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„Geht doch!“

Unsere „Person des Jahres 2022“, Yasar Vural, Geschäftsführer der Rainer Reinigung GmbH, als Beispiel für erfolgreiches Jungunternehmertum nach dem Motto „Arbeiten, arbeiten, arbeiten!“

Text: Hansjörg Preims

Reinigung aktuell: Woher kommen Sie und wie kamen Sie zu Ihrer Reinigungsfirma?

Yasar Vural:  Ich lebe seit 20 Jahren in Wien, davor habe ich in der Türkei gelebt. Mein Vater ist schon im Jahr 1980 als klassischer Gastarbeiter nach Wien gekommen. Ich habe in Wien studiert, beruflich war ich anfangs Assistent des Geschäftsführers einer Catering-Firma, die Schulen und – von der Stadt Wien geförderte – Kindergärten belieferte. Ich habe diesen Betrieb dann mit 200 Portionen übernommen und ihn mit 5.000 Portionen wieder übergeben. Im Jahr 2016 habe ich mich selbstständig gemacht und den Weg eingeschlagen, auf dem ich mich jetzt mit meiner Firma befinde. 

Reinigung aktuell: Wie macht man sich selbstständig? Braucht man dazu nicht einen Kapitalgeber?

Vural: Von meiner bisherigen Arbeit hatte ich Ersparnisse, und mein Vater hat mich unterstützt, um mich selbstständig machen zu können. Mein Entschluss, eine Reinigungsfirma zu gründen, reifte, als ich kurz für einen Bekannten in Stuttgart arbeitete, bei einer Firma mit 4.000 Mitarbeitern, wo ich von Bahnreinigung über Büroreinigung bis zur Kalkulation und Buchhaltung quasi alle Abteilungen durchlaufen habe. Zurück in Österreich, habe ich als Sublieferant zu arbeiten begonnen, für die Firma A-Clean, die ich dann im Jahr 2020 gekauft habe. Dadurch haben wir die Auftragslage verdoppelt. Anfang 2022 haben wir die Firma PAUSCHALIA Gebäudereinigung GmbH gekauft, die es schon seit über 70 Jahren gibt. Ich habe die Rainer Reinigung GmbH gegründet, bewusst mit einem österreichisch/deutschen Firmennamen. Insgesamt haben wir heute rund 400 Mitarbeiter. Alle drei Firmen sind Denkmal-, Fassaden- und Gebäudereinigungsfirmen und unter einer Holding, der Vyrdah Beteiligungs GmbH, vereint, von der ich auch Alleineigentümer bin. Das ist die Firmenentwicklung von 2016 bis heute. 

Reinigung aktuell: In der Reinigungsbranche sind etwa 70 Prozent Teilzeitkräfte, vorwiegend Frauen und vorwiegend Menschen mit Migrationshintergrund. Die Branche ist letztlich auch eine Einsteigerbranche für Personal auch ohne Spezialkenntnisse. Daher soll dieses Porträt auch ein Vorbild dafür darstellen, wie man auch in dieser Branche mit all ihren Background-Storys ein größeres Unternehmen aufbauen kann. Was gehört für Sie dazu, um das zu schaffen?

Vural: Im Wesentlichen drei Dinge: Arbeiten, arbeiten und arbeiten! Wir beschäftigen derzeit in den drei Firmen Menschen aus 14 Nationen, die nicht nur verlässlich am 1. jedes Monats ihren Lohn bekommen, sondern wir achten auch darauf, dass sie sich untereinander gut verstehen, dass sie miteinander gut können. Ich lege großen Wert darauf, ein guter Arbeitgeber zu sein.

Reinigung aktuell: Wie kamen Sie zu Aufträgen?

Vural: Auch über gewonnene Ausschreibungen, wobei wir zu vielen dieser Kunden auch durch unser Netzwerk gekommen sind.

Reinigung aktuell: Ist ein Erfolgsfaktor auch, dass Sie ein sehr breites Dienstleistungsangebot haben, von umfangreichen Facility Services über Hausbetreuung bis hin zu vielen Sonderreinigungen? 

Vural: Natürlich auch, wobei 60 Prozent unseres Geschäfts die Unterhaltsreinigung ausmacht. Sehr stark und erfolgreich sind wir aber auch in der Fenster- und Portalreinigung. 35 unserer Mitarbeiter sind derzeit allein im Bereich Sonderreinigungen tätig. Das heißt, wenn ein Kunde mit entsprechendem kurzfristigen Bedarf anruft, können wir sofort einspringen. Das unterscheidet uns von anderen Firmen.

Reinigung aktuell: Wie stark nützen Sie Social Media?

Vural: Bis vor einem Jahr haben wir sehr großen Wert auf Präsenz in den Sozialen Medien gelegt, haben das dann aber zurückgefahren, weil wir gesehen haben, dass es uns doch nicht so viel bringt, wie wir uns vorgestellt hatten. Ich bin lieber persönlich bei Veranstaltungen bzw. bei den Menschen.

Reinigung aktuell: In der relativ kurzen Zeit von 6 Jahren haben Sie schon eine beachtliche unternehmerische Größenordnung erreicht, nach unserem Ranking schon die Top 50. Was sind Ihre weiteren Pläne? Gehen Sie mehr in Richtung Diversifizierung oder eher in Richtung Spezialisation?

Vural: Die Vyrdah Beteiligungs GmbH ist mit den drei Unternehmen Pauschalia Gebäudereinigung GmbH, Austria Clean GmbH und Rainer Reinigung GmbH sehr breit aufgestellt.  Wir sind daher in der Lage, sämtliche Facility Services in und um eine Gebäude anzubieten und operativ durchzuführen. Dazu zählen natürlich die tägliche Unterhaltsreinigung, sämtliche Bereiche der Sonderreinigung, Winterdienst, Technische Betreuung von div. Anlagen bis hin zum Konferenzservice und natürlich die klassischen Hausmeisterdienste (Handy Men).

Langfristiges Ziel ist es, dass wir in der
D-A-CH Region umfassend tätig sein wollen und damit ein kontinuierliches organisches Wachstum generieren.

Reinigung aktuell: Wie herausfordernd ist es für Sie, Personal zu finden und auch zu halten?

Vural: Wir bekommen unsere MitarbeiterInnen derzeit nur über Mundpropaganda. Also ein Mitarbeiter, eine Mitarbeiterin „holt“ den oder die andere. Sehr wenig über das AMS. Wobei es, wie ich schon sagte, vor allem wichtig ist, dass die MitarbeiterInnen verlässlich am 1. jedes Monats ihr Gehalt bekommen. 

Reinigung aktuell: Sie bieten auch Praxisreinigung an. Ist das auch als Türöffner für Krankenhausreinigung gedacht?

Vural: Das kann man so sehen. Ja, wir möchten auch mit Krankenhausreinigung beginnen. Für einen Kunden in diesem Bereich bzw. in Pflegeheimen haben wir auch schon diverse Sonderreinigungen durchgeführt.

Reinigung aktuell: Wie sehen Sie die Entwicklung der Reinigung in der nächsten Zeit, im positiven Sinn wie auch hinsichtlich möglicher Probleme?

Vural: Die Preise für die Reinigungschemikalien und die Betriebsmittel werden uns zu schaffen machen. Dadurch, dass die Preise in den letzten Monaten derart stark gestiegen sind, wird das auch weiterhin ein Problem für unsere Branche sein, auch wenn es sich wieder stabilisieren wird. Eine Maschine, die wir vor einem Jahr um 4.000 Euro gekauft haben, kostet jetzt – von derselben Firma –fast 8.000 Euro. Positiv sehe ich, dass man Reinigung immer brauchen wird. Ich lege auch großen Wert darauf, unseren Kunden zu sagen, dass wir nicht „putzen“, sondern „REINIGEN“.

Reinigung aktuell: Was sagen Sie zum Dauerbrenner „Stundensatz“? Wie schlagen Sie sich durch diese Thematik?

Vural: Wir haben fast nur vertragliche Daueraufträge. Ansonsten versuchen wir, die Unterhaltsreinigung nicht unter 25 Euro die Stunde anzubieten.

Reinigung aktuell: Abschließend – was würden Sie sich für die Branche wünschen?

Vural: Ich wünsche mir vor allem kein Dumping von Mitbewerbern. 

Reinigung aktuell: Was wäre ihre Message für jemanden, der von einer etwas gehobeneren Position in der Branche aus, vom Objektleiter zum Beispiel, dorthin kommen möchte, wo Sie jetzt sind? Was ist die treibende Kraft dahinter?

Vural: Man muss vor allem selbstbewusst sein. Und wenn man sich für etwas entscheidet, muss man voll dahinterstehen bzw. sich voll und ganz darauf fokussieren. Dann läuft es mit der Zeit, auch wenn es am Anfang schwierig sein mag. 

Reinigung aktuell: Ihre Umsatzziele?

Vural: Unser Ziel ist es, in sieben Jahren den doppelten des derzeitigen Umsatzes zu machen. Wobei wir dieses Ziel auch schon viel früher erreichen könnten.

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