellerseite musste man sich auf neue Gegebenheiten vor allem in den Produktionsstätten ausrichten.

Das Thema Automatisation in der Reinigung war und ist hier nach wie vor von besonderer Bedeutung, wobei sich diese mittlerweile auf weit mehr bezieht als nur den Bereich der Reinigungsroboter per se. Die Frage, ob die Corona Pandemie die Entwicklung von Reinigungsrobotern beeinflusst oder gar verlangsamt hat, würde ich unter diesem Aspekt eher verneinen, es gibt zwar einige  Marktbegleiter, die sich in den letzten Monaten hier vom Markt zurückgezogen haben respektive die Entwicklung komplett eingestellt haben, ich sehe hier aber nur bedingt einen ursächlichen Zusammenhang mit COVID-19.

Was man aber sehr wohl wahrnehmen kann, ist dass das Thema Reinigungsroboter in den letzten Monaten etwas aus dem Fokus der allgemeinen Wahrnehmung verloren gegangen ist, vorrangig aber deswegen, weil rund um die Pandemie und die aktuelle Situation Themen wie qualifizierte Reinigung, Hygiene, Desinfektion massiv an Bedeutung gewonnen haben. Im Moment geht es vor allem darum, mit den bestehenden Methoden und Systemen eine bestmögliche, hygienische und sichere Reinigung zu gewährleisten. Ich persönlich sehe hier tatsächlich keinen relevanten Mehrwert durch den Einsatz eines Reinigungsroboters, abgesehen davon, dass eine maschinelle Reinigung natürlich immer gewisse Vorteile gegenüber einem manuellen System mit sich bringt,  den Aspekt des Sicherheitsabstands durch den Einsatz eines Roboters sehe ich hier als absolut vernachlässigbar.

Viel interessanter ist im Moment das Thema der maschinellen Desinfektion, also bei Einsatz einer Bodenreinigungsmaschine zeitgleich auch die Möglichkeit einer Wisch oder Sprühdesinfektion ohne zusätzlichen Arbeitsschritt. Hier gibt es mittlerweile einige Systeme am Markt, auch wir haben hier in diesem Jahr mit unserer Methode der Sprühsanitation ein optionales System für Scheuersaugmaschinen eingeführt.

Das Thema Reinigungsroboter ist für uns als Produzent also nach wie vor ein ganz wichtiger Teil für die künftiges Entwicklung unseres Produktportfolios, und wir arbeiten weiterhin sehr intensiv an der geplanten Markteinführung, COVID-19 hat uns hier in unserem Zeitplan weder verlangsamt noch sonst einen Impact auf unsere Strategie gehabt.“


Lehnt Österreich Innovationen ab?

Ein Gespräch mit Richard Aigner, CLEANFIX, über den seltsamen Zustand der Kunden betreffend Einsatz von Robotern.

Text: Christian Wolfsberg

Richard Aigner
Richard Aigner

ReinigungAktuell: Ist eine Zeit, wo Abstand gehalten werden muss und möglichst wenig persönliche Kontakte gefordert sind, nicht die ideale Zeit für Roboter?

Richard Aigner: Grundsätzlich ja, die Frage ist, warum es trotzdem nicht so ist. Die Zeit, das aktuelle Umfeld, das Thema – alles passt. Warum es aber in Österreich so wenig angenommen wird, kann ich nicht beantworten.

Wird das Argument für den aktuellen Einsatz von Robotern nicht akzeptiert, nicht angenommen?

Aigner: Es ist einfach kein Thema, es kommt in den Betrachtungen der Kunden schlichtweg nicht vor. Ich habe gerade im ‘Kommunal’ inseriert, aber es passiert nichts, keine Reaktion. Es ist unverständlich, gerade in Corona Zeiten! Es ist einfach kein Interesse da, null. In Deutschland und in Italien kommen wir mit dem Testen nicht nach. In Österreich hingegen gibt es keine Beschäftigung mit dem Thema, kein Interesse.

Können Sie dieses Interesse in Deutschland quantifizieren?

Aigner: In Deutschland machen wir mindestens 3 Teststellungen pro Tag, also 15 die Woche und sind ausgebucht bis Februar 2021. Es wird auch gekauft – in Österreich nichts oder fast nichts.

Geht es auch dem Mitbewerb so?

Aigner: Mir ist nicht bekannt, dass es in Österreich einen nennenswerten Mitbewerb zu uns gibt. Mir ist nicht bekannt, dass eine andere Marke versucht, in Österreich aktiv zu verkaufen. Diversey hat meines Wissen aufgehört, Nilfisk ist vielleicht irgendwo aktiv, aber nicht hier, detto Adlatus, von dem hört man etwas aus Deutschland, und Kärcher kommt erst 2022 – habe ich gehört. Von den Ländern, wo Roboter derzeit verkauft werden – England, Frankreich, Deutschland, Italien – da ist unserer 660 der einzige, der funktioniert.

Geht’s in Bayern? Das ist ja nicht wirklich ein anderer Menschentypus …

Aigner: Ja, ich verkaufe auch in Bayern. Warum es in Österreich so zögerlich geht, weiß ich nicht. Es ist das Interesse nicht vorhanden. In Bayern schon, da informiert man sich, lässt testen – in Österreich: komplettes  Desinteresse. Wenn ich jemanden auf Roboter anspreche, dann kommt kein Gespräch auf, kein Wunsch, die Vor- und Nachteile zu erörtern, es gibt keine Diskussion – es ist nicht erklärbar.

Roboter verkaufen sich dort, wo die Lohnkosten hoch sind, ist das eine Erklärung?

Aigner: Wir verkaufen in Österreich ja nicht null, aber so viel weniger als in den anderen Ländern. Es ist für mich einfach eine Innovationsabneigung. Es gibt einige multinationale Firmen, die kaufen bei uns in Deutschland und der Schweiz, aber in Österreich nicht. Wir haben einen internationalen Kunden, bei dem wir in Tschechien und der Slowakei testen, und in Österreich besteht nicht einmal das geringste Interesse auch nur an einem Gespräch. Wo der 660 im Einsatz ist, funktioniert er ja einwandfrei. Sporthallen gibt es ja auch bei uns.

Liegt es am Geld?

Aigner: Nein. Das würde dann auch auf alle anderen Maschinen zutreffen. Wie überall wird neben dem Kauf auch Leasing oder Miete angeboten. Beispiel Sporthalle: Ich kenne eine, die hat ein Problem mit Harz. Es wird viel Handball gespielt und es gibt eigentlich keine Zeit für die Reinigung, weil die Halle meist bis in die Nacht ausgebucht ist. Dadurch trocknet das Harz aus und es wird immer schwieriger zu entfernen. Aber: Es wird nicht einmal in Erwägung gezogen, den Roboter auch nur zu testen. Sie lassen das Harz einfach eintrockenen und versuchen es lieber später abzuspachteln und fahren dann mit dem Automaten darüber. Für den Boden ist das nicht wirklich schonend. Vor allem: Es gäbe eine bessere Lösung, die man sich nicht einmal zeigen lässt. Beispiel Schule: Eine Dreifach-Turnhalle hat eben einen neuen Aufsitzautomaten gekauft, anstatt sinnvollerweise den Roboter zu testen. Die Halle wird nur zweimal in der Woche gereinigt, obwohl sie 6 Tage in der Woche von früh bis spät belegt ist. Mit dem Aufsitzautomaten brauche ich für die 1400-1500 Quadratmeter Halle vielleicht 1 1/2 Stunden plus Vor- und Nachbehandlung. Der Roboter erledigt das in nur einer Stunde. Das heißt, ich erspare mir Zeit, in der die Mitarbeiter andere derzeit wichtigere Dinge erledigen könnten, etwa die Sanitärräume, die Handläufe, Türgriffe etc., und ich könnte den Roboter jeden Tag in der Nacht fahren lassen – er braucht keine Heizung und kein Licht – und hätte so immer einen sauberen Boden. Da wird aber nicht einmal nachgedacht, das ist einfach unlogisch. Warum negiert der Markt in Österreich den Roboter nahezu total?

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