Einwasch_Strip

So geht‘s ohne Kratzer

Glasreinigung braucht gut geschulte Mitarbeiter, die zum Beispiel wissen, dass sie bei Silikatputz-Spritzern auf dem Glas besonders vorsichtig sein müssen.

Text Hansjörg Preims

Harald Lembacher, DFG-Meister und Sachverständiger: „ESG ist ein thermisch vorgespanntes Glas und daher um ein Vielfaches kratzempfindlicher als normales Glas.“
Harald Lembacher, DFG-Meister und Sachverständiger: „ESG ist ein thermisch vorgespanntes Glas und daher um ein Vielfaches kratzempfindlicher als normales Glas.“

Glas verrottet nicht und wird kaum abgenutzt. Daher ist bei der Fenster- und Glasfassadenreinigung die Werterhaltung des Gebäudes sekundär, es steht klar die Sauberkeit im Vordergrund. Womit natürlich Sauberkeit durch schadensfreie Reinigung gemeint ist, denn sonst ist man wieder beim Thema Werterhaltung beziehungsweise dem Gegenteil davon, der Wertminderung durch Glasschäden. Und diese passieren laut Harald Lembacher, DFG-Meister und Sachverständiger, selbst professionellen Gebäudereinigern: „Die häufigste Ursache für Glasschäden durch die Reinigung ist, wenn der Einwasch-Strip zu Boden fällt und dann wiederverwendet wird – mit kleinen Steinchen im Strip, die sich dort verhakt haben und dann häufig Kratzer verursachen. Deshalb sollte ein Strip, der zu Boden gefallen ist, sofort durch einen neuen ersetzt werden. Es kommt aber auch vor, dass sich im Rechteckeimer Steinchen befinden und von der Einwaschtextilie aufgenommen werden.“ Glasfassaden sind von dieser Schadensursache allerdings kaum betroffen, da sie ja entweder mit Hilfe von Steigern oder mit Osmose-Anlage und Teleskopstange gereinigt werden.
Eine weitere Ursache für Kratzer am Glas kann sein, wenn Betonspritzer bzw. Spritzer vom Putz auf dem Glas verrieben werden. „Und besonders heikel ist es bei Silikat-Putz“, weiß Lembacher – sehr harte Quarzsteinchen, welche die Fensterscheibe oder die Glasfassade noch leichter zerkratzen als normaler Putz. Solche Spritzer müssten also vor der eigentlichen Reinigung sorgfältig entfernt, sprich: angefeuchtet und dann mit der Glashobelklinge ganz vorsichtig nach vorne abgehoben werden. Grundsätzlich sei es ja verboten, mit Klingen zu arbeiten, aber jeder Gebäudereiniger verwende sie, weil sich gewisse Verschmutzungen wie Betonspritzer oder Kleberreste nicht anders entfernen ließen.

Jedenfalls aber nicht mit der Klinge auf der Scheibe vor- und wieder zurückfahren, damit das Glas nicht wiederum durch Steinchen, die hinter die Klinge geraten, zerkratzt wird. „Man sieht dann sehr schön am Kratzbild, ob es durch den Einwasch-Strip oder durch die Klinge verursacht wurde“, so der Experte, man könne am Schaden erkennen, was genau passiert sei. Besonders kratzempfindlich sei Einscheiben-Sicherheitsglas, das immer häufiger verwendet werde: „Mittlerweile müssen alle Glasscheiben, die bis zum Boden reichen – Terrassentüren oder Sichtelemente –, ESG-Scheiben sein, damit man nicht durchfallen kann. ESG ist ein thermisch vorgespanntes Glas und daher um ein Vielfaches kratzempfindlicher als normales Glas.“

Inwieweit ist der Zeitdruck bei der Reinigung eine Gefahr hinsichtlich Beschädigung des Glases? Lembacher: „Häufig wird die Bauschlussreinigung inklusive der Gläser von einem Subunternehmen der Baufirma durchgeführt, oft mit nicht geschultem Personal und zu einem Dumpingpreis, und da spielt die Zeit natürlich eine wichtige Rolle. Normalerweise müsste man alle Fenster vor der Reinigung auf vorhandene Schäden kontrollieren, der Gebäudereiniger hat ja die Hinweis-Pflicht, das wird aber oft übersehen, und dann kommt unter Umständen schlecht geschultes Personal auf die Baustelle, reinigt ganz schnell, und es passieren Schäden in Form von Kratzern auf dem Glas.“ Im Idealfall schaue sich der Vorarbeiter der Reinigungsfirma oder der Chef selber eine Baustelle vor der Reinigung genau an, „und erst dann schickt er Mitarbeiter hin zum Reinigen – gut geschulte Mitarbeiter, die wissen, wie man mit der Glashobelklinge fachgerecht umgeht, die bei Spritzern von Silikatputz auf dem Glas noch viel vorsichtiger sind etc.“ Unter gewissen Umständen müsse der Auftrag sogar abgelehnt werden.

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