_ORU7224

Vorsprung durch Technik

Entwicklungen und Chancen für die Reinigung. Von Rainer Kenter, Inhaber der gleichnamigen GmbH, am ReinigungsTag 2022.

Text: Hansjörg Preims

Es sind drei Megatrends, die heute technische Innovationen auch in der Reinigungsbranche forcieren: Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Robotik. Zum Thema Nachhaltigkeit (*): Was tut sich diesbezüglich am Markt für unsere Branche? Beim Thema Nachhaltigkeit geht es im Wesentlichen darum, Giftstoffe zu vermeiden, Plastikmüll ist ein Riesenthema, Gewässerschutz, überhaupt die Ressource Wasser, die deutlich teurer werden und auch nicht mehr unbegrenzt verfügbar sein wird, wie wir im Sommer gesehen haben. Und das ganz große Thema ist CO2.

Im Folgenden 10 Produkt-Beispiele zum Thema Nachhaltigkeit von Unternehmen, die sich intensiv mit dem Thema beschäftigen und funktionierende Lösungen anbieten:

  • Von Dr.Schnell – hyperkonzentrierte Reinigungschemie in Feststoffen. Aus 3 Gramm ökologischem Granulat in wasserlöslicher Verpackung stellen Sie selbst 500 ml Reinigungsmittel her – für die Universal- und die Sanitärreinigung. Man braucht kein Wasser durch die Gegend fahren, auch die Dosierung ist deutlich einfacher. 
  • Der Schaumsprühkopf von Tana. Hier ist auch Hagleitners Entwicklung des Schaumseifenspenders – auch digitalisiert – zu erwähnen. Mit diesen Entwicklungen kann mit viel weniger Chemie der gleiche Effekt erzielt und so in diesem Bereich deutlich nachhaltiger gearbeitet werden.
  • Twister Pad. Mit diesem Produkt ist es in sehr vielen Fallen möglich, einen Boden mit dem Scheuersaugautomaten chemiefrei zu reinigen. Twister reduziert den Bedarf an Verbrauchsmaterialien und bringt (laut Hersteller) folgende Umweltvorteile mit sich:
    • 100 % chemiefreies Reinigungsverfahren
    • 66 % weniger Reinigungsscheiben für die tägliche Reinigung
    • 98 % weniger Gewicht für Verbrauchsmaterialien
  • Der i-Mop (Kenter ist Patentinhaber, Anm. d. Red.), eine Kombination von Mopp und einer ausgewachsenen Reinigungsmaschine. Zum CO2-Footprint des i-Mops: Er wiegt 20 kg, eine konventionelle Maschine 120 – 130 kg, erfordert also vier- fünfmal so viel Herstellungsmaterial. Auf eine Palette passen 8 i-Mops, konventionelle Maschine nur eine. Letztlich fahren also nicht acht LKWs auf der Straße, sondern nur einer. Auch beim Wasserverbrauch sind wir hier nur bei einem Bruchteil dessen, was mit konventioneller Technik verbraucht wird. 
  • Die Oribtaltechnik. Damit kann man – aufgrund eines zehnfach höheren mechanischen Elements (Stichwort „Sinnerscher Kreis“) – chemiefrei reinigen, auf Hartböden, würde ich sagen, 99 Prozent aller Flächen nur mit Wasser – mit einem sensationellen Ergebnis. Auf Teppichböden etwa die Hälfte der Flächen nur mit Wasser. Überhaupt ist der gesamte Wasserverbrauch der Orbitaltechnik deutlich geringer als mit konventioneller Technik, detto der Energieverbrauch.
    Die Grundreinigung wird meiner Meinung nach in Zukunft nicht mehr mit Grundreiniger gemacht, sondern mit der Orbitalmaschine und nur mit Wasser: deutlich schneller, deutlich günstiger, umweltfreundlich, es braucht keinen Schutz der Mitarbeiter, kein Neutralisieren des Bodens mehr nach der Grundreinigung. Auch eine Innovation, die das Zeug hat, einen kompletten Markt zu drehen.
  • „Non-Stop-Cleaning“. Hier war die Idee, eine Wasseraufbereitungsanlage in die Maschine einzubauen. Wasserersparnis: bis zu 450.000 Liter im Jahr.
    Zeitersparnis: ca. 350 – 1.000 h/Jahr. Im Schnitt vergehen 30 min pro Wasserwechsel. Bei einem Wassernormalverbrauch von 0,05 – 0,1 Liter pro m2 muss 3 – 8x getankt werden. Dadurch ergibt sich pro Tag eine unproduktive Zeit von 90 bis 240 min, pro Woche 450 – 1.200 min. und pro Jahr ca. 350 bis 1.000 Stunden. Mit einer Tankfüllung bei der C85 NSC kann 15 – 20 Stunden, je nach Schmutzaufkommen, gereinigt werden.

Reinigungsmittelersparnis: bis zu 10.000 Liter jährlich. 

  • Eine spannende Alternative zur klassischen Chemie sind biotechnologische Reinigungsprodukte. Noch nicht komplett chemiefrei – noch mit wenig Farbstoffen, wenig Konservierungsstoffen, wenig Tensiden –, aber hochgradig funktionierende Ecolabel-Produkte. In 3 Schritten, wie Reinigung mit BioTech Reinigern (mikrobiologische Reinigung) funktioniert:

1. Reinigungsaktive Substanzen lösen Schmutz und transportieren ihn mit dem Wasser ab.

2. Biotechnologische Werkzeuge wie Fermentationsextrakte oder Enzyme zerkleinern den Schmutz, auch in den Poren.

3. Ausgewählte Mikroorganismen „essen und verdauen“ den zerkleinerten Schmutz, auch in den Poren, und arbeiten selbstständig weiter, solange Schmutz und Sauerstoff zur Verfügung stehen.

Spannend ist die Kombination BioTech mit Orbitaltechnik, z.B. für die Teppichreinigung: mit BioTech einsprühen, nach einer halben Stunde mit der Orbitalmaschine drüberfahren und der Boden kann wieder wie neu aussehen.

  • Reinigung mit ozonisiertem Wasser. Das Gerät zur Herstellung von ozonisiertem Wasser braucht nur einen Wasseranschluss und Strom. Mit relativ wenig Strom wird in dem Gerät Sauerstoff in Ozon umgewandelt (O2 + O = O3). Dann wird alles in normales Leitungswasser eingebracht. Zusammen ergibt dies das „Stabilized aqueous Ozon“ (SAO). Der Wirkmechanismus (auch desinfizierend):

1. Das Ozon wird von Keimen/Bakterien, Verschmutzungen und Geruchsursachen angezogen.

2. Das Ozon eliminiert die Keime/Bakterien, Verschmutzungen und Geruchsursachen, mit denen es in Berührung kommt. Es ist dabei vollkommen unschädlich für die Menschen und die Umwelt.

3. Nach der Desinfektion und Reinigung bleiben lediglich reiner Sauerstoff und Wasser zurück

  • Das Reflex-Wischsystem (Rekola Reflex), Alternative zum Flach­wisch­­mopp. Beim Reflex­-System wird ein mehrfach höherer spezifischer Bodendruck erzeugt, der eine erhöhte Reinigungsleistung zur Folge hat. Trotzdem ist der Mopp ergo­no­mischer zu bewegen als die verbreiteten Flachwischsysteme. Die Waschkosten werden durch die sehr viel leichteren Tücher laut Hersteller zwischen 50 und 80 % reduziert.    j

(*) In der nächsten Ausgabe Reinigung aktuell befasst sich Rainer Kenter – wie schon in seinem Vortrag am ReinigungsTag – auch mit dem Thema Innovationen im Bereich Robotik.

kommentare

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

neueste beiträge