Unsere Person des Jahres: Ursula Krepp, nicht nur Chefin vom Service Team, sondern auch über den Reinigungsbereich hinaus mit wichtigen Funktionen betraut (*), die sie jeweils sehr engagiert und vorausschauend ausfüllt.
Reinigung aktuell: Frau Krepp, Sie kamen von Deutschland nach Österreich. Wie kam es dazu? Wie entstand Ihr Unternehmen, das Service Team, und wie ist da die Konstellation der handelnden Personen?
Ursula Krepp: Ich habe meine Tätigkeit bei Dussmann in Nürnberg begonnen, Herrn Dussmann habe ich noch persönlich kennengelernt. Das war eine sehr spannende Zeit, als Spitzenmitarbeiter bei Dussmann wurde ich nicht nur in der Gebäudereinigung, sondern auch im Bereich Berufsfeuerwehr, Catering und Sicherheitsdienste ausgebildet. Durch meinen ursprünglich medizinischen Background wollte Dussmann mit mir jemanden haben, der sich in Krankenhäusern und Hygiene auskennt. So bin ich zur Reinigung gekommen. Danach habe ich ab 1996 für Dorfner in Nürnberg den Bereich Österreich aufgebaut. Dorfner hat mich damals gefragt, ob ich gleich nach Österreich übersiedle. Zunächst konnte ich mir das nicht vorstellen, ich hatte Familie und wollte in Deutschland bleiben. Ich habe mich in Österreich dann sehr wohl gefühlt und die Kunden schätzen gelernt. Eine gute Betreuung zählte ebenso wie die Qualität, der Umgang miteinander war menschlicher, und so habe mich 1998 entschlossen, als das Unternehmen hier erfolgreich wuchs, doch mit der ganzen Familie nach Österreich zu übersiedeln.
Mit der Konzernstruktur war ich auf Dauer aber nicht sehr glücklich. So haben mein damaliger Mann und ich uns 2002 entschlossen, uns mit Service Team selbstständig zu machen. Ich war für den Vertrieb und die Kalkulation zuständig. Auch mein älterer Sohn, Steffen Lyck, war von Anfang an mit dabei, Er hat bei einem anderen Dienstleister die Lehre gemacht, danach seinen Meister, er wollte das Handwerk von Grund auf lernen. Heute ist er Geschäftsführer. Der jüngere Sohn, Hanno Lyck, hat eine kaufmännische Ausbildung gemacht und ist dann später dazugekommen. Er macht heute meinen Part: Vertrieb, Marketing und Vertragswesen. Meine Söhne ergänzen sich mit ihren Fähigkeiten sehr gut. Das ist eine hervorragende Kombination, das war immer unsere Stärke, ein Service Team halt.
Meine Söhne ergänzen sich mit ihren Fähigkeiten sehr gut. Das ist eine hervorragende Kombination, das war immer unsere Stärke, ein Service Team halt.
Wie viel Zeit bleibt Ihnen mit den ganzen anderen Funktionen noch für das operative Geschäft?
Glücklicherweise werde ich seit ca. drei Jahren für das operative Geschäft nicht mehr intensiv gebraucht. Für meine anderen Funktionen wende ich sicher zwischen 25 und 30 Stunden in der Woche an Arbeitszeit auf. Im Betrieb bin ich je nach Terminplan ca zwei Tage in der Woche. Ich bin für meine „Altkunden“ da. Wenn es innerbetrieblich um Arbeitsrecht oder das Arbeitszeitgesetz geht, wir Prozesse neu entwickeln, wird meine Expertise gewünscht. Wo ich mich stark mit einbringe, ist die Qualitätssicherung sowie die Digitalisierung unserer Geschäftsprozesse. Wir sind einer der wenigen Betriebe, die von A bis Z durchdigitalisiert sind mit für die Kunden und Mitarbeiter sichtbaren Vorteilen. Ich erfasse gerade den CO₂-Fußabdruck für unseren Betrieb.
Weiters befasse ich mich mit der EU-Richtlinie NIS2, die Zertifizierung nach ISO 27001 wurde von uns soeben beauftragt.
Welche Wettbewerbssituation fanden Sie in Österreich bei der Gründung des Unternehmens vor?
Das war spannend, weil ich im Grunde sofort ab 1996 auch Krankenhäuser als Kunden gewinnen konnte. Das hat manchen Marktbegleiter nicht gefreut. Den ersten Reinigungsauftrag haben wir vom Elisabethinen Krankenhaus in Linz erhalten. Wir haben neue Reinigungstechnik und Arbeitsplatzbeschreibungen eingeführt. Es gab Aufregung darüber, dass wir keine Baumwollmopp mehr verwendeten, sondern aufbereitete Mikrofasermopp und vorpräparierte Tücher auch sehr bald Dosieranlagen installierten.
Sie haben auch das Gütesiegel für die Gebäudereiniger-Branche mitentwickelt….
Ja. Eine ISO 9001 setzt jeder größere Kunde voraus, das stellt für ihn nur sicher, dass die Rechnung richtig kommt. Wichtiger finde ich, dass mit dem Gütesiegel TÜV Austria Standard für Gebäudereinigung der TÜV prüft, ob die Arbeitssicherheit gegeben ist, ob die Strukturen, die wir dem Kunden anbieten, tatsächlich auftragsgemäß in seinem Objekt zu sehen sind, die Reinigung gemäß Leistungsverzeichnis funktioniert, der sichtbare Grad der Reinigung der Ausschreibung und dem LV entspricht. Die Arbeitsbedingungen des Personals sind ein weiterer wichtiger Schwerpunkt bei dieser Zertifizierung. Der TÜV dokumentiert, welche Funktion zu welcher Uhrzeit mit welchem Stundenausmaß von der jeweiligen Mitarbeiterin oder dem Mitarbeiter erbracht wird. Diese Daten werden im Lohnbüro durch Einblick in die Dienstverträge und Lohnabrechnung abgeglichen. Wird KV-treu entlohnt? Ist das Unternehmen finanziell sicher aufgestellt? – hier zählt das Bilanzergebnis. Wir Gebäudereiniger hatten den Ruf, dass wir von dem leben, was wir nicht tun. Deshalb hat ein Arbeitskreis aus einigen namhaften Unternehmern damals dieses Siegel entwickelt. Ich finde es schade, dass nur so wenige Unternehmen sich dieser Zertifizierung unterziehen. Dieses gibt den Kunden und auch Mitarbeitern eine hohe Sicherheit.
Service Team ist überdies schon sehr lange nach ISO 14001 umweltzertifiziert. Das Umweltthema und die Gesundheit unserer Mitarbeiter sind uns wichtig, sowie die Arbeitssicherheit mit der ISO 45001, ISO 9001 ist Standard.
In welcher Reihenfolge Ihrer Funktionen würden Sie die jeweilige Wichtigkeit sehen? Oder was nimmt Ihnen am meisten Zeit?
Die meiste Zeit habe ich in den letzten fünf Jahren in die Tätigkeit im Verwaltungsrat der ÖGK investiert. Diese Funktionsperiode läuft mit Ende des Jahres ab. Dann die Funktion als Landesinnungsmeisterin, auch für die KV-Verhandlungen, die Bundesinnung, als Dienstgebervertreterin im AMS Österreich sowie als Spartenobmann-Stellvertreterin der Sparte Gewerbe und Handwerk.
Die Herausforderungen in den einzelnen Funktionen?
Als stellvertretende Obfrau der Sparte Gewerbe und Handwerk kämpfe ich gegen wirtschaftsfeindliche und wettbewerbshemmende Regelungen. Gemeinsam mit dem Netzwerk der Wirtschaftskammer und im Wirtschaftsbund wird im Idealfall nach Lösungen gesucht – wie bei der ungerechten Berechnung der ORF-Gebühr für uns DFG, hier hat es für unsere Betriebe eine entlastende Lösung gegeben.
Eine besondere Herausforderung für mich als Landesinnungsmeisterin sind die jährlichen KV-Verhandlungen, die sehr viel Zeit binden.
Das Projekt CO₂-Fußabdruck ist ein Beispiel für eine Branchenlösungen. Viele Unternehmer wissen noch gar nicht, was mit den zahlreichen Berichtspflichten in naher Zukunft auf sie zukommt, in welcher Fülle und in welcher Kürze der Zeit. Ich nehme mir die Zeit, diese Probleme zu ergründen, Lösungen oder Hilfestellung für die Gebäudereiniger-Branche bzw. für die anderen Branchen in der Sparte zu erarbeiten. Ich mache jetzt einen Fußabdruck noch mit vier anderen Firmen, sodass wir für die DFG bundesweit einen CO₂-Fußabdruck pro gereinigten Quadratmeter oder pro Reinigungsstunde vorweisen können. Das ist ein enormer Aufwand, unterstützt durch einen externen Berater und Experten der WKOÖ. Die Wirtschaftskammer hat supertolle gratis Tools, die kaum jemand kennt.
Thema AMS, wo sehen Sie da die Herausforderungen?
Das ist ganz spannend. Als Unternehmerin kann ich die Sicht der Dienstgeber bei Reformen oder Diskussionen zu Schulungsmaßnahmen wirkungsvoll einbringen. Es ist mir ein Ärgernis, dass neben dem Bezug des Arbeitslosengeldes noch immer eine geringfügige Beschäftigung möglich ist. Das ist ein Fehler im System. 40.000 Menschen arbeiten derzeit geringfügig neben ihrem Arbeitslosengeldbezug, wenn nur die Hälfte davon dann auch arbeiten ginge, hätten wir 20.000 Arbeitskräfte mehr am Markt. Aber die Politik ist dagegen. Minister Kocher hatte wirklich gute Ideen, wir durften uns einbringen. Mit Johannes Kopf als AMS-Chef sind wir optimal aufgestellt, ich könnte mir keinen besseren AMS-Chef denken. In Oberösterreich wird das AMS mit Geschäftsführerin Frau Iris Schmidt sehr kompetent vertreten. Es wird stark in Weiterbildung für die arbeitslosen Dienstnehmer investiert, auf der anderen Seite aber Druck vor allem auf junge Arbeitslose gemacht, eine Ausbildung bzw. Arbeit anzustreben.
Es muss unser Grundsatz sein: Fördern, ja, aber auch fordern. Von denen, die stärker sind, kann man auch stärker fordern, finde ich.
Die Digitalisierung wird ständig neu gedacht, wir investieren in Umweltfreundlichkeit, Nachhaltigkeit und neue Technik.
Haben Sie unternehmerische Ziele, umsatzmäßig oder …?
In diesen Zeiten freut man sich, wenn man keinen Umsatz verliert. Unser Ziel ist selbstverständlich, weiter zu wachsen. Die Digitalisierung wird ständig neu gedacht, wir investieren in Umweltfreundlichkeit, Nachhaltigkeit und neue Technik. Service Team ist Spezialist für die Reinigung in der Großindustrie sowie für die Lebensmittelindustrie und alle Kunden, die anspruchsvoll sind. Wir sind kein Unternehmen für ein Büro Ladenlokal, das einmal die Woche eine Reinigung braucht. Das tun wir nicht.
Ist Ihr Engagement für die Umwelt nicht manchmal frustrierend, wenn man denkt, dass man, die Problematik global betrachtend, als Einzelner eh nichts ausrichten kann?
Das sehe ich nicht so. Ich bin überzeugt, jeder muss im Kleinen bei sich anfangen. Ich habe mir die Frage auch gestellt, es ist viel Arbeit, die Daten des Verbrauchs von Material und Energie usw. auszuwerten, zu strukturieren. Ein Vorteil aus dieser Arbeit ist eine neue, tiefere Einsicht in den eigenen Einkauf. Es sind nicht mehr die Stückzahlen wichtig, sondern die verbrauchten Liter oder Kilogramm, z. Bsp. Müllsäcke. Zu hinterfragen ist: Muss ich mir so oft etwas liefern lassen? Kann ich manche Artikel nicht seltener bestellen, einfach um auch die Wegezeiten der Lieferanten zu sparen? Wir alle haben teure Ressourcen und wenig Personal, jeder muss seinen Beitrag für die Umwelt leisten. Dazu gehört auch die moderne Gebäudereinigung mit vorpräparierten Tüchern und Mopp, Hochkonzentrate dosiert per Computer. Wir produzieren weniger Abfall, wir verbrauchen weniger Wasser und Energie, für die eigenen Mitarbeiter und die Mitarbeiter der Auftraggeber ist es gesünder. Für mich ist das selbstverständlich und keine Zeitverschwendung.
Was erwarten Sie sich von der Robotik für die Reinigung?
Die Robotik wird uns behilflich sein bei der Personalknappheit, die ja weiter voranschreiten wird. Die Robotik müsste sich jedoch schneller weiterentwickeln. Roboter für die Großflächenreinigung, so weit sind wir schon, für große Verwaltungsgebäude sollte ein Roboter dann selbständig und sicher den Aufzug nutzen können. Zu Zeiten, in denen der Roboter fährt, muss derzeit noch Servicepersonal vor Ort sein. Wenn dies wegfiele, könnte in nutzungsfreien Zeiten auch nachts gereinigt werden. Da ist noch ein Entwicklungsweg zu gehen. Weil Robotik noch nicht die Lösung ist, werden unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Büroreinigung unverzichtbar sein. Türen auf- und zuschließen, Oben- und Nebenarbeiten, was, wie und wann gereinigt wird — das kann ein Roboter (noch) nicht.
(*) Ursula Krepp, Chefin der Service Team Gebäudemanagement GmbH, hat darüber hinaus auch folgende Funktionen inne:
Arbeitgeber_innenvertretung im AMS-verwaltungsrat
Stelllvertrende Obfrau Sparte Gewerbe und Handwerk
OÖ Landesinnungsmeisterin
Bundesinnungsmeister-Stellvertreter