Die Anbieter von Sicherheits-Dienstleistungen stehen – wie andere Branchen auch – vor gemeinsamen Herausforderungen: qualifiziertes Personal zu finden und die Professionalisierung weiterzuentwickeln. Entsprechende Vorhaben sind auf Schiene.
Text: Erika Hofbauer
Die Security-Branche war im heurigen Jahr besonders durch die Ereignisse rund um (abgesagte) Veranstaltungen – Stichwort Taylor Swift-Konzerte in Wien – geprägt. Die Anzahl der illegal beschäftigen Personen im Veranstaltungsbereich sorgte für eine Optik, die die Dienstleister freilich gerne vermieden hätten. Daher will man künftig verstärkt an dieser Schraube drehen, wie Peter Edelmayer, CEO von Dussmann Austria, ausführt: „Der Trend geht aus unserer Sicht eindeutig dahin, dass Überwachung verstärkt automatisiert wird. Dafür werden zum Beispiel Videotürme mit Zwei-Weg-Kommunikation, elektronisches Besucher-Management etc. eingesetzt.“ Für ihn wird unbestreitbar immer wichtiger, auf gut ausgebildetes, qualifiziertes und „selbstständig mitdenkendes“ Personal zu setzten: „Das hat höchsten Stellenwert bei unseren Kunden. Erwartet wird technisches Verständnis und optimale Sicherheitstechnik. Und natürlich die in der Gewerbeordnung festgeschriebene selbstverständliche polizeiliche Überprüfung von Sicherheitspersonal.“ An Bedeutung verlieren wird, so Edelmayer, die Anzahl an Sicherheitsdienst-Mitarbeitern vor Ort (mit Ausnahme von Veranstaltungsdiensten): „Ausbildung und Qualifikation geht vor Quantität!“.
Bei Helwacht beobachtete man heuer generell eine stetig wachsende Nachfrage nach Sicherheitsdienstleistungen in nahezu allen Bereichen, wie Vertriebsdirektor Raimund Prais erzählt: „Im Privatbereich steigt die Installation von Einbruchmeldeanlagen, die mit unserer Notrufzentrale verbunden werden. Auch Unternehmen setzen zunehmend auf elektronische Sicherheitslösungen in Kombination mit punktuellen klassischen Leistungen eines professionellen Sicherheitsdienstes wie Objektschutz oder Revierstreifendienst, um ihre Objekte umfassend zu schützen.“ Besonders herausfordernd sei aktuell die Umstellung der Providernetze im Bereich Aufzugsnotruf: „Die Nachfrage nach modernen Aufzugsnotrufsystemen, kombiniert mit der professionellen Bearbeitung von Personennotrufen in Notrufzentralen und einer schnellen Reaktionszeit, ist deutlich gestiegen. Kunden legen zunehmend Wert auf Systeme, die unabhängig von den Anbietern der Aufzugsindustrie betrieben werden, um mehr Entscheidungsfreiheit zu gewinnen. Dabei rückt die Trennung von Wartung und Notrufaufschaltung immer stärker in den Fokus, sodass diese Leistungen nicht mehr zwingend von einem einzigen Anbieter erfolgen müssen.“
Neue Anforderungen
Bernhard Fuchs, Landesdirektor von ÖWD security & services, erkennt durch die heurigen Ereignisse im Veranstaltungssektor deutlich, wie stark sich gesellschaftliche Entwicklungen auf das Bewachungsgewerbe auswirken: „Veranstaltungen wie das abgesagte Taylor-Swift-Konzert in Wien und die ebenso abgesagte Rave-Veranstaltung in Tirol haben die Anforderungen an Sicherheitskonzepte und -maßnahmen noch einmal klar vor Augen geführt. Besonders hervorzuheben ist, dass die steigenden Ansprüche der Kunden an Sicherheit sowohl auf die Präzision der Sicherheitsplanung als auch auf die Qualifikation des Personals abzielen.“ Es gehe nicht mehr nur um Präsenz, sondern um ein durchdachtes und flexibel umsetzbares Sicherheitsmanagement, so Fuchs. Dabei rückt auch für ihn die Ausbildung und Weiterbildung von Sicherheitspersonal verstärkt in den Fokus, um den Erwartungen und der Verantwortung gerecht zu werden: „Dass Sicherheit in der gesellschaftlichen Wertehierarchie weiterhin einen Spitzenplatz einnimmt, zeigt sich auch darin, wie eng Sicherheit mit Vertrauen und Professionalität verknüpft wird. Unternehmen und Veranstalter können es sich kaum leisten, in diesem Bereich Kompromisse einzugehen, da das Sicherheitsniveau oft direkt mit dem Erfolg einer Veranstaltung oder der Qualität eines Unternehmens zusammenhängen.“
Martin Wiesinger, Geschäftsführer von Securitas und Präsident des Verbandes der Sicherheitsunternehmen Österreichs (VSÖ), sieht die Qualitätsansprüche an externe Dienstleister gepaart mit hohem Preisdruck: „Nicht nur Wirtschaftsbereiche wie z.B. die produzierende Industrie haben enorm mit der bereits länger anhaltenden Konjunkturschwäche zu kämpfen, sondern natürlich färbt diese Krisenstimmung großteils auch auf nachgelagerte Bereiche wie externe Sicherheitsdienstleistungen ab.“ Die vorhandene Preissensitivität verringere somit zudem die Spielräume der Bewachungsbranche, die aufgrund ihrer Personalintensivität seit jeher mit ausgesprochen engen Margen habe kalkulieren müssen, noch weiter, so Wiesinger.
Kombination Technik & Know-how
Sicherheitsdienstleistungen sind (auch immer) personalintensiv, also kostenintensiv. Wie gehen die Dienstleister mit diesem immer schwieriger werdenden Anspruch um? Dussmann-Chef Peter Edelmayer: „Mit Ausnahme von Veranstaltungsdiensten, die immer mehr Personal benötigen, um die Eingangskontrollen durchzuführen, wird eine gute Kombination aus Technik, Konzept und Know-how immer wichtiger im Sicherheitsdienst.“ Höchste Qualität sei jedoch unumgänglich, weshalb die Aus- und beständige Weiterbildung der Mitarbeiter zentrales Anliegen sei: „Unsere Orientierung an hohen Qualitätsstandards wird auch durch unsere Mitgliedschaften beim VSÖ und bei der Österreichischen Zertifizierungsstelle Sicherheit, ÖZS, sowie durch die Referenzen unserer Kunden deutlich.“
Ähnlich beurteilt auch Helwacht-Vertriebsdirektor Raimund Prais die aktuelle Lage: „Viele Sicherheitsdienstleistungen basieren auf der Einsatzbereitschaft von geschultem Personal, dessen Arbeit selbstverständlich fair entlohnt werden muss.“ Daher müsse der Spagat zwischen hohem Standard in der Qualität und Kostensituation tagtäglich gelingen.
Für ÖWD-Landesdirektor Bernhard Fuchs ist ständiges Anpassen an die jeweilige aktuelle Situation unumgänglich: „Wettbewerb ist ein starker Treiber für Innovation und kontinuierliche Verbesserung. Er fordert uns dazu auf, die eigenen Leistungen immer wieder kritisch zu hinterfragen, sich von neuen Ideen inspirieren zu lassen, um kreative Lösungen zu entwickeln, die sowohl Kunden als auch Mitarbeiter begeistern. Ein regelmäßiges Analysieren des eigenen Leistungskatalogs ist dabei unerlässlich. So ist es möglich, Trends und Kundenbedürfnisse frühzeitig zu erkennen und sicherzustellen, dass die angebotenen Dienstleistungen nicht nur marktgerecht, sondern auch zukunftsorientiert bleiben.“
Securitas-Geschäftsführer Martin Wiesinger setzt ebenfalls auf Innovation statt Reduktion: „Natürlich wäre es ein Leichtes seitens der Sicherheitsdienstleister, in einer allseitig angespannten wirtschaftlichen Situation mit entsprechenden Leistungsreduktionen bei den betreuten Kunden auf deren Kostendruck zu reagieren. In einigen Fällen ist dies auch die einzige Möglichkeit”. Doch es werden sich gerade in solchen Zeiten Unternehmen durchsetzen, die durch Innovation und Flexibilität dennoch die Kundenanforderungen nach Kostensenkung und gleichzeitig das gewünschte Sicherheitsniveau zufriedenstellen können, ist Wiesinger überzeugt: „Die Anforderungen sind von Kunde zu Kunde unterschiedlich, und hier liegt es an der Expertise des Sicherheitsdienstleisters, gemeinsam mit dem Kunden passgenaue Sicherheitslösungen zu erarbeiten, welche in einer modern gedachten Sicherheitsarchitektur ohnehin eine umfassende Kombination aus personellen und technischen Maßnahmen sowie remote Leistungen einer Notrufzentrale umfasst.“
Herausforderungen 2025
Die Herausforderungen für die Security-Branche werden auch im nächsten Jahr nicht weniger werden, glaubt Peter Edelmayer, CEO Dussmann Austria: „Aktuell wird das neue Bewachungsgesetz ausgearbeitet. Wir sind – wie andere Anbieter auch – in die Ausarbeitung eingebunden. Sollte das Gesetz unsere Empfehlungen enthalten, wird es eine qualitative Verbesserung für die Kunden unserer Branche geben. So empfehlen wir unter anderem, dass bestimmte Ausbildungen vorgeschrieben werden und dass Sicherheitsmitarbeiter einen offiziellen Dienstausweis bekommen. Diesen sollen sie erst erhalten, wenn sie die vorgeschriebenen Ausbildungen absolviert haben und durch die Polizei überprüft wurden.“ Der Dienstausweis solle von einer Behörde ausgestellt werden.
Securitas-Chef und VSÖ-Präsident Martin Wiesinger sieht in der Gewerberechtsnovelle sogar einen Gamechanger: „Der Ruf nach gesetzlich verpflichtenden Ausbildungs- und Qualitätskriterien für das Bewachungsgewerbe wurde immer lauter und nun ist davon auszugehen, dass eine kommende Bundesregierung diese Missstände 2025 in Form einer Gewerberechtsnovelle für das Bewachungsgewerbe beseitigt.“ Eine solche Novelle könne jedenfalls als „Gamechanger“ für die gesamte Branche angesehen werden, so Wiesinger weiter, und garantiere eine weitere Professionalisierung der Unternehmen: „Natürlich zwingt diese vor allem jene Betriebe, die sich unverständlicherweise bis dato mit dem Thema Aus- und Weiterbildung ihrer Mitarbeiter wenig bis gar nicht befasst haben, in einen kurzfristigen Transformationsprozess, doch werden diese Maßnahmen einen nachhaltigen Qualitätssprung bedeuten und zudem die Branche für Arbeitnehmer weiter attraktivieren“, ist Wiesinger überzeugt.
Angespannte Personalsituation
Denn die Personalsituation ist auch bei den Sicherheitsdienstleistern eine nachhaltig angespannte, wie auch Helwacht-Vertriebsdirektor Raimund Prais weiß: „Die größte Herausforderung wird sicherlich die Sicherstellung qualifizierten Personals am Arbeitsmarkt sein. Aufgrund der oft unregelmäßigen Arbeitszeiten – einschließlich Schichtdiensten und Wochenendarbeit – gestaltet sich die Personalgewinnung in unserer Branche zunehmend schwierig.“
Auch ÖWD-Landesdirektor Bernhard Fuchs rechnet mit Aktualisierungen: „Wir müssen uns auf neue gesetzliche Reglementierungen einstellen. Dazu gehören strengere Vorgaben zur Überprüfung der Zuverlässigkeit und Qualifikation von Mitarbeitern sowie eine intensivere Kontrolle der Unternehmen selbst.“ Dies unterstreiche die Notwendigkeit, sich kontinuierlich weiterzuentwickeln, um den wachsenden Ansprüchen an Professionalität und Qualität gerecht zu werden.
Digitalisierung im Vormarsch
Aber auch die Digitalisierung nimmt zunehmend an Fahrt auf. Helwacht-Vertriebschef Prais: „Die fortschreitende Digitalisierung wird künftig ein zentraler Fokus sein, da moderne Sicherheitslösungen immer stärker auf innovative Technologien setzen. Hier gilt es, sich kontinuierlich weiterzuentwickeln, um den steigenden Ansprüchen der Kunden gerecht zu werden.“
ÖWD-Landesdirektor Fuchs bestätigt: „Die fortschreitende Digitalisierung und der Einsatz von KI-basierten Lösungen werden das Bewachungsgewerbe nachhaltig verändern. Diese Technologien eröffnen nicht nur neue Möglichkeiten zur Effizienzsteigerung und Risikoanalyse, sondern auch zur Optimierung von Sicherheitskonzepten.
Dussmann-CEO Edelmayer: „Flexibles Agieren der Dienstleister und ihrer Mitarbeiter wird wichtiger. Technische Lösungen und Innovationen gewinnen weiter an Bedeutung“. Drohnen, Videotürme, Besuchermanagement, Fernvideoüberwachung – das alles werde zum Security-Alltag gehören.