Effiziente und nachhaltige Reinigung durch neuartige Prozessgestaltung.
Text Thomas Leucht
Das unabhängige Prüfinstitut Weber & Leucht aus Fulda hat 2012 damit begonnen, den branchenüblichen Reinigungsprozess von Böden und Oberflächen zu hinterfragen. Die Idee: Unter der Bezeichnung „Dynamisches Reinigen“ wurde die Bodenreinigung in geregelte Intervallphasen aufgeteilt. Erste Praxiserfahrungen liegen nun vor und zeigen einige Vorteile auf. Bei der konventionellen Form – hier auch als „statische“ Reinigung bezeichnet – wird täglich identisch gereinigt. Im Regelfall werden hier Wischpflege-Produkte eingesetzt, die als Universalmittel für gleichbleibende Qualität sorgen sollen. Reinigungstextilien werden hierzu auch häufig in der Waschmaschine mit diesen Universalreinigungsmitteln vorpräpariert. Dafür kommen oftmals automatische Dosiersysteme zum Einsatz; Bodenreinigungs- und Pflegeprodukte werden grundsätzlich im letzten Spülgang zudosiert. Die anwendungsfertigen Wischbezüge können so nach dem Abschleudern direkt aus der Waschmaschine entnommen und eingesetzt werden. Dieses Verfahren ist aktueller Stand der Technik.
Statischer Reinigungsmitteleinsatz ist nicht mehr zeitgemäß
Die notwendigen Reinigungsprodukte werden stets in gleicher Menge und Konstellation – also statisch – eingesetzt. Es wird versucht, immer die gleichen Produkte und die gleichen Mengen auf das Reinigungstextil aufzubringen. Dieser gleichbleibende Prozess soll nun für sämtliche Einsatzgebiete und Objekte unabhängig von Art und Zustand des Bodenbelags über Jahre hinweg korrekt funktionieren. Es ist einleuchtend, dass dies eine nahezu unerfüllbare Forderung ist. Es gilt vielmehr, in punkto Reinigungsqualität einen guten Kompromiss zu finden – ohne Über- oder Unterdosierung auf längere Sicht.
Die „Dynamische Reinigung“ unterteilt den Reinigungsprozess im Gebäude neu
Bei der dynamischen Reinigung findet ein Wechsel von mindestens drei unterschiedlichen Phasen – nämlich der Reinigungs-, Pflege- und Spülphase – statt. Diese Phasen wechseln sich hierbei in festgelegten zeitlichen Intervallen ab, die in ein- bis mehrwöchigen Abständen aufeinander folgen.
Ein mögliches Praxisbeispiel könnte wie folgt gestaltet sein:
Spülphase: Für zwei Wochen werden alle Reinigungstextilien nur in Verbindung mit Weichwasser und – falls notwendig – mit einem Konservierungsmittel, das keinen Film bildet, verwendet. Alle Rückstände werden in dieser Phase effizient vom Boden entfernt.
Pflege-Phase: Die Reinigungstextilien werden eine Woche lang mit einem geeigneten Pflegeprodukt verwendet. In dieser Phase erhält der Boden notwendige Additive – so kann beispielsweise der Schmutz einfacher entfernt werden. Reinigungs-Phase (auch „Tensid – Phase“ genannt): Für die nächsten drei Wochen wird ein Tensid-haltiger Reiniger ohne Pflegekomponenten verwendet. Aufgrund der leichteren Schmutzentfernung in der vorhergehenden Pflege-Phase kann nun mit deutlich geringeren Konzentrationen reinigungsaktiver Substanzen gearbeitet werden.
Wiederholungszyklus: Nun startet der Prozess erneut mit der Spülphase. Alle Böden können so in einen vordefinierten Ursprungszustand zurückversetzt werden.
Dynamisches Reinigen verbindet Unterhalts- und Grundreinigung in einem geregelten Prozess
Ein häufiges Vorgehen in der Gebäude-reinigung: Erst nach einem aufgetretenen Mangel der Reinigungsqualität werden die Böden und Oberflächen speziell behandelt. Ein oft auftretendes Alarmsignal ist die Bildung schwer entfernbarer Streifen und Schlieren, ein mattes Erscheinungsbild und – als absolutes Warnsignal – eine klebrige Beschaffenheit der Oberflächen. Ein vernünftiges Reinigen ist beim Vorliegen der genannten Punkte meist nicht mehr möglich. Überdies wird durch eintretende Abbremseffekte der Reinigungstextilien das Arbeiten erschwert und ist dann nur noch mit hohem Kraftaufwand möglich. Dies führt zu unergonomischen sowie unwirtschaftlichen Voraussetzungen.
Welche Erfahrungen konnten in der Praxis gesammelt werden?
Für den geschilderten Praxisversuch wurden Tücher und Wischbezüge in der Waschmaschine vorpräpariert. Dies hat den Vorteil, dass die beschriebenen Intervalle automatisiert über die Dosieranlagen der Waschmaschinen umgesetzt wurden. Das Reinigungspersonal musste sich also nicht selbst bemühen, die Textilien entsprechend den unterschiedlichen Phasen zu tränken. Das Personal erhält also je nach Intervall ein Spül-, Reinigungs- oder Pflegetextil, ohne sich um die Bereitstellung bemühen zu müssen. Die Intervallphase wurde im Laborgebäude des Prüfinstituts realisiert, da hier alle notwendigen Prüfinstrumente zur Verfügung stehen und Testböden entsprechend betreut werden konnten, damit ein aussagekräftiges Ergebnis entsteht. Es erfolgte ein Vergleich mit herkömmlichen Methoden.
Test und Ergebnisse
Hintergrundinformationen zu den Messwerten
Reinigungsergebnis: Die Reinigungsleistung wurde sowohl opto-elektronisch als auch visuell bewertet. Hierzu wurde ein Pigment-Fettschmutz definiert aufgebracht. Je geringer die gemessene Restschmutzauflage ist, desto besser wurde gereinigt.
Glanz: Die Vermessung der Böden erfolgte für den Glanzgrad nach ISO 2813. Hierzu wurde der grundgereinigte Boden vor Beginn der jeweiligen Versuchsphasen vermessen. Der Glanzgrad sollte sich nach Möglichkeit nicht verändern. Je höher der Differenzwert, desto stärker hat sich der Glanzgrad verändert. Ein negativer Wert steht für eine Veränderung in Richtung „matt“, ein positiver Wert in Richtung „Glänzend“.
Streifen- & Schlierenbildung: Die Analyse Streifen- und Schlierenbildung erfolgte visuell in Anlehnung an die IKW-Empfehlung zur Qualitätsbewertung der Produktleistung von Allzweckreinigern. Eine Note 0 als beste Bewertung steht für keine sichtbaren Rückstände, eine Note 4 als schlechteste Bewertung steht für stark sichtbare Rückstände und Schlieren. Die Ergebnisse nach einer Laufzeit von einem halben Jahr zeigen, dass eine konventionelle Reinigung unter ausschließlicher Verwendung von Wasser und Mikrofaser-Textilien die Grundeigenschaften des Bodens in allen Details verschlechtert; gleichzeitig kommt es zu einer erschwerten Schmutzentfernbarkeit. Eine Grundreinigung und Instandsetzung beider Böden ist notwendig geworden. Die konventionelle Reinigung mit einer Wischpflege führt ebenfalls zu einer merklichen Rückstandsbildung und einer als mäßig bis gut zu bezeichneten Glanzgradveränderung und Schmutzentfernbarkeit. Eine Grundreinigung des Bodens zur Entfernung der Rückstände ist anzuraten. Eine erneute Imprägnierung des Holzbodens ist notwendig geworden.Die dynamische Reinigungsmethode zeigte am Ende einer halbjährlichen Erprobung in allen Phasen sehr gute Ergebnisse. Eine Grundreinigung des Bodens ist hier nicht notwendig; der Boden ist in einem sehr guten Erhaltungszustand. Die Ergebnisse belegen, dass durch die dynamische Reinigung deutliche Qualitätsvorteile erreicht werden. Besonders vorteilhaft ist die dynamische Reinigung bei pflegeintensiven Oberflächen. Deutliche Unterschiede zu statischen Reinigungsprozessen wurden vor allen bei Parkettböden erzielt.
Ablauf zur Einführung von dynamischen Reinigungsprozessen
Das hier vorgestellte Vorgehen der dynamischen Reinigung erforderte eine individuelle Prozessplanung. Je nach Schwerpunkt der Gebäudereinigungsbetriebe sowie der zur Verfügung stehenden Ausrüstung muss dieser Prozess individuell geplant und eingeführt werden. Im Vordergrund sollte die Wirtschaftlichkeit in Kombination mit einem sehr hohen Qualitätsanspruch stehen. Das Prüfinstitut Weber & Leucht bietet ein vollständiges Beratungs- und Prüfkonzept für Gebäudereiniger an und zertifiziert die Reinigungsqualität bis hin zur Hygiene bei Bereichen mit erhöhten Anforderungen (wie Gesundheitseinrichtungen). Der Gebäudereiniger erhält durch die Anwendung der dynamischen Reinigung ein robustes und neuartiges Reinigungskonzept, das durch überzeugende Wirtschaftlichkeit und Qualität glänzen kann. Diese Tatsache erkennen auch anspruchsvolle Endkunden, was zu einer nachhaltigen Kundenbindung beitragen kann.