Gemeint ist das von der Innung vor fünf Jahren neu präsentierte Stundensatzkalkulations-Tool. Auch in der Meisterausbildung hat es sich etabliert.
Text: Hansjörg Preims
Zur Erinnerung: Im Jänner 2015 wurde in der Wiener Gebäudereinigungsakademie ein neues Tool für die Stundensatzkalkulation präsentiert. Die Idee dazu war im Team mit Mag. Peter Fiedler, KR Gerhard Komarek, Mag. Georg Lintner, Manfred Belik und Andreas Ubl entstanden, von Fiedler und Belik wurde die Idee dann weitergeführt und in Abstimmung mit dem ganzen Team umgesetzt. Dieses Tool sollte den Gebäudereiniger dabei unterstützen, seine angebotenen Preise zu überprüfen oder einen entsprechend validierten Stundensatz zu bekommen. Darüber hinaus verband man mit diesem Tool auch die Erwartung, dass es der Kommunikation mit dem Kunden hinsichtlich Erläuterung des Stundensatzes auf fachlich abgesicherter, übersichtlicher Basis dienen sollte. Und es sollte der Branche insgesamt auch helfen, irgendwann die Stundensätze verlangen zu dürfen und zu können, die eigentlich benötigt werden, um alle Kosten abzudecken und auch einen kleinen Ertrag zu erwirtschaften.
Zu den Motiven für die Entwicklung dieses Tools sagte Peter Fiedler damals: „Zum einen wird bei Ausschreibungen, sowohl bei öffentlichen wie auch von privaten Unternehmen, die Reinigungsdienstleistung immer wieder auch zu Stundensätzen angeboten, die für viele von uns nicht nachvollziehbar sind. Und angesichts dieser Situation kam von Leuten, die relativ neu in der Branche sind bzw. den Meisterkurs absolvieren und auch Fachkalkulation lernen sollen, oft die Frage, welche Stundensatzhöhe realistisch sei und mit wie viel Aufschlag für Lohnnebenkosten man kalkulieren müsse.“ Zum anderen gebe es einige Publikationen in der Branche dazu, was ein Stundensatz umfassen bzw. wie hoch er sein sollte, die teilweise ernstgenommen worden seien, teilweise nicht. Es würden aber auch sehr viele Kunden nachfragen, wie man zu einem bestimmten Stundensatz komme. Teilweise sei den Kunden auch nicht hinreichend bekannt, was ein Gebäudereiniger alles leisten müsse, zumal in Spezialfällen wie zum Beispiel bei einem Unternehmen mit mehr als 25 Dienstnehmern in Wien, wo man es ja mit mehreren zusätzlichen Kostenfaktoren zu tun habe.
Man wollte also eine Hilfestellung zumal für neue oder kleinere Unternehmen schaffen, damit sie keine Position vergessen und eine Anleitung bekommen, was alles wie in eine Stundensatzkalkulation mit einzurechnen ist. Das Tool wurde auch in den Meisterprüfungs-Vorbereitungskursen eingesetzt.
Auch von vielen Steuerberatern nachgefragt
Haben sich nun all diese Erwartungen erfüllt, die mit dem vor fünf Jahren präsentierten Stundensatzkalkulations-Tool verbunden waren? Wie sieht eine diesbezügliche Bilanz heute aus? ASSA-Geschäftsführer Peter Fiedler: „Zu einem guten Teil kann ich sagen, dass sich die Erwartungen von damals erfüllt haben. Denn es war ja von unserem gesamten Team um Innungsmeister Gerhard Komarek die Idee, das Thema Stundensatz etwas transparenter zu gestalten, und das ist uns mit der Entwicklung dieses Tools definitiv gelungen. Bis zu dem damaligen Zeitpunkt war in vielen Ausschreibungen als Nachweis für einen Stundensatz die Kalkulation mit dem K3-Blatt der ÖNORM B 2061 verlangt worden, was für unsere Branche aber nicht gänzlich geeignet ist, dieses K3-Blatt ist speziell auf die Baubranche gut zugeschnitten.“ Habe man zum Beispiel als Unternehmer Ausfüllhilfen für das K3-Blatt gesucht, dann habe man zwar sehr viele Treffer gefunden, aber nichts, das einen, der nicht wirklich tief in der Materie drinnen war, gut unterstützt hätte, es auszufüllen. „Unser Stundensatzkalkulations-Tool hingegen wird, jedes Jahr aktualisiert, mittlerweile auch von vielen Steuerberatern nachgefragt, nicht nur weil sie es für unsere Branche als gute Zusammenfassung gerne verwenden, sondern viele Unternehmen haben es auch selber in die Kalkulation mit übernommen“, sagt Fiedler. Das Tool sei auch direkt in die Meisterausbildung eingegangen, zumal auch in der Gebäudereinigungsakademie, wo es beim Thema Kalkulation mit realistischen Angaben zu einem praxistauglichen Tool gemacht worden sei – aus der Praxis für die Praxis – und von vielen auch schon so angewendet werde. Vor allem für diejenigen, die sich mit dem Thema noch wenig auseinandergesetzt hätten, sei es eine große Hilfestellung, wie man verschiedentlich rückgemeldet bekomme – „zum Beispiel von ausschreibenden Stellen, die sagen, dass sie nun endlich preisliche Kalkulationen besser miteinander vergleichen könnten.“ Es gehe eben neben dem großen Thema Digitalisierung alles stark in Richtung Transparenz. In diesem Sinne könne auch dieses Stundensatzkalkulations-Tool als etwas sehr Positives angesehen werden, vor allem als Vertrauen schaffende Maßnahme.
Es werden keine willkürlichen Zahlen herangezogen
Gegenstand für jährliche Aktualisierungen bzw. Adaptierungen des Tools sind in erster Linie die Werte des Kollektivvertrages. „In den meisten Jahren“, so Fiedler, „gibt es auch Änderungen bei gewissen Lohnnebenkosten-Abgaben, welche die Unternehmen zu leisten haben.“ Beispiel Dienstgeberzuschlag in den einzelnen Bundesländern, der sich im Laufe der Jahre das eine und andere Mal verändert habe; der Dienstgeberbeitrag, eines der großen Themen der Lohnnebenkosten, sei insgesamt gesunken, im Verlauf der Zeit von 4,5 auf derzeit 3,9 Prozent. Und: „Wir haben heuer zum Beispiel auch die Änderung, dass die Auflösungsabgabe, die dazugekommen ist, jetzt wieder wegfällt. Derartige Änderungen im gesamtgesetzlichen Rahmen werden natürlich auch immer für die einzelnen Bundesländer angepasst. Es gilt auch immer die Lohnnebenkosten-Studie, die von der Wirtschaftskammer Steiermark bei der KMU Forschung Austria in Auftrag gegeben wird, als branchenrepräsentativ für gewisse Grundlagen, die hinterlegt sind.“ Beispielsweise ein durchschnittlicher Krankenstand, durchschnittliche Fehlzeiten – das werde dieser Publikation entnommen, es würden hier also keine willkürlichen Zahlen herangezogen. Und auch das, so Fiedler, werde immer aktualisiert.
Das Tool, als Excel-File von der Homepage www.dfg.at herunterzuladen, mit allen relevanten Positionen für die Stundensatzkalkulation ist von der Struktur unverändert gegliedert in
- Eingabeblatt für Unternehmensdaten
- Stundensatzkalkulationsblatt
- Übersicht Leistungszeiten (LZ) – Nichtleistungszeiten (NLZ)
- Auftragsbezogene Kalkulation
- Österreichische Werte
- Quadratmeter-Leistungen
- KV Daten DFG 2014
- Statistische Daten
Auch im Gespräch mit dem Kunden gut verwendbar
Konnte dieses Kalkulations-Tool, wie man unter anderem hoffte, auch etwas dazu beitragen, die Stundensätze verlangen zu dürfen und zu können, die eigentlich benötigt würden, um alle Kosten abzudecken und, wie es hieß, auch einen kleinen Ertrag zu erwirtschaften? Fiedler: „Darauf kann ich nicht direkt mit einem ,Ja natürlich‘ antworten, die Unternehmen kommen ja nicht zu mir und sagen, super, sie könnten jetzt bessere Preise lukrieren. Aber: In vielen Gesprächen haben sich vor allem kleine Unternehmen dahingehend geäußert, dass sie jetzt die Möglichkeit hätten, das Ganze viel besser auszurechnen, und dass sie das auch im Gespräch mit dem Kunden verwenden könnten. Aus diesen Äußerungen schließe ich, dass zumindest einige Unternehmen tatsächlich daraus auch einen Vorteil lukrieren konnten.“ Schließlich werde einem die Arbeit abgenommen, alle Komponenten zusammenzusammeln, die in die Stundensatzkalkulation hineinzurechnen seien. „Und jedenfalls auch ein guter Punkt war, dass wir für die Umstellung im Bereich der Fachkalkulation in der Ausbildung zwei Tools zusammengegeben haben, sprich: es gibt zum einen den Stundensatz-Kalkulator, zum anderen hat Christoph Guserl, der Geschäftsführer der Ausbildungsakademie, auch ein Stundenermittlungs-Tool entwickelt, um gemäß einem Leistungsverzeichnis nach der ÖNORM mit den hinterlegten Maximal-Quadratmeterleistungen eine Mindeststundenanzahl zu ermitteln. Und nachdem das im Prinzip die beiden Komponenten sind, die man für eine Kalkulation braucht, das Mengengerüst und das Preisgerüst, haben wir dann für die Beispiele – um auch noch einen organisatorischen Teil dazu machen zu können – eine Kombination aus diesen beiden Tools gemacht, wo auch noch Organisationsblätter drinnen sind.“ Einfach logisch abgeleitet, wo man Unterhaltsreinigung, Fensterreinigung, Sonderreinigung etc. entsprechend kalkulieren könne. Und interessanterweise werde dieses Tool nicht nur für die Prüfungsvorbereitung gerne nachgefragt, sondern von manchen Unternehmen auch für die tägliche Kalkulation verwendet bzw. als eine entsprechende Erleichterung gesehen. „Damit“, erklärt Fiedler, „haben wir den Unternehmen erstens die Möglichkeit gegeben, eine gewisse Rechtssicherheit zu bekommen, da alle Lohn- und Lohnnebenkosten entsprechend berücksichtigt sind. Wir haben ihnen die Möglichkeit gegeben, über die Stundenermittlung nach der ÖNORM auch was die Aufzeichnungen für die einzelne Auftragskalkulation betrifft eine einfache Grundlage zu erhalten, denn wenn man das pro Auftrag dann entsprechend ablegt, hat man alles dokumentiert – auch zum Beispiel gegenüber der Finanzpolizei, wenn diese wissen möchte, wie gerechnet bzw. kalkuliert wurde.“ Man habe hier also „eine ganz andere Ausgangsbasis als wenn nicht ganz klar ist, wie kalkuliert wurde.“ Dieses kombinierte Tool, das eigentlich nur für die Ausbildung gedacht gewesen sei, werde auch in der Praxis gerne herangezogen.
„All das unterstreicht für mich, das dieses Tool der Branche etwas gebracht hat. Auch wenn es nicht offen kommuniziert wird, glaube ich schon, dass es für einige eine Erleichterung ist“, resümiert Fiedler.