Eine Masterarbeit räumt mit Vorurteilen auf und weist in die Zukunft.
Text Christian Wolfsberg
Die Auswirkung auf Kosten, Qualität und Anwendbarkeit der ökologischen Gebäudereinigung in der professionellen Objekt-Innenreinigung – darum geht es bei der Masterthesis zum MSc. mit dem Titel „Ökologische Gebäudereinigung“ von Christoph Praschl, Sohn von Norbert Praschl, Mitinhaber und Geschäftsführer von Steiner & Praschl in Traun. Ein alter Bekannter hat Praschl dabei begleitet – Harald Lembacher von buls.
Die Ergebnisse der Arbeit, die – weil durchaus erwartbar – an sich unspektakulär klingen, räumen trotzdem mit einigen Vorurteilen betreffend allem Ökologischen auf und weisen klar in die Zukunft. Zuerst die Ergebnisse: Die ökologische Gebäudereinigung ist weder teurer noch schwieriger anwendbar als die konventionelle, und bei der erreichbaren Reinigungsqualität besteht kein Unterschied zwischen den beiden. Nebenbei konnte bestätigt werden, dass große Unternehmen tendenziell stärker auf Nachhaltigkeit achten als kleine.
Zu wenig Wissen
Es drängt sich nun die Frage auf: Wenn sich die ökologische Gebäudereinigung von der herkömmlichen nicht unterscheidet, warum wird sie nicht von jedem verantwortungsbewussten Dienstleister längst anwendet? Dazu Christoph Praschl: „Ich mache gerade selbst den Meisterkurs. In der herkömmlichen Literatur über Reinigungsmittel, Reinigungsmethoden und Anwendungstechniken ist kaum etwas über die Nachhaltigkeit enthalten. Es ist eher Neuland. Der eine oder andere Ausbildner sagt vielleicht etwas dazu, aber es ist längst noch nicht Allgemeinwissen oder Standard. In der Praxis ist die ökologische Gebäudereinigung einfach noch nicht angekommen, kleinere Firmen haben sie teilweise überhaupt noch nicht auf ihrem Radar. Sie wissen oft noch nichts darüber, und wenn, dann wird die ökologische Gebäudereinigung extrem skeptisch gesehen.“
Offensichtlich ist die Laienmeinung immer noch: Öko ist teurer und wirkt nicht. Praschl dazu weiter: „In der Regel ist einfach zu wenig Wissen über die ökologische Gebäudereinigung vorhanden. Die große Masse der Dienstleister konzentriert sich darauf, die anfallenden Kosten zu decken, Geld zu verdienen, einfach aufs Überleben. Mit dem Rest beschäftigt man sich nicht, es wird auf die lange Bank geschoben. Öko ist schlichtweg nicht im Tagesablauf präsent.“ Selbst die vielen Berater und Verkäufer der Chemiehersteller und -händler, die verstärkt auf ihre Öko Ranges aufmerksam machen, scheinen derzeit noch nicht die Wende geschafft zu haben. Praschl: „Der Einkäufer blättert den Kalalog durch, er will z. B. einen effizienten Fettlöser für die Reinigung von Dunstabzugshauben. Er will ein starkes Produkt, und stark heißt giftig, nicht ökologisch.“
Nachfrage der Kunden
Wenn die Dienstleister noch nicht so vollen Herzens auf den Ökozug aufgesprungen sind, dann scheint wenigstens die Nachfrage von der Kundenseite zu kommen. Praschl: „Nachhaltigkeit wird von größeren Firmen und Konzernen natürlich immer mehr nachgefragt. Nachhaltigkeit ist gut und zieht. Wichtig ist nicht nur, welche Reinigungsmittel verwendet werden, sondern auch, was am Standort gemacht wird, ob etwa erneuerbare Energie eingesetzt wird. Das schafft schon Vertrauen in den Dienstleister.“
Zertifizierungen
Im Dschungel der vielen Umwelt-Zeichen und -Zertifizierungen ist es oft schwer zu sagen, welches Produkt am ökologischsten ist. Praschl: „Meiner Meinung nach erfüllt jedes zertifizierte Produkt die Normen. Allerdings kann das auch auf nichtzertifizierte zutreffen. Auch ein nicht Öko-zertifiziertes Produkt kann die Kriterien erfüllen – muss aber nicht. Es ist wie bei den Unternehmenszertifikaten: Wenn ein Unternehmen ISO 9001 zertifiziert ist, heißt das nicht automatisch, dass dieses Unternehmen besser arbeitet, aber es erfüllt eben klar gewisse Standards und hat eine nachweisliche Dokumentation.“
Beweisen und Vermarkten
Bei Ausschreibungen sind die vom Dienstleister geforderten Kriterien – auch jene an die Nachhaltigkeit – klar ausformuliert. Die Forderung an die Nachhaltigkeit ist vom Kunden genau vorgegeben. Bei allen anderen Geschäftsfällen muss der Dienstleister selbst seine Qualität, seine Nachhaltigkeit beweisen und vermarkten. Praschl: „Unternehmen können ihre Organisation z. B. nach dem EMAS und/oder ISO 14001 Umweltmanagementsystem aufbauen und auch zertifizieren lassen. Sie können dokumentieren, welche Reinigungsmittel verwenden werden. Für mich ist aber ganz entscheidend: Wie arbeitet das Personal, wie ist es geschult? Das ist auch in meiner Masterthesis klar herausgekommen: Die Nachhaltigkeit einer Reinigung hängt sehr stark von der Arbeitsweise der Mitarbeiter ab. Wird etwa ein ökologischtes Reinigungsmittel hoffnungslos überdosiert oder falsch angewendet und damit ein langfristiger Schaden an einer Oberfläche verursacht, dann ist das alles andere als nachhaltig!“ Das derzeitige Schulungsangebot umfasst noch nicht den Kurs „Ökologische Gebäudereinigung“, das müssen die Unternehmen noch selbst machen, oder wie Praschl meint: „Es kann durchaus innerhalb der bestehenden Ausbildung mehr Augenmerk darauf gelegt werden.“
Die Zukunft weist freilich klar in die Richtung ökologische Gebäudereinigung und Nachhaltigkeit. Nicht nur das Energieeffizienzgesetz zwingt Unternehmen zur Nachhaltigkeit, die öffentliche Hand, die großen Firmen, die Konzerne, alle gehen diesen Weg. Praschls Masterarbeit räumt mit dem Mythos auf, die ökologische Gebäudereinigung sei teurer, schwieriger und weniger wirksam. Eigentlich gibt es nun keine Ausreden mehr, Gutes zu tun!
Für interessierte ist die Masterthese direkt bei Christoph Praschl als pdf beziehbar: christoph.praschl@steiner-praschl.at
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