„Konferenzschaltung“ mit Simon Meinschad, Geschäftsführer hollu System-hygiene GmbH, und Mag. Duko Stojakovic´, Geschäftsführer der Werner & Mertz Professional Vertriebs GmbH, zur Frage, ob die COVID-19-Pandemie in der
Chemie-Industrie etwas verändern wird.
Text: Hansjörg Preims
Werden sich die Lieferketten, die Rohstoffbezugsquellen verändern?
Meinschad: „Das hängt sehr stark davon ab, inwieweit die Gesetzgebung eingreift und europäische Regeln definiert. Man hat ja gesehen, wie schnell Österreich auf sich alleine gestellt ist. Jahrelange Lieferpartner liefern plötzlich keine Ware mehr. Sollte es in dieser Hinsicht keine gesetzlichen Änderungen geben, werden sich die Lieferketten notgedrungen ändern. Die Abhängigkeit ist zu diskutieren und die Fertigungstiefe für jedes Unternehmen zu hinterfragen. Wir machen das auf jeden Fall für hollu.“
Stojaković: „Wir nehmen an und hoffen auch, dass sich künftig der bereits einsetzende Trend fortsetzen wird und dass die Merkmale wie Qualität, Nachhaltigkeit, Zuverlässigkeit und zeitnahe Verfügbarkeit der Waren wichtiger sein werden als nur der niedrigste Preis auf Kosten der Natur oder Gesellschaft.“
Wird es eine andere, größere Bevorratung/Lagerhaltung geben?
Meinschad: „Wir gehen davon aus, dass das Problem der Warenverfügbarkeit unser ständiger Begleiter sein wird. Bei strategischen Rohstoffen ohne Alternativ-Lieferanten aus der Region oder bei Rohstoffen, die nur aus einer einzigen Region kommen, ist die Lagerhaltung – oder wie wir es immer nennen: der Mut zu Beständen – neu zu denken. Eine Lösung wäre die Bildung von strategischen Partnerschaften mit anderen Herstellern und Mitbewerbern. Dort, wo wir die gleichen Herausforderungen am Markt haben, sollten wir mehr Zusammenarbeit suchen.“
Stojaković: „Da wir nur in EMAS-zertifizierten Werken in Mainz und Hallein produzieren, können wir ohne größere Veränderungen, mit den bewährten Mitteln und Prozessen unsere Kunden bedienen. Aber für die gesamte Industrie erwarten wir einen stärkeren Produktionsfokus Richtung Europa – zumindest in systemrelevanten Industrien.“
Werden heimische Hersteller in irgendeiner Form – steuerlich, rechtlich – bevorzugt werden bzw. sollte das so sein?
Meinschad: „In jedem Fall, aber nicht nur aus der aktuellen Corona-Sicht, sondern aus dem sozial ökologischen Verantwortungsbewusstsein heraus. Regionale Beschaffung schont die Umwelt und schafft regionale Arbeitsplätze. Man hat jetzt gesehen, wie schnell andere Länder den Warenfluss zu Österreich verbieten, weshalb auch eine steuerliche und rechtliche Bevorzugung zu überlegen ist.“
Stojaković: „Es sollte viel mehr in Richtung nachhaltiger Produkte, Produktionen und Prozesse gesteuert werden, damit keine Benachteiligung der heimischen Industrie erzeugt wird. Wenn ein Unternehmen 100 Prozent erneuerbare Energie einsetzt oder beispielsweise alle Verpackungen aus Altplastik herstellt – dafür sollte es Incentives geben, damit mehr Firmen diesen Weg zur Kreislaufwirtschaft einschlagen.“
Wird sich die Produktpalette verändern (erweitern, verkleinern, prozentuell verschieben ..)?
Meinschad: „Eine Erweiterung der Produktpalette macht nur dann Sinn, wenn auch entsprechende Mengen hinter dem Produkt liegen. Sonst führt es zu verminderter Effizienz. Es wird daher zu keiner massiven Erweiterung der Produktpalette kommen. Eine Verschiebung des Sortiments als Antwort auf das erhöhte Hygienebewusstsein, beispielsweise hin zu berührungslosen Handhygienespendern oder vermehrtem Angebot von Desinfektionslösungen für Hände und Oberflächen etc., kann ich mir sehr gut vorstellen.“
Stojaković: Wir glauben schon, dass viel mehr Menschen auch auf die persönliche Hygiene, Desinfektion und Pflege Wert legen werden und dadurch dieser Bereich langfristig wichtiger wird.“
Welche allfälligen Konsequenzen wird es für Chemie in den verschiedenen Kundenkreisen (Hotellerie/Gastronomie, gewerbliche Reinigung, Gesundheitswesen, Industrie) geben?
Meinschad: „Ich bin überzeugt, dass Österreich im europäischen Vergleich in Sachen Hygienebewusstsein bereits jetzt ganz weit vorne liegt. Die Entwicklung wird deshalb weniger in der Produktwelt liegen, sondern stärker in der Konsequenz der Umsetzung – sprich: in der Professionalisierung der Reinigungs- und Hygieneprozesse.“
Stojaković: „Sichere und nachhaltige Systeme werden weiterhin gefragt sein und natürlich das richtige Service und die Fachberatung, damit der Kunde und Anwender das passende Produkt in entsprechender Dosierung richtig anwendet.“
Sonstige Themen, die aus Ihrer Sicht interessant/relevant sind für die Branche?
Meinschad: „Um den neuen Herausforderungen gerecht zu werden, braucht es neue Werkzeuge. Tools wie unsere digitale Innovation NOA gewährleisten eine neue Prozesssicherheit und helfen dem Kunden, eine nie da gewesene Verlässlichkeit in der Abarbeitung der täglichen Reinigungs- und Desinfektionsabläufe zu erlangen. Was entscheidend ist, um Kreuzkontaminationen zu verhindern und das allgemeine Gesundheitsrisiko zu minimieren. Das, worum es schlussendlich geht.“
Stojaković: #bleibgesund