Der Markt für E-Fahrzeuge ging im vergangenen Jahr etwas vom Gas runter. Dafür gewinnt das Thema „Hybrid-Fahrzeuge“ immer mehr an Bedeutung. Wie es weitergeht, ist aufgrund der aktuellen politischen bzw. budgetären Situation schwer vorauszusagen. Händler zeigen sich jedoch optimistisch.
Text: Erika Hofbauer

Fuhrparkmanager könnten derzeit auf unsichere Zeiten zusteuern. Zwar sind Hybridfahrzeuge aufgrund der geringen NoVa und der Anschaffungswerte interessant, dafür gibt es bei E-Fahrzeugen aktuelle Problematiken. „Bei den Elektro-Kfz gibt es derzeit eine Verunsicherung, da die Politik keine klaren Aussagen macht über die Zukunft der Förderungen bzw. der begünstigten Rahmenbedingungen“, beurteilt Henning Heise, Geschäftsführer von Fleetconsulting, die Lage. „Es wird viel über die Elektromobilität gesprochen und wie es zukünftig weitergehen wird. Diese schon lange anhaltende Diskussion führt bei den Konsumenten, bei privaten als auch bei Firmen, zur Verunsicherung. Weshalb auch die Neuzulassungen für Elektrofahrzeuge in Österreich 2024 erstmalig gefallen sind, und zwar um 6,3% zum Vorjahr auf 17,6%“. Die Reduktion der Emissionen im Straßenverkehr sei eine Voraussetzung, um die Klimaziele zu erreichen – und Elektrofahrzeuge seien ein bedeutender Bestandteil, so Heise weiter. Im vergangenen Jahr entfielen über 75% der Neuzulassungen von Elektroautos auf Firmen. Heise: „Fällt der Vorsteuerabzug oder die Sachbezugsbefreiung, steigen die Vollkosten, die so genannten TCO. Dadurch werden Elektrofahrzeuge teurer als Verbrenner, was weiter sinkende Neuzulassungen bedeuten dürfte.“ Dies war letztes Jahr in Deutschland zu beobachten, so Heise weiter, nachdem die Kaufprämie 2023 ausgelaufen war: „2024 brachen die Neuzulassungen um über 27% ein und lagen nur knapp über dem Wert von 2021!“ Verfehlt Österreich die Klimaziele, schätzt der Fleetconsulting-Chef die Pönalzahlungen in einer Höhe zwischen sechs und 15 Mrd. Euro ein: „Das ist ein Vielfaches von dem, was eine Besteuerung von Elektroautos bringen kann. Das nennt man dann einen Pyrrhussieg.“
Bei den Elektro-Kfz gibt es eine Verunsicherung, da die Politik keine klaren Aussagen über die begünstigten Rahmen-bedingungen macht.
Autoindustrie unter Druck
Aber auch die Autoindustrie käme kräftig unter die Räder – wie jetzt schon zu beobachten sei, erläutert Heise, der mit einer Verschärfung der Situation noch im heurigen Jahr rechnet: „Die Flottenziele der EU im Bereich CO2 Ausstoß – damit ist der durchschnittliche Ausstoß aller verkauften Fahrzeuge gemeint – muss auf 93,6 g/km sinken. Dies entspricht etwa einem Verbrauch von 3,6 Litern. Das kann nur mit einem Anteil von ca. 25% der Neuzulassungen mit Elektroautos erreicht werden“. Negative Maßnahmen in Bezug auf die Elektromobilität seien in jeder Hinsicht kontraproduktiv, sowohl für die Wirtschaft als auch besonders für das Klima, betont Heise. Ein klares Bekenntnis der Politik zur Elektromobilität und die Zusage, dass es keine negativen Veränderungen bei den Förderungen und anderen Rahmenbedingungen gibt, würde die Verunsicherung beenden, ist der Fuhrpark-Experte überzeugt: „Das wäre für die gebeutelte Autoindustrie ein erfreuliches Zeichen und ein guter Impuls für den Kauf von Elektroautos. Und am Ende profitiert das Klima.“

Hybrid-Fahrzeuge im Aufschwung
Welchen Stellenwert werden aufgrund der aktuellen Entwicklung Hybrid-Fahrzeuge im Fuhrpark von Dienstleistungsbetrieben wie z.B. Reinigungs-Unternehmen bekommen? Henning Heise: „Der reine Verbrenner wird immer weniger, da die Hersteller neben Elektrofahrzeugen auch die Hybriden forcieren müssen, um die CO2-Vorgaben der EU zu erfüllen. Der Hybrid hat im Fahrbetrieb keinen Nachteil gegenüber dem Verbrenner, und wenn er richtig genutzt wird, ist er ökologisch auch recht sinnvoll.“ Worauf wird es in Zukunft in Sachen E- bzw. Hybrid-Fuhrpark ankommen? Heise: „Die Autoindustrie und der Staat brauchen Elektrofahrzeuge, um die Vorgaben bezüglich des CO2-Ausstoßes und die Klimaziele zu erfüllen. Beiden drohen bei Nichteinhaltung milliardenschwere Pönalzahlungen. Es muss also etwas passieren.“ Es werde in der Zukunft jedoch nicht „den einen Antrieb“ geben, ist Heise überzeugt, denn: „Richtig eingesetzt, hat jeder seine Stärken und Vorteile.“
Neue Angebote am Markt
Die Autohersteller lassen sich von diesen Aussichten jedoch nicht ausbremsen und setzen auf neue Entwicklungen. So vermeldete Volkswagen Nutzfahrzeuge für das Jahr 2024 eine Auslieferung von insgesamt über 400.000 Fahrzeugen und konnte somit das Vorjahresniveau halten. Bei den Modellreihen Caddy, Crafter und Multivan konnten deutliche Zuwächse erzielt werden, heißt es weiter. Apropos Caddy: Ab dem Modelljahr 2025 wird es den Stadtlieferwagen als eHybrid geben. Damit kann dann teil- oder rein-elektrisch und somit lokal emissionsfrei gefahren werden. Beim Transporter hingegen will die nächste Generation mit erweiterter Serienausstattung inklusive digitalem Cockpit, Zentralbildschirm und neuen Assistenzsysteme punkten. Erstmals konnte Volkswagen Nutzfahrzeuge mit den neuen Modellen eine Baureihe entwickeln, die sowohl mit Turbodiesel- als auch mit Plug-in-Hybrid- und Elektroantrieben erhältlich sein wird, heißt es aus dem Unternehmen. Mit einem neuen Plug-in-Hybrid-Allradantrieb elektrisiert ab sofort Volkswagen Nutzfahrzeuge zusätzlich die Modelle Multivan und California.


Umfassende Aufbauten
Bei Nissan werden die Modelle Townstar und Interstar elektrisch angeboten. Der Townstar EV Evalia ist eine rein elektrische Variante mit einer Leistung von 122 PS. Das Speichervermögen liegt bei 45 kWh und soll eine Reichweite von bis zu 264 Kilometer laut WLTP sicherstellen. Erstmals bietet Nissan auch seinen größten Transporter, den Interstar-e, als vollelektrische Variante an. Der Interstar steht in zwei verschiedenen Längen und Höhen zur Verfügung. Darüber hinaus gibt es verschiedene Aufbauten ab Werk: Kipper, Pritschen und Koffer sowie die Kastenwagen-Doppelkabine.
Elektronisches Fahrtenbuch
Bei Ford umfasst das Nutzfahrzeuge-Angebot an batterieelektrischen und Plug-in-Hybrid-Fahrzeugen alle Baureihen, vom E-Transit über den E-Transit Custom, den Transit Connect PHEV und den E-Transit Courier bis hin zum Ranger PHEV.
So wurde der E-Transit im vergangenen Jahr aufgewertet: Eine neue Batterie mit 89 kWh Kapazität soll ein 28-prozentiges Reichweitenplus auf bis zu 402 Kilometer bringen. Alle E-Transit des Modelljahrs 2024 erhalten außerdem erweiterte Wartungsintervalle – sie umfassen nun zwei Jahre bei unbegrenzter Laufleistung.
Der neue E-Transit Custom kombiniert elektrische Antriebstechnik mit der digitalen und physischen Software- und Service-Plattform von Ford Pro. Mit diesem vernetzten System können gewerbliche Nutzer die Betriebs- und Einsatzkosten des lokal emissionsfreien Transporters spürbar senken, heißt es bei Ford. Zusätzlich ist der Transit Custom auch als PHEV erhältlich. Der Transit Connect PHEV kombiniert als Plug-In Version einen 1,5 Liter großen EcoBoost-Benziner mit einem Elektromotor und kommt so auf eine elektrische Reichweite von bis zu 110 Kilometern. Erhöht wurden auch die Nutzlast sowie das Laderaumvolumen. Beim E-Transit Courier sieht es ähnlich aus: Hier können die neuen Modelle erstmals zwei Euro-Paletten an Bord nehmen. Mit dem Ranger PHEV will Ford seine Pick-up-Variante mit Plug-in-Hybridantrieb für lokal emissionsfreies Fahren bieten, ohne dabei Kompromisse bei Anhängelast, Nutzlast und Offroad-Perfomance einzugehen. Als Highlight will Ford das seit Kurzem verfügbare elektronische Fahrtenbuch verstehen: Mit Ford Pro Telematics sollen alle notwendigen Daten automatisch erhoben und gespeichert werden.
Umfassender E-Fuhrpark
Bei Renault gibt es mittlerweile alle Nutzfahrzeuge auch elektrifiziert im Angebot. Das „Einsteigermodell“ Kangoo Van E-TECH ist in zwei Radständen erhältlich. Der Trafic ist bereits seit über einem Jahr ebenfalls elektrisch zu haben. Das Modell bringt große Ladekapazität, Modularität und Variantenvielfalt mit Elektroantrieb zusammen. Dazu kommen zeitgemäße Sicherheitsmerkmale und ein modernes Multimediasystem, heißt es bei Renault. Ganz neu im E-Sortiment ist der Master. Dieser bietet eine Antriebsbatterie mit 87 kWh Kapazität, die bis zu 410 Kilometer Reichweite ermöglichen soll. Neben den verschiedenen Antriebsmöglichkeiten stehen auch zahlreiche Aufbauvarianten und Umbaumöglichkeiten sowie bis zu 22 Kubikmeter Ladekapazität zur Verfügung. Der Master lässt sich auch mit wenigen Handgriffen in ein Büro auf Rädern verwandeln: Die Rückenlehne des mittleren Sitzes ist umklappbar und wandelt sich dadurch zu einer Schreibunterlage. Zusätzlich ist eine Halterung für einen Laptop und USB-C-Anschlüsse für die Stromversorgung elektrischer Geräte vorhanden. Diese neue Van-Generation ist außerdem so konzipiert, dass er in Zukunft mit einem Wasserstoff-Antrieb ausgerüstet werden kann.